Karl Julius Weber

127 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Ackerbau und Viehzucht sind die zwei Brüste, die den Staat sicherer säugen als die Gold- und Silberminen Perus.

Alle Autodidakten leiden an Einseitigkeit und Überschätzung.

Alles geschieht doch mehr zu rechter Zeit, am rechten Ort und mit dem nötigen Nachdruck, wenn wir frühzeitig an ein bißchen Pedanterie gewöhnt werden.

Allzu große Zartheit der Gefühle ist ein wahres Unglück.

An der lieben Dorfjugend kann man sogleich erkennen, ob das Dorf einen guten oder schlechten Schullehrer hat.

Arbeit kuriert viele Narren, und in der arbeitenden, dürftigen Klasse finden sich auch die wenigsten Narren, wohl aber unter Reichen, Mächtigen und Müßigen.

Auf einem Berge stehend umfassen wir die Natur wie das Kind, das auf einen Stuhl gestiegen ist, um den Vater desto besser umarmen zu können.

Bescheidenheit, die liebenswürdigste Tochter der Selbstkenntnis und durchaus verschieden von der Kuttentugend Demut, haschet nicht nach Auszeichnungen, drängt sich nicht zu, und werden sie ihr, so nimmt sie solche mit Dank an, ohne sich zu erheben.

Besteht nicht die Hälfte der Kinderzucht darin, das wieder abzulehren, was die Kinder von Erwachsenen sehen und lernen?

Bitte vermehre entweder meinen Kredit oder vermindere meinen Appetit! Ich bitte dich um nichts als um das Notwendigste, ein bißchen reichlich freilich! Ich bitte dich auch nicht um Gut und Geld, sondern zeige mir nur, wo es ist!

Bücher sind immer noch die wohlfeilsten Lehr- und Freudenmeister und der wahre Beistand hienieden für Millionen besserer Menschen.

Charakter ist in der moralischen Welt, was in der physischen das Knochengebäude.

Da Geld oft noch das einzige Mittel ist, sich Respekt zu verschaffen, vorzüglich im Alter, so ist einige Liebe zum Geld höchst verzeihlich.

Das Ehrgefühl pflegt bei Kleinen oft schärfer zu sein als bei Großen: Weil sie immer fürchten, sie kämen zu kurz.

Das kleinste gediegene Produkt der Feder - kann es nicht auf Jahrhunderte hinaus wirken und auf Millionen Menschen?

Das Leben wird gegen Abend, wie die Träume gegen Morgen, immer klarer.

Das Lügen ist ein eigener Kitzel der Eigenliebe, die da glaubt, daß Wahrheit den Verstand weniger ehre als Lügen eigener Erfindung.

Das Studieren ist für mich das hauptsächlichste Mittel gegen Lebensüberdruß gewesen; denn nie habe ich Kummer gehabt, den eine Stunde, mit Lesen zugebracht, nicht verscheucht hätte.

Der echte Schmutz-Rekel nützt wie das fettsammelnde Schwein nur nach dem Tod.

Der einzige Trost ist, daß Lügen vielen Menschen Brot geben und niemand gezwungen ist, sie zu glauben.

Der Geiz ist die kälteste aller Leidenschaften. Wenn die anderen mit den Jahren abnehmen, nimmt diese zu; daher sie auch wohl die verächtlichste und lächerlichste unter allen ist.

Der Geldsack bleibt dennoch, selbst im verjüngten Maßstabe, das Gewicht an der Weltenuhr, an der das Frauenzimmer nur die Unruhe ist.

Der große Haufen bekümmert sich wenig um Moral: Der Glaube ist ihm bequemer.

Der herrschende Ton ist immer der gute Ton, wenn es auch nicht der rechte ist.

Der Mensch ist kein vernünftiges, sondern eigentlich ein leidenschaftliches Tier, das hoffentlich einst zur Vernunft gelangen wird.

Der Orient ist das Vaterland der heißesten Leidenschaften und Schwärmereien und daher auch das Vaterland unserer Religionen, Wissenschaften, Künste und Erfindungen.

Der Sanguiniker ist der genießende, der Choleriker der tätige, der Melancholiker der sehnsüchtige und der Phlegmatiker der leidende Mensch.

Der Scherz darf nicht kränken oder beleidigen. Boshafter Scherz ist ein Widerspruch.

Der Schlaf ist das einzige Geschenk, das uns die Götter ohne Arbeit gaben, mit der Arbeit aber dreifach versüßen.

Der Schurke gleicht jener Uhr mit der Inschrift: "Quieto fuor, commoto dentro!"

Der Stolze meidet gern diejenigen, welche höher stehen. Der Eitle drängt sich zu ihnen.

Deutsche opferten sich recht eigentlich für die Menschheit, gaben ihren Nationalcharakter preis, um Weltbürgerrollen zu spielen, und wurden - nichts!

Die Alten sind die einzigen Alten, die nie alt werden.

Die eigentlichen Ketzer sind die Verketzerer.

Die Eitelkeit frühstückt mit dem Überfluß, speist zu Mittag mit dem Mangel und abends mit der Schande.

Die Eitelkeit ist der Stolz des Schwachen.

Die Erbsünde Eitelkeit spricht sich am schönsten in dem größten aller Ansprüche aus, daß wir Ebenbilder Gottes sein wollen.

Die gemeine Geduld ist meist Gefühllosigkeit, Trägheit und Feigheit. Nur diejenige Geduld, die dem Druck der Umstände klug entgegenwirkt und die Zeit abwartet, wenn Mut und Stärke jetzt nicht zum Ziele führen, ist allein Tugend.

Die Liebe gleicht dem Schatten des Morgens, der immer kleiner wird. echte Freundschaft, im Geiste der Alten, dem Schatten des Abends. der wächst, bis die Sonne des Lebens hinabsinkt.

Die Liebe ist die singende, sich in der Luft tummelnde Lerche. In der Ehe muß der Vogel gebraten auf der Schüssel liegen.

Die Meinung, daß etwas ein Übel sei, verursacht oft weit schlimmere Empfindungen als das Übel selbst. Mancher hat schon eine schmerzhafte Operation ertragen, ohne zu erbleichen und zu jammern, während die Umstehenden zitterten, erblaßten, schwitzten und in Ohnmacht fielen.

Die Mode ist weiblichen Geschlechts, hat folglich ihre Launen.

Die Parodie stellt das Gemeine groß und wichtig, ernst und feierlich dar, die Travestie, welche gerade umgekehrt verfährt, das Große und Wichtige gemein und pöbelhaft.

Die schönste Rede, die man unseren Zeiten halten kann, wäre: Über die Kunst, zu Hause zu bleiben.

Die Staatsweisheit ist verschieden von Staatsklugheit; dieser ist jedes Mittel gleichviel, das zum Zweck führt, jener aber sind es nur richtige Mittel zu heiligen Zwecken.

Die Tinte ist das fünfte Element und die Presse die Artillerie der Gedanken.

Die wahre, mühsam erworbene Apathie ist ein echter Herkules, der sich auf dem Berge Öta verbrennt, um sich aller Schlacken zu entledigen und Göttern gleich zu werden.

Die zwei Weisesten der Menschen, Sokrates und Christus, schrieben keine Zeile.

Durch Ausharren ebnen wir Berge, setzen dem Meere Grenzen und machen aus Steinen Städte und Paläste und Mauern.

Ein Buch, das nicht wert ist, zweimal wenigstens gelesen zu werden, ist auch nicht wert, daß man es einmal liest.

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