José Ortega y Gasset

41 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Alter ist immer noch das einzige Mittel, das man entdeckt hat, um lange leben zu können.

Amerika hat noch nicht gelitten. Man täuscht sich, wenn man ihm schon die hohe Fähigkeit des Herrschens zubilligen möchte.

Amerika hat noch nicht gelitten. Man täuscht sich, wenn man ihm schon die hohe Fähigkeit des Herrschens zubilligen möchte.

Auserwählt ist jeder, der von einem hohen Grad von Vollkommenheit und Selbstgenügsamkeit nach weiterer Vervollkommnung und schärferen Ansprüchen an sich selbst strebt.

Bei einem großen Teil derjenigen afrikanischen Völker der Gegenwart, die sich einer Bantusprache bedienen, wird der Sachverhalt "Verbrechen" mit einem Wort ausgedrückt, das soviel bedeutet wie "Dinge, die dem Stamme verhaßt sind", will sagen, der öffentlichen Meinung zuwiderlaufen.

Charakteristisch für den gegenwärtigen Augenblick ist es jedoch, daß die gewöhnliche Seele sich über ihre Gewöhnlichkeit klar ist, aber die Unverfrorenheit besitzt, für das Recht der Gewöhnlichkeit einzutreten und es überall durchzusetzen.

Das allgemeine Stimmrecht gab der Masse nicht das Recht zu entscheiden, sondern die Entscheidung der einen oder andern Elite gutzuheißen.

Das Bewußtsein des Geborgenseins tötet das Leben.

Das Denken ist eine Lebensfunktion wie die Verdauung und der Blutkreislauf.

Das Leben ist seinem inneren Wesen nach ein ständiger Schiffbruch. Aber schiffbrüchig sein heißt nicht ertrinken. Der arme Sterbliche, über dem die Wellen zusammenschlagen, rudert mit den Armen, um sich oben zu halten. Diese Reaktion auf die Gefahr des Untergangs ist die Kultur.

Das Parlament ist im nationalen Zusammenleben das sichtbarste Organ für den Umgang und die Verständigung unter Gleichgestellten.

Der echte Revolutionär rebelliert nicht gegen Mißbräuche, sondern gegen Bräuche.

Der Liberalismus ist die äußerste Großmut. Er ist das Recht, das die Majorität einräumt, und darum die edelste Losung, die auf dem Planeten erklungen ist. Er verkündet den Entschluß, mit dem Feind, mehr noch, mit dem schwachen Feind zusammenzuleben.

Der Liberalismus ist weit eher eine tiefeingewurzelte Vorstellung vom Leben als eine Frage der Politik. Er ist der Glaube, daß jedes menschliche Wesen frei sein muß, um sein individuelles, unübertragbares Schicksal zu erfüllen.

Der Spezialist ist nicht gebildet; denn er kümmert sich um nichts, was nicht in sein Fach schlägt. Aber er ist auch nicht ungebildet; denn er ist ein Mann der Wissenschaft und weiß in seinem Weltausschnitt glänzend Bescheid. Wir werden ihn einen gelehrten Ignoranten nennen müssen, und das ist eine überaus ernste Angelegenheit; denn es besagt, daß er sich in allen Fragen, von denen er nichts versteht, mit der ganzen Anmaßung eines Mannes aufführen wird, der in seinem Spezialgebiet eine Autorität ist.

Der Zyniker, dieser Schmarotzer der Zivilisation, lebt davon, sie zu verneinen, weil er überzeugt ist, daß sie ihn nicht im Stich lassen wird.

Die Abtrünnigkeit der Armee ist nicht eine der Ursachen der Revolution: Sie ist die Revolution selbst.

Die erste künstlerische Tat des Menschen war, zu schmücken und vorzüglich seinen eigenen Leib zu schmücken. Im schmuck, der Erstgeborenen der Künste, finden wir den Keim aller anderen.

Die Frau ist kein Raubtier. Sie ist die Beute, die dem Raubtier auflauert.

Die Gesellschaft ist immer eine dynamische Einheit zweier Faktoren, der Eliten und der Massen.

Die Juden sind allerorten ein Ingrediens der Unruhe, und ein heilsames nach meiner Überzeugung; denn sie sind viel auf dem Planeten gewandert und fühlen kosmopolitischer als irgendein anderes Volk. Ihr Horizont fällt nie mit dem des Landes zusammen, das sie beherbergt.

Die Liebe ist vielleicht der höchste Versuch, den die Natur macht, um das Individuum aus sich heraus zu dem anderen hinzuführen. Im Wunsch suche ich den Gegenstand zu mir zu ziehen, in der Liebe werde ich zu ihm hingezogen.

Don Juan ist nicht der Mann, der die Frauen liebt, sondern der Mann, den die Frauen lieben.

Entgegen der landläufigen Annahme ist es nicht die Masse, sondern der große Einzelne, der seinem Wesen nach in Dienstbarkeit lebt. Sein Leben ist ihm schal, wenn er es nicht im Dienst für etwas Höheres verbraucht. Er ist in der Notwendigkeit des Dienstes keine Last.

Es gibt heute eine große Sache, die im Sterben liegt, das ist die Wahrheit.

Es ist nicht möglich, daß ein Glaube stirbt; es sei denn, daß ein neuer geboren würde.

Es ist nötig, daß alle Rettungsringe um den Menschen her versagen, daß er nichts findet, woran er sich klammern kann. Dann werden seine Arme sich wieder rettend regen.

Hartnäckige Übellaunigkeit ist ein klares Symptom dafür, daß ein Mensch gegen seine Bestimmung lebt.

Hassen heißt unablässig morden.

Ihrem eigenen Trieb überlassen, neigt die Masse, sie sei, wie sie sei, plebejisch oder "aristokratisch", immer dazu, aus Lebensbegierde die Grundlagen ihres Lebens zu zerstören.

Je mehr Erfahrungen ich sammle, um so klarer wird mir, daß so gut wie alles Böse, das in unserer Gesellschaft getan wird - und es wird nicht viel anderes getan - aus Schwäche geschieht.

Jeder Zweifel ist die Forderung nach einer Methode.

Jedes Leben ist mehr oder weniger eine Ruine, unter deren Trümmern wir die eigentliche Bestimmung des Menschen entdecken müssen.

Leben heißt etwas Aufgegebenes erfüllen. In dem Maße, wie wir vermeiden, unser Leben an etwas zu setzen, entleeren wir es.

Liebe ist etwas Ernsteres und Bedeutungsvolleres als das Entzücken über die Linien eines Gesichtes und die Farbe einer Wange. Sie ist die Entscheidung für eine gewisse Ausprägung des Menschlichen, die sich symbolisch in den Einzelheiten des Gesichtes, der Stimme, der Gebärde ankündigt.

Man kann nicht behaupten, das englische Volk sei sehr intelligent. Nicht, daß es ihm überhaupt an Intelligenz mangelt, nein, aber es besitzt sie auch nicht im Übermaß. Es besitzt davon gerade so viel, wie zum Leben notwendig ist.

Masse und Kollektiv können in der Tat ohne Wahrheit leben. Sie sind ihrer weder bedürftig noch fähig.

Nicht was wir gestern waren, sondern was wir morgen zusammen sein werden, vereinigt uns zum Staat.

Revolution ist nicht Barrikade; Revolution ist ein Geisteszustand.

Was die Völker groß macht, sind in erster Linie nicht ihre großen Männer, es ist die Höhe der Mittelmäßigkeit.

Was ist Gewalt anderes als Vernunft, die verzweifelt?

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