Adalbert Stifter

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Alles zerfällt im Augenblick, wenn man nicht ein Dasein erschaffen hat, das über dem Sarge noch fortdauert. Um wen bei seinem Alter Söhne, Enkel und Urenkel stehen, der wird oft tausend Jahre alt.

Alles zerfällt im Augenblicke, wenn man nicht ein Dasein erschaffen hat, das über dem Sarge noch fortdauert. Um wen bei seinem Alter Söhne, Enkel und Urenkel stehen, der wird oft tausend Jahre alt.

Anmaßung geht niemals aus einem Dasein, sondern nur stets aus einem Mangel hervor.

Das beste, was der Mensch für einen anderen tun kann, ist doch immer das, was er für ihn ist.

Das Große geschieht so schlicht wie das Rieseln des Wassers, das Fließen der Luft, das Wachsen des Getreides. Darum ist irgendeine Heldentat unendlich leichter und auch öfter da als ein ganzes Leben von Selbstbezwingung und unscheinbarem Reichtum oder als ein freudiges Sterben.

Das Mutterherz ist der schönste und unverlierbare Platz des Sohnes, selbst wenn er schon graue Haare trägt. Und jeder hat im ganzen Weltall nur ein einziges solches Herz.

Das Weib erträgt den Himmel nicht!

Der Mensch kann nicht leben ohne das sittlich Große, ja, wenn es ihm entzogen wird, verlangt er danach mit heftigerem Hunger als nach jedem anderen Ding dieser Erde.

Der Schmerz ist ein heiliger Engel, und durch ihn sind die Menschen größer geworden als durch alle Freuden der Welt.

Der wahre Künstler stellt sich die Frage gar nicht, ob sein Werk verstanden werden wird oder nicht.

Die Kunst ist die irdische Schwester der Religion. Wenn wir ein Herz haben, sie zu vernehmen, dann werden wir erhoben und beseligt.

Die Liebe ist ein schöner Engel, aber oft ein schöner Todesengel für das gläubige betrogene Herz!

Ein so kurzer Brief kommt mir vor, als ob zwei Freunde, die sich lange nicht gesehen haben, an einem Ort zusammenkämen, sich da einen guten Morgen wünschten und wieder von dannen gingen.

Es ist ein wahres Glück, daß ich krank geworden bin; denn das Buch wird jetzt viel schöner.

Es ist so ein schönes Gefühl, das wir haben, wenn wir die Schriftzüge eines entfernten lieben Freundes erblicken und durchwandern, und wenn wir aus jeder Zeile seinen Geist, sein Herz, sein Leben und Weben hervorblicken sehen: So scheint mir dies eine Art geistigen Umganges und Genusses, die Worte vertreten die Stelle des abwesenden Lieblings, und jede Kleinigkeit hat Wert für den begierigen Leser.

Ich brauche Ruhe und Heiterkeit der Umgebung und vor allem Liebe, wenn ich arbeite.

Ich habe Ahnungen nie geleugnet, da dem Menschen ein Wissen auch ohne die Sinne, die Untersuchung, die Erfahrung und dergleichen zukommen kann, welches Wissen so gewiss ist wie jedes andere, ja gewisser, da der Verstand irren kann.

In Bezug auf Charakter ist es wie bei der Begabung ein menschliches Gesetz, dass der Gesinnungstüchtigste auch der Bescheidenste ist, ja, die Bescheidenheit ist selber nur ein Bestandteil der Gesinnungstüchtigkeit, so wie die Milde stets ein Bestandteil der Kraft ist.

Ist denn nicht das Schreiben selbst eine Unterredung mit dem Freunde? Mir wenigstens ist es fast ebenso süß, an ferne Liebe zu schreiben, als von ihnen Briefe zu empfangen.

Macht in Amt und Würde, Größe und Ansehen durch Geburt, ja selbst die glänzendsten Begabungen und Talente sind nichts und verschwinden gegen das einzig Große, was der Mensch zu erreichen vermag: die Rechtschaffenheit und Schönheit des Charakters.

Nur die Liebe kann erziehen. Darum muß die Mutter das meiste in der Erziehung tun, weil sie die meiste Liebe hat. Ohne Liebe bleibt das beste Erziehungssystem totes Wissen.

Was nun die Besteigung des Berges betrifft, so geschieht dieselbe vom Tale aus.

Was wäre denn der Künstler, wenn ihn gleich jeder Narr verstünde?

Wenn ich so zurückdenke an meine einstige Jugend, so ist es mir: Wo sind denn die Jahre hingekommen, und wie bin ich denn so alt geworden? Da ist noch alles so schön wie gestern - die Berge stehen noch, die Sonne strahlt auf sie herunter, und die Jahre sind dahin als wie ein Tag.

Wer den Übermut anderer früher ertragen mußte, wird, sobald er frei ist, nicht etwa gerecht, sondern nur seinerseits übermütig. Das ist der große Unterschied, aus Gehorsam gehorchen oder aus Achtung vor dem Gesetze.

Wer sich so herausgebildet hat, dass er seine Leidenschaften beherrscht, ja, dass er gar keine mehr hat, wer daher gegen sich selbst strenge ist und einfach das Rechte tut, der ist auch gegen andere gerecht, er gibt ihnen den Raum ihrer Entwicklung und verfällt nicht sogleich in Ungeduld und Anmaßung, wenn sie auf diesem Wege noch weit hinter ihm sind.

Wie hat Gott den Menschen beglückt, dass er ihm gab, Liebe empfinden und Liebe schenken zu können! Aber was sage ich, dem Menschen? Die ganze Welt ist auf Liebe gebaut, ein Meer von Liebe ist alles.

Zuletzt ist Aberglaube schöner, heiliger, kräftiger als jene sieche Kraftlosigkeit des Indifferentismus, der bei den Worten Gott, Unsterblichkeit, Ewigkeit nichts denkt und sie nur als Redeform im Munde führt.

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