Karl Ferdinand Gutzkow

201 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Die meisten unserer Fehler erkennen und legen wir erst dann ab, wenn wir sie an Andern entdeckt haben und gesehen, wie sie denen stehen.

Die Menge erkennt Gott nur durch die Schrecken der Natur, den Genius nur durch seine Triumphe.

Die Phantasie erfindet, das Herz entdeckt.

Die Schönheit der Seele besteht in mehr als nur im glücklichen Genusse des Schönen. Sie soll dem Schönen auch zum Siege verhelfen über das Unschöne und Rauhe und Gemeine des Lebens.

Die Seele ist wie die Luft. Niemand sieht sie und dennoch kann sie der Physiker wägen.

Die Seele läßt sich aus ihren Schlummerbanden durch ein reines, frohes Leben, durch Anschauen der Natur, durch den Umgang mit guten Menschen lösen, der Geist aber nur durch den Geist.

Die Sitte aber, sollt er wissen, folgt / dem Urteil nicht, sie folgt dem Vorurteil.

Die Täuschungen der ersten Liebe sind darum so rührend, weil sie uns meistenteils auch zugleich den ersten schönen Glauben an die Bestimmung der Erde und den höheren Wert der Menschennatur rauben.

Die Ursache, warum dir ein Mensch zu zürnen scheint, suche, wenn du darüber nachsinnst, nicht in dem, was du ihm getan, sondern in dem, was du ihm zu tun unterließest.

Die wahre Bildung besteht darin, von einer besonnenen und ruhigeren Erwägung der Menschen und Dinge, die in einem gewissen Alter zur philosophischen Nüchternheit und kritischen Anmaßung umzuschlagen droht, zum idealen Blick der Jugend wieder zurückzukehren und so wieder zu lieben, zu hassen, zu hoffen, zu schwärmen, Welt und Menschen mit dem immer wachen Auge der Sehnsucht und Hingebungsbedürftigkeit zu betrachten, wie einst.

Die wahre Liebe ist die treue Begleiterin der Alltäglichkeit.

Die Weisheit soll die Klugheit zur Dienerin haben. Jene thront, diese regiert.

Die Welt wird noch Dinge erfüllt erleben, von denen man jetzt nicht das Aussprechen der leisesten Ahnung dulden würde. Unwiderstehlich ist die Macht der Natur und Gerechtigkeit.

Dienende kann man durch nichts so sehr belohnen, als durch Vertrauen.

Diskretion lernt sich nur im engeren Zusammenleben mit Menschen. Ein einsamer Charakter plaudert sich und Andere aus purer Gemütlichkeit aus.

Ein ganzes Unglück verdrießt uns nicht so sehr, wie ein nur zur Hälfte eingetroffenes Glück.

Ein glücklicher Zufall, der aber auch zu glücklich ist, gehört zu den bedenklichen Dingen.

Ein jedes Glück ist demjenigen vergänglich, der nicht in sich selbst den Himmel trägt und schon aus sich allein die Quellen strömen lässt, die seinen Durst nach Seligkeiten stillen.

Ein Prahler fühlt sich arm. Er kommt immer auf sich und seine eigenen Leistungen zurück.

Ein wunderbar latenter Zustand – die der elterlichen Strenge zu Grunde liegende elterliche Liebe!

Eine der schmerzlichsten Erfahrungen, die der Menschenfreund täglich machen kann, ist die ruhige Gewöhnung des Dienenden an den Missbrauch der Macht.

Eine Frau, die Geist und Talent hat, steht unter ihrem Geschlecht einsam.

Eine Mittelmäßigkeit, an die wir uns bereits gewöhnt haben, ist immer im Vorteil gegen ein Talent, das wir erst kennen lernen müssen.

Eine schöne Seele, die nicht dem Unterdrückten beispringt, nicht der Übergewalt steuert, die abwesende Gegenpartei vertritt, nicht immer und überall ausgleicht und das Ungebührliche in seine Schranken verweist, verdient nicht den Namen: sie ist nur Empfindlerin.

Eine »schöne Seele« soll streiten und, wenn sie träumt, von gewonnenen Schlachten träumen.

Einen Feind hassen wir nicht so sehr, als einen Freund, der sich nur halb bewährte.

Eines der glücklichsten Besitztümer des Menschen ist ein dankverpflichteter Freund.

Entstünde nur die Ordnungsliebe so vieler Menschen aus Schönheitssinn und nicht aus Pedanterie!

Es giebt nur da Liebe und Freundschaft, wo sich Einer dem Andern beugt! Und nicht immer der Schwache vor dem Starken – auch der Starke vor dem Schwachen.

Es ist jedem heilsam, sich auch einmal als Karikatur sehen zu können.

Es ist lange nicht so töricht wie es klingt, wenn man sagen wollte: der Jugend muss man auch Unterricht im richtigen Fühlen geben.

Es ist Menschen von Geist und Herz eigen, sich gern einfach und gemütlich zu geben.

Es ist unglaublich, welche Anstrengungen die Menschen machen, um ihren Mangel an Unternehmung und Mut zu verbergen.

Es muß Herzen geben, welche die Tiefe unseres Wesens kennen und auf uns schwören, selbst wenn die ganze Welt uns verläßt.

Freundschaft und Liebe verstehen sich nicht von selbst. Was die Freundschaft tut und die Liebe voraussetzt, muss eine Ausnahme von der allgemeinen Regel des Lebens sein.

Freundschaft und Liebe wollen bewiesen sein.

Freundschaften, die aus früherer Verfeindung entstanden sind, pflegen innige zu werden. Man hat sich in der Kraft seiner Individualität bereits erprobt.

Frohmut ist die Freude eines Vogels auf dem Felde: Sorglosigkeit die Freude eines Vogels im Käfig.

Früh lehre man die Kinder, sich über eine erlittene Kränkung, einen bitter empfundenen Schmerz der Klage enthalten.

Für eine einzige Schuld legt sich ein edler Mensch eine zwanzigfache Strafe auf.

Für sein erstes Werk ist der Schaffende selten ehrgeizig, erst für sein zweites.

Ganz gewürdigt könnte ein großer Geist im Grunde doch nur immer durch sich selbst werden.

Gebundenheit ist die Wurzel der Religion, Hingebung ihre Blüte.

Gedanken werden dann nur gestaltend und schöpferisch, wenn sie an etwas Vorhandenes anknüpfen.

Gedankengemeinplätze und auch gewisse Bilder haben ihre Modezeit und periodische Wiederkehr.

Gerade deshalb, weil die Form das Wesen des Schönen ist, können auch Liebe und Freundschaft ohne Form nicht bestehen.

Gereiche es dir zum Trost, dass, wie ein Bild, alles Schöne und Gute, bis es erkannt wird, erst nachdunkeln muss.

Gereiche es dir zum Trost, daß, wie ein Bild, alles Schöne und Gute, bis es erkannt wird, erst nachdunkeln muß.

Geschmack ist angeboren und man kann ihn nicht lehren. Man kann nur anleiten, ihn zu üben und auszubilden.

Geweckt wird der Genius durch die Not, aber nur das Behagen erhält ihn.

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