Leibesschönheit / Ist nur der Abdruck innerer Seelenschönheit
Mensch, Nichts zur Unzeit! Aber Unzeit können / Sogar die Tage deines Lebens sein, / Wenn du darin nicht der Gottheit Geist / Erkennst...
Mißtraue allem Außerordentlichen!
Nie lebt der noch glücklich, wer den Tod noch fürchtet
Nur wer die ganze Stimme der Natur / Heraushört, dem wird sie — zur Seligkeit!
Nur wer die Liebe kennt, der kennt die Frauen.
Nur, wer die ganze Stimme der Natur / Heraushört, dem wird sie zur Harmonie.
Recht thun auf ungerechte Art, ist Unrecht; / Recht nehmen auf ungerechte Art, ist Unrecht; / Schwer ist das Unrecht; drückend Recht behalten! / Hart, frech das Unrecht lösen auch ist Irrthum.
Schon Manchen hat die Schönheit weit verlockt, / Die fremde, die vor Augen ihm erschien; / Doch geht kein Irrweg, liegt kein Abgrund wo, / Zu dem uns nicht die eigne Schönheit reißt
Schönheit und Thorheit sind Geschwister. Aber / Der Thorheit Töchter sind das Zwillingspaar: / Das eigne Unglück und der Andern Unheil.
Sei ein Mensch!
Umgebung macht erst das Umgebne klar.
Und eine gute That gethan zu haben, / Beschützt wie eine Götterhand den Menschen, / Führt ihn durch Unheil ruhig bis zum Tode.
Unsterblich sein und sterben, ist das Leben / Des Alls, des Menschen, und was irgendwo / Mit Seele lebt, und was nur Kraft erfüllt.
Verdirb dir nicht die Gegenwart durch Zukunft, / Vergangenheit, am wenigsten durch Unrecht!
Vergleichung ist der Dinge Tod, und wer / Vergleicht stirbt mit.
Vergänglich ist der Mensch! vergänglich ist, / Was er vollbringet, was er schafft und fühlt. / Nichts bleibt von seiner Liebe zu der Menschheit, / Zum Vaterlande, ja zu seinen Göttern / Auf dieser Erden einst zurück, nichts bleibt / Von seinem Tode, nicht einmal sein Grab!
Verlangst du für gute Werke Lohn, / Dann sinkest du zum Diener.
Verschwender werden selten alt. Gewöhnung / läßt sie die Tage so vertun wie Geld.
Verständig werden ist der Mühe werth; / Durch dein gebildet Herz, durch Licht im Geiste / Erkaufst du dir die Welt mit ihren Schätzen!
Versäume keine Pflicht, und übernimm / Nicht eine,Bis du allen alten / Genug gethan!
Von Freiheit wird der Mensch allein bedrückt!
Was auch ein Mensch zu sein dir mit sich bringt, / Wird dir zuletzt gefallen: wenn du nur / Ein Mensch sein willst!
Was du gelernt, begleitet dich zeitlebens, / Wohin du gehst, wie ein begabter Freund / Und giebt dir neue Sinne für die Welt
Wem Tugend schwer ist, hat sie nie gekannt.
Wen sollte And'rer Leid nicht selber rühren? / Wen kann nicht And'rer Leid nicht selber treffen?
Wenn du um etwas steitest, streite so: / Daß du das nicht versehrst, warum ihr streitet; / Doch was ist so viel werth je, als das Eine, / Das stets bei Streit versehrt wird — deine Seele
Wer Andere betrogen hat, / Will dich gewiß betrügen, wenn's ihm dient.
Wer nicht gestorben ist — hat nicht gelebt!
Wer redlich dient und schweigt, der fordert viel.
Wer seinen Werth, sein Werk und seinen Fleiß / Erst nach dem Preise in der Welt, von Menschen / Geschätzt, belohnt soll sehn, und danach erst / Dann seinen Werth, sein Werk und seinen Fleiß, / Sein Leben selbst soll schätzen und die Welt, / Der ist ein Unglückseliger!
Wer sich nicht achtet, ehrt die Frauen nicht, / Wer nicht die Frauen ehrt, kennt er die Liebe? / Wer nicht die Liebe kennt, kennt der die Ehre? / Wer nicht die Ehre kennt, was hat er noch?
Wer wünscht und hofft, der lebt schon in der Zukunft; / Er spürt um sich die Zeit, die Dinge kaum, / Bedenkt und braucht sie nur, sofern sie ihm / Als Stufen dienen hin zu seinem Ziel.
Wer über seinen Kampf um Lebens-Glück / Sich nur ein Haar versehrt, nur Einzelnes / Im Auge, Nächstes im Gefühl, wohl gar / Gesundheit sich verscheucht — die Schöpferin / Der Freude aus dem langen Lebensstrome, / Der gleicht dem Kinde, das den Korb voll Perlen / Durch den Wald voll Räuber, Sturm und Blitze / Auf hohlem Boden sicher hingetragen — / Und nun, bei Blumenpflücken, sie verliert
Wie selten leben wir das eigne Leben!
Wie viele Schlachten sind jetzt nur — ein Wort!
Willst du von zweien Dingen wissen, welches / Das Rechte? — Nimmer ist es das Bequeme!
Wir Menschen haben ein natürlich Recht / Zur Fällung eines Urteils über Welt, / Tod, Leben, Freuden, Schmerzen, selbst den Menschen; / Denn wir müssen Menschen sein, und Alles / Selbst dulden, was ein Mensch sein mit sich bringt.
Wonach das Leben messen? Nach den Jahren? / Der Freunde Innerlichkeit? Können Bilder / Der schönsten Stunden wohl die leeren Wände / Des Alters decken?
Zufriedenheit ist nur, so wie der Tag / Die Folge von der Sonne, so der Glanz, / Der Ausbruch deiner sonnenklaren Seele.