Theodor Herzl

121 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Ein Philosoph muß schweigen, ein Politiker reden können.

Ein Regierungsmensch muß von dem Grundsatze ausgehen: das Widrige, das ich nicht ganz verhindern kann, lasse ich unbehelligt laufen; dann wird es sich verlaufen

Ein Volk kann sich nur selbst helfen; kann es das nicht, so ist ihm eben nicht zu helfen.

Ein Volk kann warten. Es lebt länger als Menschen und Regierungen.

Einem Volke kann man nicht philanthropisch helfen, sondern einzig und allein politisch.

Einzelne schlecht gelaunte Moralisten behaupten, dass es keine hilfsbereiten Freunde gäbe. O doch! Es gibt viele Leute, die einem helfen, wenn man sie nicht mehr braucht.

Es braucht oft tausend Jahre, bis die Menschheit mit all ihren Weisen und Starken das begreift, was man einem kleinen Kinde in zwei Minuten erklären kann.

Es dauert sehr lange, bis eine Melodie die Welt erobert. Hat sie sich aber endlich in alle Herzen hinein gesungen, dann ist es auch um sie geschehen; sie ist alt, sie stirbt.

Es genügt nicht, daß wir uns als ein Volk fühlen und erkennen; nach dem Volksbewußtsein muß auch der Volkswille erwachen.

Es gibt eine Pflicht der Intellektuellen, wie es in alten Zeiten ein Noblesse oblige! gab. Es ist die Pflicht, an der Erhöhung des Menschengeschlechtes mitzuwirken, jeder nach seiner Kraft und Einsicht.

Es gibt mehr Appetit als Hühner auf der Erde.

Es gibt nur eine Art, vornehm zu sein: die besteht darin, dass man viel von sich selbst verlangt und nicht das mindeste Gewicht darauf legt, ob die andern das anerkennen oder auch nur sehen.

Es wird immer zu den großen Merkwürdigkeiten gehören, daß die Herren gleichzeitig um Zion beten und gegen Zion auftreten.

Es wäre ja keine Schande, eine menschenfreundliche Utopie geschrieben zu haben.

Esprit de conduit hat eigentlich viel Ähnlichkeit mit dem esprit de l'escalier. Auf der Treppe beim Weggehen sind wir ja alle in der Regel viel gescheiter, als im richtigen Augenblick.

Furcht macht Spalier.

Für den Ton in einer Gesellschaft sind immer die Frauen verantwortlich

Ganze Äste des Judentums können absterben, abfallen; der Baum lebt.

Gott zerbricht die Werkzeuge, deren er sich bedient hat.

Große Tröster wird die Menschheit immer brauchen! Solange sie leben, nennt man sie Narren, Tagediebe, und wenn sie aufgehört haben, in beleidigender Größe unter uns herumzuwandeln, nennt man sie Genies.

Hat nicht er selbst, der große Pessimist, Schopenhauer, sich immer an seine kommende Gemeinde gewendet? Auch er glaubte also über die Verneinung hinweg an das Zukünftige. Dieses ist das Einzige, wovon man nicht enttäuscht wird.

Ich habe niemals Wunder versprochen, sondern nur die Selbsthilfe als den Weg der Erlösung bezeichnet.

Ich meine nicht, daß es etwas Unrechtes sei, wenn man sich mit Geschäften abgibt. Nur ein Schriftsteller soll kein Geschäftsmann sein, und beim Diener einer Volksbewegung ist es etwas Unerträgliches.

Ich weiß so gut, wie ein anderer, daß der hohe Zweck der Demokratie ist, das Überragen Einzelner zum Wohle der Gesamtheit zu zerstören.

Im übrigen ist die Politik bei uns in Altneuland kein Geschäft oder Beruf, weder für Männer noch für Frauen. Leute, die von ihrer deklamierten Überzeugung zu leben versuchen, statt von ihrer Arbeit, werden rasch erkannt, verachtet und unschädlich gemacht.

Immer ist die Sehnsucht in den Werken der Kunst, ja vielleicht ist die Kunst überhaupt nichts anderes als Sehnsucht, die gestaltet wird. Sie schafft sich das Unerreichbare, und dieses ist das Einzige, was wert ist, verlangt zu werden.

In allen Parlamenten der Welt ist ja keiner, der auf dem Wege von der Opposition zur Regierung nicht ein wenig mit seiner Vergangenheit gebrochen hätte.

In einem Worte ist unsere Tätigkeit und ihr Fortgang zusammenzufassen: Wir organisieren die Judenheit für ihre kommenden Geschicke.

Israel! Andere Völker waren auch von Mißgeschicken heimgesucht, aber es kommt ihnen immer wieder eine ungetrübte Zeit. Jedem Kriege folgt ein Frieden. Nur das verstreute Israel wird immer besiegt und kommt nach den Niederlagen nicht zur Ruhe.

Ja, nur das Phantastische ergreift die Menschen. Und wer damit nichts anzufangen weiß, der mag ein vortrefflicher, braver und nüchterner Mann sein und selbst ein Wohltäter im großen Stil. Führen wird er die Menschen nicht, und es wird keine Spur von ihm bleiben.

Jedes Kunstwerk ist eine Offenbarung — des Könnens oder des Nichtkönnens.

Jedes Tagebuch enthält eine Pose.

Jedes Werk hat Fehler, die nur sein Erzeuger kennt; jeder Reichtum hat Lücken, die nur sein Besitzer sieht.

Kapital ist angesammelte Energie und folglich wie andere Akkumulatoren für nützliche Arbeit verwendbar.

Keinen größeren Gegensatz gibt es im Staate, als den zwischen Landmenschen und Stadtmenschen, und wir hassen gerne dasjenige, was wir nicht verstehen.

Komiker verstehen keinen Spaß.

Man gehört einem Vaterland nicht an, sondern es gehört einem; jedem einzelnen gehört das ganze Vaterland. Wem aber sein Vaterland nicht gehört, der ist übel dran.

Man gratuliert zu einem Erfolg! Wie überflüssig. Der Erfolg ist ja schon die Freude, die nicht mehr übertroffen werden kann.

Man wird von der Arbeit müde wie vom Müßiggang, wenn auch viel später.

Mauschel ist der Fluch des Juden.

Mein Gott, wer lügt im Süden nicht? Dort klingen Lügen nur wie Märchen.

Mit ihrem Neid und ihrer Undankbarkeit leidet die Demokratie keine Größen.

Mit jeder unerzwungenen Handlung suchen wir eine persönliche Befriedigung, wenn wir nicht wahnsinnig oder heilig sind.

Nichts ist den Frauen lieber, als wenn ihre Überlegenheit recht deutlich hervortritt.

Nur die sichtbaren Ghettomauern sind gefallen.

Ohne Trost und haltlos und feige sind nur diejenigen, die noch nicht weise und nicht mehr gläubig sind.

Poesie und Weisheit beginnen, glaube ich, dort, wo man darauf verzichtet, sie schriftlich festzuhalten.

Ruhm besteht nicht im Beifall der Menge, sondern im Urteil der Geschichte. Je größer ein Mensch ist, desto länger kann er darauf warten, daß man ihn versteht, sei es auch erst in fernen Tagen.

Schonungslos sind wir nur gegen die Nahestehenden.

Sie vergessen, daß wir in künftigen Zuständen leben, denn das Heute ist die Zukunft von Gestern.

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