Ludwig Marcuse

62 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Arme Leute und geizige Reiche bestechen mit Schmeichelei.

Auf welcher Gesetzestafel steht: Die heiligen Gefühle der Theisten müssen respektiert werden, die heiligen Gefühle der A-Theisten aber nicht?

Aufklärung: Die Vernunft macht immer heller, in welchem Dunkel wir leben.

Aufwendige Formulierungen helfen nicht gegen abgedroschene Begriffe.

Autokraten lieben meist kleine Kinder. Sie schränken ihre Macht nicht ein, dafür sind sie ihnen dankbar.

Bequemlichkeit hindert uns oft genug Bindungen zu lösen - mancher verdorrt, dessen Wurzeln nicht nähren, nur festhalten.

Bescheidenheit ohne Selbstgefühl, Selbstgefühl ohne Bescheidenheit sind nichts wert.

Brauchbarkeit wiegt schwerer als Begabung, vielleicht nicht vor Gott, aber vor dem Personalchef.

Das Gedruckte übt einen mächtigen Druck aus, der besondere Glaube ans Gedruckte ist einer der mächtigsten Aberglauben.

Daß zwei Menschen zusammen leben können, ist eines der größten Wunder. In den meisten Fällen können sie es auch gar nicht, was dadurch verdeckt wird, daß sie auch nicht auseinander können.

Demut soll nie etwas anderes sein als die Verneinung von Hochmut. Sonst wird sie Kleinmut.

Denken ist eine Anstrengung, Glauben ein Komfort.

Der Abenteurer ist unentbehrlich, das wird allerdings erst erkannt, wenn sich herausstellt, dass er Amerika entdeckt hat.

Der Aphorismus: die Kunst der Kürze. Kann auch die Kunst der Zu-kurz-Gekommenen sein.

Der Atheismus des neunzehnten Jahrhunderts ist tot. Man sollte ihn nicht scheinlebendig machen, indem man ihn noch mit Argumenten bekämpft.

Der blanke Atheismus ist nicht so gefährlich, wie die meinen, deren Position durch ihn angeblich gefährdet wird. Man hatte sowieso immer nur wenig Zeit, an Gott zu denken oder an seine Abwesenheit.

Der Elfenbeinturm ist heute überfüllt mit Aktivisten. Sie sitzen dort aktiv.

Die große Mode ist jetzt pessimistischer Optimismus: Es ist zwar alles heilbar, aber nichts heil.

Die Medizinen gegen Unglück sind bitter in allen Apotheken - selbst bei den Epikuräern.

Die meisten Definitionen sind Konfessionen.

Diplomatie und Öffentlichkeit gehen eine Verbindung ein wie Feuer und Wasser: Die Diplomatie zischt und wird zu Wasser.

Du sollst nicht vor einem Argument in die Knie brechen. Vielleicht überzeugt es nur, beweist aber nichts.

Ein Friedlicher ist einer, der sich totschießen lässt, um zu beweisen, dass der Andere der Aggressor gewesen ist.

Ein Führer entsteht nur, wenn eine Gefolgschaft bereits da ist.

Ein heißes Eisen, durch Abstrakta sublimiert, wird kalter Kaffee.

Ein Philosoph ist, unter anderem, auch ein Mann, der nie um Argumente verlegen ist.

Ein Wort ist noch nicht dadurch erledigt, dass es, in aller Munde, breiig geworden ist.

Einer regt sich auf, weil er annimmt, dass andere sich aufregen werden, oder weil er will, dass sie es tun.

Es ist immer die Leistung, die bestimmt, wer zur Elite zählt.

Es ist unfair, den Menschen nach seinem Beruf abzustempeln, der ihn nicht abstempelt.

Es liegt im Wesen des Akademischen, nur das Tote zu berücksichtigen, ganz sicher ist man nur dessen, was sich nicht mehr rühren kann.

Es wäre nicht so schlimm zu altern, wenn alle ersten Lieben in ewiger Jugend blühten.

Für die Gesellschaft ungefährlich ist noch, wer sich nur ärgert, nicht mehr, wer Ärgernis nimmt.

Geschichtliche "Beweise" für politische Thesen beweisen heute genauso viel, wie einst die Gottesgerichte bewiesen haben.

Halbbildung ist immerhin noch besser als Anderthalbbildung.

Ich wünschte, die Menschheit könnte sich eine Anarchie leisten. Sie kann es nicht, leider. Vergessen wir aber nie das Ideal: so viel Anarchie wie möglich.

In Kants Jahren konnte der Aufklärer nicht aufklären, weil man ihn nicht ließ, zu unserer Zeit nicht, weil man ihn nicht liest.

Jede Unähnlichkeit mit Lebenden oder Verstorbenen ist nicht beabsichtigt.

Jugendgefährdend heißt: Die Alten sind so gefährdet, dass sie sich hinter der Jugend verstecken müssen.

Leautauds "Es gefällt mir oder gefällt mir nicht" hat oberstes Prinzip jeder Ästhetik zu sein. Kommentar: Das Warum ist zweitrangig.

Man arbeitet zunächst aus Notwendigkeit oder Lust, dann vielleicht nur, weil man es sich angewöhnt hat. Name dafür: Arbeitsbesessenheit.

Man fürchtet seine Anhänger mehr als irgendeinen Feind, er lässt sich leichter abschütteln.

Marx hat das Glück, für das seine Lehre gemacht ist, so gründlich verschwiegen, dass viele seiner Anhänger "Glück" (unter dem Taufnamen "kulinarisch") für eine konterrevolutionäre Vokabel halten.

Mut ist nur daran zu messen, wen man und wen man nicht auf seiner Seite hat.

Neu - das ist in der Regel nur, was einer Generation neu vorkommt.

Nicht alle Sterne lernten wir durch Aufblicken kennen. Mit manchen waren wir auf Du und Du, bis wir merkten, daß sie Sterne sind.

Nur wer bescheiden ist, wird nicht aufgeben.

Nur wer im Wohlstand lebt, schimpft auf ihn.

Technik - das sind auch die aufgespeicherten Resultate der langen Kämpfe gegen die Feinde der Menschen. Insofern ist sie zu preisen.

Tertium datur. Die weltberühmten Alternativen sind meist gar keine - zum Beispiel: Glaube oder Unglaube.

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