Jean-Jacques Rousseau

212 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Es gibt für denjenigen keine abscheulichen Gegenstände mehr, der solche alle Tage sieht.

Es gibt keine wahre Liebe ohne Begeisterung.

Es gibt so viele Leute, die nach oben steigen wollen, dass es allezeit leicht ist, abzusteigen.

Es ist kein Zweifel: Tausende werden dich anbeten; aber dich lieben - das konnte allein mein Herz.

Es ist viel mehr wert, jederzeit die Achtung der Menschen zu haben als gelegentlich ihre Bewunderung.

Es liegt in der Natur des Menschen, die Notwendigkeiten der Dinge geduldig zu ertragen, aber nicht den bösen Willen des andern.

Es liegt tief in unserer Seele ein angeborenes Prinzip der Gerechtigkeit und der Tugend, nach dem wir unsere Handlungen und die anderer beurteilen, ob sie gut oder böse sind. Und diesem Prinzip gebe ich den Namen Gewissen.

Es mag zu meinem Vorteil oder Nachteil ausfallen, ich fürchte nicht, so gesehen zu werden, wie ich bin.

Es scheint, als schwänge man sich über der Menschen Aufenthalt hinauf und ließe darin alle niedrigen und irdischen Gesinnungen zurück, als nähme die Seele, je mehr man sich den ätherischen Gegenden nähert, etwas von ihrer unveränderlichen Reinheit an.

Es werden viele Bücher geschrieben, aber sehr wenige mit der aufrichtigen Absicht, Gutes damit zu stiften.

Fast immer werden die Moden von den häßlichen Frauenzimmern aufgebracht, und die hübschen sind töricht genug, sich unterzuordnen.

Freilich ist es für den Staat sehr bedeutsam, daß jeder Staatsbürger eine Religion habe, die ihn seine pflichten lieben läßt.

Gas Geld, das man besitzt, ist das Mittel zur Freiheit, dasjenige, dem man nachjagt, das Mittel zur Knechtschaft.

Geschieht es nicht zu unserer Erhaltung, dass die Natur uns unsere Bedürfnisse empfinden lässt?

Gewissen! O du göttlicher Instinkt, ewige und himmlische Stimme, du zuverlässiger Führer eines zwar unwissenden und beschränkten, aber intelligenten und freien Wesens, du unfehlbarer Richter über Gut und Böse, der du dem Menschen Gottähnlichkeit verleihst!

Gibt es auf der Welt ein so rührendes und Achtung gebietendes Schauspiel wie das einer Familienmutter im Kreise ihrer Kinder, wie sie die Arbeiten der Dienerschaft regelt, wie sie für ein glückliches Leben ihres Gatten sorgt und das Haus klug regiert?

Glück besteht aus einem soliden Bankkonto, einer guten Köchin und einer tadellosen Verdauung.

Glücklich, wer sich am Rande des Abgrundes erkennt und den Sturz vermeidet! Soll man aber mitten im schnellen Lauf darauf hoffen, dass man innehalten kann?

Große Schönheit ist in der Ehe, meiner Ansicht nach, eher ein Übelstand als wünschenswert. Sie verliert infolge des Besitzes gar schnell an Wert. Nach Verlauf von sechs Wochen hat sie in den Augen des Besitzers keinen Reiz mehr, aber ihre Gefahren dauern, solange sie besteht.

Gäbe es ein Volk von Göttern, so würde es sich demokratisch regieren. Eine so vollkommene Regierung paßt für uns Menschen nicht.

Hat das Heidentum, welches allen Verirrungen der menschlichen Vernunft ergeben war, der Nachwelt irgendetwas hinterlassen, das sich mit diesen schändlichen Denkmälern vergleichen ließe, welche die Buchdruckerkunst, unter der Herrschaft des Evangeliums, errichtet hat?

Hat nicht die Frau die gleichen Bedürfnisse, die der Mann hat, ohne dass sie das gleiche Recht hat, sie zu äußern?

Hüten wir uns, denen die Wahrheit mitzuteilen, die nicht imstande sind, sie zu fassen.

Ich beschwöre dich, mein zärtlicher, einziger Freund, suche der eitlen Begierden Trunkenheit zu stillen, denen allemal Klagen, Reue und Traurigkeit folgen.

Ich bin durch meine Laster Sklave und frei durch meine Gewissensbisse.

Ich gebe zu, daß jede Gewalt von Gott kommt. Aber auch jede Krankheit kommt von ihm: Heißt das etwa, deshalb sei es verboten, den Arzt zu rufen?

Ich habe für diese Welt nichts mehr zu hoffen noch zu fürchten, und ich bin in der Tiefe des Abgrundes ruhig, ein armer unglücklicher Sterblicher, aber unerschütterlich wie Gott selbst.

Ich habe keine andere Möglichkeit, mir über Bücher ein Urteil zu bilden, als die, dass ich die Stimmungen erforsche, in die sie meine Seele versetzen; und ich kann mir kaum vorstellen, was für eine Art von Güte ein Buch haben kann, das seine Leser nicht zum Guten führt.

Ich hasse die Bücher. Sie lehren uns nur über Dinge reden, die man nicht versteht.

Ich mache den Leser darauf aufmerksam, daß dieses Kapitel bedächtig zu lesen ist. Ich besitze nicht die Kunst, für jemand klar zu sein, der nicht aufmerksam sein will.

Ich weiß nicht, weshalb das Weltall da ist, aber ich werde nicht müde, die Veränderungen zu beobachten, welche in ihm vorgehen, werde nicht müde, mich an dem Anblick der innigen Beziehungen zu erfreuen, welche die Wesen dieser Welt antreibt, sich gegenseitig Hilfe zu leisten.

In dem ersten Weinen der Kinder liegt eine Bitte; sowie man aber die Vorsicht außer acht läßt, verwandelt sie sich in einen Befehl.

In der Tat ist es ein allgemeiner Eindruck, den alle Menschen empfinden, wiewohl sie ihn nicht alle wahrnehmen, dass man auf hohen Bergen, wo die Luft rein und dünn ist, mehr Freiheit zu atmen, mehr Leichtigkeit im Körper, mehr Heiterkeit im Geiste an sich spürt.

In Frankreich geht die Trennung von den Frauen aus, und das ist nicht zu verwundern, da sie wenig Temperament besitzen und nur Huldigungen verlangen. Werden ihnen diese von den Gatten nicht mehr zuteil, so kümmern sie sich wenig um seine Person. In anderen Ländern geht dagegen die Trennung vom Manne aus, und auch das kann nicht auffallen, weil die Frauen zwar treu, aber auch zudringlich sind und folglich, weil sie mit ihrem geschlechtlichen Verlangen lästig fallen, schließlich ermüden und Unlust erwecken.

In jemanden dringen, die Religion, in der er geboren ist, zu verlassen, heißt, meinem Bedünken nach, ihn auffordern, ein Unrecht zu begehen.

In was für einem Jahrhundert es auch sein mag, die natürlichen Verhältnisse ändern sich nicht.

Indem ich mich bemüht habe, meine eigene Achtung zu verdienen, habe ich gelernt, auf die der anderen, die in der Mehrzahl gut ohne die meine auskommen, zu verzichten.

Indessen schmachte ich und verzehre mich; ein Feuer durchströmt meine Adern; nichts vermag es zu löschen oder zu mildern; und indem ich ihm Zwang antun will, fache ich es nur noch stärker an.

Je mehr ich in mich selbst einkehre, um so mehr lese ich die Worte, die in meine Seele geschrieben sind: Sei gerecht, und du wirst glücklich sein.

Je mehr sich die Ansichten der Einstimmigkeit nähern, umso mehr ist der Gemeinwille leitend. Die langen Debatten, die Zwistigkeiten, die Tumulte kündigen den Anstieg der Sonderinteressen und den Abstieg des Staates an.

Je zahlreicher also die Beamten sind, / desto schwächer ist die Regierung.

Keine Unterwerfung ist so vollkommen wie die, die den Anschein der Freiheit wahrt. Damit lässt sich selbst der Wille gefangen nehmen.

Kennt ihr das sicherste Mittel, ein Kind unglücklich zu machen? Ihr müßt es daran gewöhnen, alles zu erhalten. Sein Verlangen wächst unaufhörlich. Bald oder spät wird euch die Ohnmacht zwingen, ihm etwas zu versagen, und dies ungewohnte Versagen wird ihm weit größere Qual sein als die Entbehrung des verlangten Gegenstandes.

Kindererziehung ist ein Beruf, wo man Zeit zu verlieren verstehen muß, um Zeit zu gewinnen.

Komm, angebetetes Bild, ein Herz zu erfüllen, das nur durch dich lebt.

Könnt ihr denn nicht begreifen, daß ich, ehe ich der Schrift, die ihr die heilige nennt und deren Inhalt mir unverständlich ist, Glauben zu schenken vermag, erst noch von anderen als euch erfahren muß, wann und von wem sie verfaßt, wie sie erhalten und zu euch gelangt ist und durch was für Gründe die Bewohner dieses Landes selbst zur Verwerfung derselben sich haben bewegen lassen, obwohl sie alles, was ihr mich lehrt, ebenso gut wissen wie ihr?

Körperliche und geistige Übungen sollen sich gegenseitig zur Erholung dienen.

Lass uns glücklich und arm sein; oh welche Schätze werden wir uns dann erworben haben!

Lasst uns lieber große Beispiele zur Nachahmung annehmen als eitlen Lehrgebäuden folgen!

Läge im Herzen des Menschen nichts Moralisches, woher käme ihm die begeisterte Bewunderung heldenhafter Taten, die liebende Hinwendung zu den großen Seelen, der Enthusiasmus für die Tugend?

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