Carmen Sylva

146 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autorin

Die Pflicht faltet nur die Brauen so finster, wenn du vor ihr fliehst; folge ihr und siehe, sie lächelt.

Die Pflicht ist Manchem eine Zwangsjacke.

Die Politik gleicht der Wüste: ein Windstoß bildet einen hohen Berg, und die Fata Morgana sind häufig und gefährlich.

Die Schmerzen sind die Stacheln in schwerer Krankheit, die zum Kampf und zum Leben zurückrufen.

Die Tränen, die die Liebe auslöschen, nähren die Freundschaft.

Die Verzweiflung ist noch erträglich weil sie eine Empörung, eine Tat ist, aber Hoffnungslosigkeit ist fast der Tod.

Diejenigen, welche behaupten, dass besungener Schmerz fast geheilt sei, sind entweder keine Dichter, oder sie haben nie gelitten. Es ist, als sagte man, wenn Einer unter der Folter oder während einer Operation schreit: er leidet nicht.

Du hörst auf, ein Kind zu sein, an dem Tage, da du das Wort: Pflicht verstanden hast.

Ehegatten sollten nie aufhören, sich etwas den Hof zu machen.

Ein Geheimnis ist wie ein Loch im Gewande: Je mehr man es zu verbergen sucht, desto mehr zeigt man es.

Ein großes Unglück verleiht selbst einem unbedeutenden Wesen eine gewisse Größe.

Ein Haus ohne Kinder ist wie eine Glocke ohne Zunge. Der schlummernde Ton wäre gewiß schön, wenn etwas da wäre, ihn zu wecken.

Ein leidendes Tier sucht die Einsamkeit; der Mensch allein trägt selbst sein Leiden zur Schau.

Eine Enttäuschung ist wie ein erfrorenes Glied. Man wird nur langsam gesund und leidet immer daran.

Eine unglückliche Frau ist eine Blume, die dem Nordwind ausgesetzt ist; sie bleibt lange Knospe, und wenn sie aufblühen sollte, welkt sie.

Eine unverstandene Frau ist eine solche, die die Andern nicht versteht.

Enttäuschung ist ermüdend, weil ihr des Kampfes Stachel fehlt; es ist ein Lebensstillstand.

Enttäuschung ist wie ein Garten, der Wüste wird, eine warme Quelle, die zu Eis erstarrt, ein lächelndes Gesicht, das plötzlich sich verdüstert.

Erziehung ist die Kunst, seine Pflicht zu kennen und seine Freiheit zu beschränken.

Es gibt abstoßende Güte und anziehende Bosheit.

Es gibt eine Bescheidenheit, die nur der Mantel des Hochmuts ist.

Es gibt eine Eitelkeit, der schöne Kleider nicht genügen; sie bedarf auch schöner Taten.

Es gibt Eltern, die sich an ihren Kindern für die schlechte Erziehung rächen, die sie ihnen selbst gegeben.

Es gibt Leute, die sich von ihrem Schmerze nähren, bis sie fett werden.

Es gibt Tränen, die verbrennen und Narben zurücklassen; es gibt Andre, die das Gesicht verschönernd schmücken, und noch Andre, die drohen und erzittern machen.

Es gäbe keine Märtyrer ohne die Masse.

Es ist Glücks genug, etwas Gutes tun zu dürfen.

Feinde sind immer klein; denn sie machen uns zu Helden oder zu Märtyrern, in beiden Fällen größer als sich.

Feinde sind nur nützlich, solange man steigt. Oben angelangt, muß man sie abschaffen.

Frauen urteilen leicht nach einem einzigen Beispiel, das sie verallgemeinern, das macht sie so leidenschaftlich.

Frauentugend muß groß sein, da sie oft für zwei ausreichen soll.

Freiheit liegt mir im Gedanken!

Fremde beurteilen deine Trauer je nach dem Verwandtschaftsgrade, der dich mit dem Toten verband; die Welt mißt deinen Trauerflor und wiegt deine Tränen.

Freude am Leben ist äußerlich, zufällig, Lebensfreude ist Charakterstärke, wenigstens Gesundheit, immer Kraft.

Freude ist das Leben durch einen Sonnenstrahl hindurch gesehen.

Freundschaft ist das anbetungswürdigste Gefühl in der Menschenbrust. Lieber hundert Feinde haben als gar keinen Freund.

Früher kam man an den Pranger, heute in die Zeitung.

Fröhlichkeit kommt von Gott, Heiterkeit geht zu Gott.

Für den, der Enttäuschung kennt, gibt es keine Vorfreude mehr, die Erinnerung allein bleibt übrig.

Geduld ist eine Tat. Geduld ist eine Kette von Taten, Geduld ist gipfelnde Willensstärke.

Gleichgültigkeit ist eine einsame, duftlose Blume, die auf dem Sumpf erblüht.

Glück ist das einzige, was wir anderen geben können, ohne es selbst zu besitzen.

Gott gab seiner Schöpfung nur einen einzigen Pfeiler: Liebe.

Gott und die Sonne verändern ihr Aussehen, je nach dem Ort auf der Erde, von dem aus die Menschen sie betrachten.

Gott verzeiht, - die Natur niemals.

Hat man ein großes Leiden, so sieht man alle Andern in weiter Ferne, wie am Ende einer ungeheueren Arena. Selbst die Stimmen scheinen von fern her zu kommen.

Heimweh sollte man manchmal Jugendweh nennen

Hoffen ist ein Ermüden, das eine Enttäuschung zum Ziele hat.

Im Schiffbruch deines Lebens hättest du dich retten können, wenn sich nicht die Schande mit dir auf die Rettungsplanke gesetzt und dich in die Tiefe gezogen hätte.

In der Ehe tritt heilige Freundschaft an die Stelle der Liebe. Wehe Denen, die es nicht bei Zeiten begreifen.

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