Die Auseinandersetzung mit unserer jüngsten Vergangenheit erfordert gewiss ein Wissen um Fakten, aber das genügt nicht, nötig ist auch der Versuch ihrer Deutung, ohne die keine Folgerung und keine Lehre gezogen werden können.
Jede Revolution ist viel weniger Bauplatz der Zukunft als Auktion der Vergangenheit.
Die Menschen der alten Zeit sind auch die der neuen, aber die Menschen von gestern sind nicht die von heute.
Das, was war, wirkt auf uns allemal tiefer, als das, was ist.
Chinesische, indische, ägyptische Altertümer sind immer nur Kuriositäten. Es ist sehr wohlgetan, sich und die Welt damit bekannt zu machen; zu sittlicher und ästhetischer Bildung aber werden sie uns wenig fruchten.
Es gibt wenig Menschen, die sich mit dem Nächstvergangenen zu beschäftigen wissen. Entweder das Gegenwärtige hält uns mit Gewalt an sich oder wir verlieren uns in die Vergangenheit und suchen das völlig Verlorene.
Liegt dir Gestern klar und offen, / wirkst du heute kräftig frei, / kannst auch auf ein Morgen hoffen, / das nicht minder glücklich sei.
Nichts ist zarter als die Vergangenheit. / Rühre sie an wie ein glühend Eisen; / denn sie wird dir sogleich beweisen, / du lebest auch in heißer Zeit!
Unter mancherlei wunderlichen Albernheiten der Schulen kommt mir keine so vollkommen lächerlich vor als der Streit über die Echtheit alter Schriften, alter Werke. Ist es denn der Autor oder die Schrift, die wir bewundern oder tadeln?
Wenn wir uns dem Altertum gegenüberstellen und es ernstlich in der Absicht anschauen, uns daran zu bilden, so gewinnen wir die Empfindung, als ob wir erst eigentlich zu Menschen würden.
Wer das Vergangene kennte, der wüßte das Künftige. Beides / schließt an heute sich rein als ein Vollendetes an.
Wer nicht von dreitausend Jahren / sich weiß Rechenschaft zu geben, / bleib im Dunkeln unerfahren, / mag von Tag zu Tage leben.
Die Zeiten der Vergangenheit / Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.
Die Vergangenheit und die Erinnerung haben eine unendliche Kraft
In der Vergangenheit ist reichlicher Stoff zur Freude und Wehmut, zur Zufriedenheit mit sich und zur Reue, da hat man mit sich, mit andern, mit dem Geschicke gekämpft, gesiegt und unterlegen; was da gefunden wird, das ist wahrhaft gewesen, das ist, wenn es schmerzlich war, untilgbar wie eine Narbe, und wenn es freudig war, unentreißbar wie ein der Seele eingewachsener Gedanke; es ist ferner rein von der Ängstlichkeit, der Besorgnis der Zukunft
Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft
Ich möchte fast glauben, Herr Pastor, wir alle sind Gespenster. Nicht bloß das geht in uns um, was wir von Vater und Mutter geerbt haben. Es sind allerhand alte, abgestorbne Ansichten und allerlei alter, abgestorbner Glaube und dergleichen. Es lebt nicht in uns, aber dennoch sitzt es fest in uns, und wir können's nicht loswerden.
Da stehen die Säulenstümpfe wie niedergebrannte Kerzen eines Gottesdiensts, der vorbei ist.
Spiegel der Zukunft sei das Vergangene? Doch die Geschichte wirkt ins Gewebe der Zeit nimmer das nämliche Bild.
Ich kannte einen Gelehrten, der so oft den Homer las und so in der klassischen Welt lebte, daß er das Wort "angenommen" nicht richtig lesen konnte, sondern stattdessen immer "Agamemnon" las.
Mir ist es immer vorgekommen, als wenn man den Wert der Neuern gegen die Alten auf einer sehr falschen Waage wäge und den letztern Vorzüge einräumte, die sie nicht verdienen. Die Alten schrieben zu einer Zeit, da die große Kunst, schlecht zu schreiben, noch nicht erfunden war, und bloß schreiben hieß gut schreiben.
Wann war die goldne Zeit? Welt hat ja allezeit / geklaget über Krieg, Not, Sünd und Sterblichkeit.
Trau der Zukunft nicht, - begraben / Lass Vergangenheit, was tot; / Freudig Schaffen soll uns laben, / Herz in der Brust und über uns Gott!
Kein Mensch, der über die Vergangenheit genau Bescheid weiß, wird die Gegenwart düster oder verzagt sehen.
Wer zu viel rückwärts blickt, fällt leicht.
Die Schriften der Alten, die guten Schriften von Kraft und Saft, können mich fast zu allem bewegen, wozu sie wollen, und diejenige Schrift, die ich gerade lese, scheint mir jedesmal die überzeugendste. Ich finde, daß sie alle der Reihe nach Recht haben, mögen sie sich auch oft widersprechen.
Gerade den besten Gesetzen der Vorfahren geben wir leichten Herzens den Abschied. Geht es aber um Verhältnisse, die sie klüger hätten gestalten können, da greifen wir sogleich und mit Freuden zu jener billigen Ausrede von der guten Tradition und verbeißen uns in das Althergebrachte wie wütende Köter.
Den allermeisten von denen, welche von ihrer Universitätszeit an so selbstgefällig und ohne Scheu in den erstaunlichen Trümmern jener antiken Welt herumwandern, sollte eigentlich aus jedem Winkel eine mächtige Stimme entgegentönen: "Weg von hier, ihr Uneingeweihten, ihr niemals Einzuweihenden! Flüchtet schweigend aus diesem Heiligtum!"
Hier wird es deutlich, wie notwendig der Mensch neben der monumentalischen und antiquarischen Art, die Vergangenheit zu betrachten, oft genug eine dritte Art nötig hat: Die kritische. Und zwar auch diese wiederum im Dienste des Lebens. Er muß die Kraft haben und von Zeit zu Zeit anwenden, eine Vergangenheit zu zerbrechen und aufzulösen, um leben zu können. Dies erreicht er dadurch, daß er sie vor Gericht zieht, peinlich inquiriert und endlich verurteilt.
Der, dessen Vergangenheit frei ist von Schuld, kann sich in ihr ergehen wie in einem friedlichen Garten.
Diejenigen, die sich nicht der Vergangenheit erinnern, sind verurteilt, sie erneut zu durchleben.
Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.
Die Werke der Alten sind der Nordstern für jedes künstlerische oder literarische Streben. Geht der euch unter, so seid ihr verloren!
Die Ruine schafft die gegenwärtige Form eines vergangenen Lebens, nicht nach seinen Inhalten oder Resten, sondern nach seiner Vergangenheit als solcher.
Seit die Vergangenheit aufgehört hat, ihr Licht auf die Zukunft zu werfen, irrt der menschliche Geist in der Finsternis.
Vergangenheit wird uns ein düstrer Traum, / Am Horizont ein schwarzer Wolkensaum;
Man klagt, daß alte Lieb' und Treue sei verloren, / daß aller Segen sich verkehrt in einen Fluch; / allein, wenn ich die Zeit, die vorhergeht, durchsuch', / so dank' ich Gott, daß ich in dieser bin geboren.
Erzähle mir die Vergangenheit, und ich werde die Zukunft erkennen.
Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.
Vergangenheit kann man nicht bewältigen, man kann sie nur verantwortlich zu verstehen versuchen.
Die besten Mittel, um mit einer schweren Vergangenheit fertig zu werden, sind nicht Abrechnung und Strafe, sondern offene und befreiende Aussprachen über persönliche Schicksale in bitteren Zeiten.
Niemand soll sich täuschen: Die bösen Geister der Vergangenheit sind in Europa nicht auf alle Zeit gebannt.
Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.
Schau nicht so genau auf meine Vergangenheit - ich leb' da nicht mehr!
Wir können nicht beliebig lange ungestraft von den Erfolgen der Vergangenheit leben.
Wer zuviel in der Vergangenheit rumstochert, kommt nicht in die Zukunft, weil er die Gegenwart nicht meistern kann.
Immer weniger Menschen kennen die Zeit des Krieges und gar die Zeit vor dem Krieg noch aus eigener Erfahrung, die Architekten des Wiederaufbaus treten ab. Und der Generationswechsel läßt nicht nur die Zeitzeugen des Holocaust allmählich verstummen. Es verblassen auch die Erfahrungen von Verfolgung und Massenmord, von Kriegen und Vertreibungen, von durchlittenen Bombennächten, von Sprech- und Denkverboten. Auch diese Erfahrungen haben das Denken einer ganzen Generation stärker geprägt, als es die Fernsehbilder von heute je können werden. Also müssen sie so gut wie möglich an die kommenden Generationen weitergegeben werden. Das ist unsere Pflicht vor der Geschichte.
Aus erlebter Vergangenheit beginnt Geschichte zu werden.
Für jeden gibt es irgend etwas Wichtiges, das verdammt lang her ist.
Die Welt ist nicht schlechter geworden. Nur die Nachrichtendienste wurden besser.