Karl Julius Weber

127 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Revolutionen bessern nicht, wohl aber Reformationen.

Rezensenten gleichen den Torschreibern, die arme Teufel streng visitieren, große Herren aber passieren lassen unter tiefen Bücklingen.

Romane und andere Lesereien haben schon manches gute Mädchen zur Schwärmerin und endlich zur alten Jungfer gemacht, wie jene Lebenspoesie manchen Jüngling zum Misanthropen, wenn die Übermacht der Wirklichkeit ihn aus seinen höheren Regionen herabstürzte, wo ein prosaischer Mensch aufrechtgeblieben wäre. Phantasie wirkt Schwindel.

Seelenstärke ohne Seelengröße bildet die bösartigen Charaktere.

Sterben scheint mir in der Regel die letzte süße Empfindung des Lebens zu sein, und gar viele Sterbende haben sogar angenehme Ideen und Gefühle; daher das Lächeln, das Theologen oft so komisch gedeutet haben.

Tugenden sind von jeher gesunken mit Zunahme der Reichtümer.

Unmenschen gibt es, aber keine Untiere.

Unser Ich gleicht den Flüssen, die ihren Namen beibehalten und stets anderes Wasser rollen.

Verschiedenheit der Religionsmeinungen findet sich nur bei Alltagsmenschen. Leute von Geist haben nur eine Religion.

Viele Hagestolze waren und sind die sichersten Freunde und Nachbarn, die besten Herren und Diener, und wem fiele nicht Jesus ein, Plato und Aristoteles, Rousseau und Voltaire und die obengenannten drei Heroen (Newton, Leibniz, Kant)? Wer zählte nicht unter seinen eigenen Bekannten Wohltäter im Stillen? Ich selbst kannte mehr als einen unverheirateten Staatsdiener von höchster Uneigennützigkeit, während verheiratete nicht genug für die ganze Sippschaft zusammenraffen konnten.

Viele halten die Unparteilichkeit ihres Herzens für die ihres Kopfes.

Von oben herab muss reformiert werden, wenn nicht von unten herauf revolutioniert werden soll.

Von oben herab muß reformiert werden, wenn nicht von unten herauf revolutioniert werden soll.

Wachsamkeit ist die Tugend des Lasters.

Wahre Herzensdemut kann nur der Gedanke an Gott und der Blick in die große Natur geben.

Wahrlich, ich sage euch, gehet mit dem Lesen etymologisch um: Legere bedeutet auswählen!

Was ist Moral? Die vernünftige Anweisung zum weisen Genuß der Gegenwart.

Weiber sind im Unglück größer als Männer vermöge der weiblichen Kardinaltugend Geduld.

Wenn sich die Jugend der Geschlechtsreife nähert, tritt ein gewisser sonderbarer Ernst ein, Liebe zur Einsamkeit und Stille. Man hat den Glotzer, wie man im Süden spricht, starrt stundenlang auf einen Fleck, aber nicht in Gedanken, wohl aber in dunkeln, unbekannten Gefühlen verloren.

Wer den Lebensbecher bis auf den Grund ausleeren will, muss sich vernünftigerweise auf die gewöhnliche Hefe gefasst machen.

Wer gleichgültig gegen die Ehre ist, ist auch gleichgültig gegen die Schande.

Wieviele Krankheiten könnten wir uns nicht aus dem Sinne schlagen oder vergehen, verfasten, verschlafen und verbeißen wie die Soldaten auf der Parade den Husten!

Wir kümmern uns nicht, daß wir nicht dagewesen sind, ehe wir geboren wurden. Warum uns kümmern, nicht mehr da zu sein, wenn wir gestorben sind?

Wir lesen Bücher, die Alten lasen Menschen.

Wären die Menschen mit ihrem Glück so zufrieden wie mit ihrem Verstande - welche Millionen Glücklicher!

Zum Erzieher muß man eigentlich geboren sein wie zum Künstler.

Zwischen Unglück haben und unglücklich sein ist, Gott sei Dank, ein himmelweiter Unterschied.

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