Bertrand Russell

35 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Alle Bewegungen führen zu weit.

Als ich noch ein junger Mann war, war die Astrologie nur das Vorrecht einiger verrückter komischer Käuze. Heutzutage ist diese Krankheit derart übermächtig geworden, daß die Massenpresse dazu verleitet wird, für das, was in den Sternen steht, Spalten zur Verfügung zu stellen.

Bei uns sind diejenigen, die als moralische Leuchten gelten, Menschen, die selber auf gewöhnliche Freuden verzichten und, um sich schadlos zu halten, anderen die Freude verderben.

Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.

Das schlimmste an der christlichen Religion ist ihre krankhafte und unnatürliche Einstellung zur Sexualität.

Das Wesen der liberalen Anschauungsweise liegt nicht so sehr in den Meinungen, die vertreten werden, als in der Art und Weise, wie sie vertreten werden. Nicht dogmatisch, sondern mit dem Bewußtsein, daß neues Beweismaterial zu ihrer Aufgabe führen kann.

Das, was die Menschen den Kampf ums Dasein nennen, ist nichts anderes als der Kampf um den Aufstieg.

Der grundlegende Fehler von Vätern besteht darin, von ihren Kindern zu erwarten, daß sie ihnen Ehre machen.

Der moderne Mensch betrachtet Geld als ein Mittel, zu mehr Geld zu kommen.

Der typische moderne Mann aber betrachtet Geld als ein Mittel, zu mehr Geld zu kommen, damit er protzen und Aufwand treiben kann und über diejenigen triumphieren, die bisher seinesgleichen waren.

Die besondere Fertigkeit des Politikers besteht darin, daß er weiß, welche Leidenschaften am leichtesten zu erregen sind und wie sich, sobald sie erregt sind, verhindern läßt, daß sie ihm und seinen Anhängern schaden.

Die Frage heute ist, wie man die Menschheit überreden kann, in ihr eigenes Überleben einzuwilligen.

Die Gegner der Geburtenkontrolle können entweder nicht rechnen oder sind mit Krieg, Seuchen und Hungersnot als dauerndem Zubehör des menschlichen Lebens einverstanden.

Die meisten reichen Müßiggänger leiden unsäglich unter der Langeweile, die den Preis dafür darstellt, daß sie aller Sorgen um den Lebensunterhalt enthoben sind.

Die Prostituierte bietet nicht nur den Vorteil, in jedem beliebigen Augenblick verfügbar zu sein, sondern zudem die Gewähr, daß sie, die ja kein Dasein außerhalb ihres Berufes führt, sich nie unliebsam bemerkbar macht, so daß der Mann, der sie aufsucht, nachher mit ungeschmälerter Würde zu seiner Frau, seiner Familie und seiner Kirche zurückkehren kann. Die Ärmste selbst ist aber von allen verachtet, obwohl sie die Tugend unserer Frauen und Töchter sowie die angebliche Reinheit der Geistlichkeit schützt und schirmt, und gilt allgemein als Auswurf der Gesellschaft.

Die Wissenschaftler bemühen sich, das Unmögliche möglich zu machen. Die Politiker bemühen sich oft, das Mögliche unmöglich zu machen.

Doch scheint es nun einmal das Schicksal der Idealisten zu sein, das, worum sie kämpfen, in einer Form zu erhalten, die ihr Ideal zerstört.

Ein Demokrat braucht nicht zu glauben, daß eine Mehrheit immer eine weise Entscheidung treffen wird. Woran er glauben soll, ist die Notwendigkeit, daß der Mehrheitsbeschluß, ob klug oder unklug, angenommen werden muß, bis die Mehrheit einen anderen Beschluß faßt.

Genau so können wir sagen, daß die Genies, die uns bekannt sind, sich allen Widrigkeiten zum Trotz durchgesetzt haben. Wer aber kann sagen, wieviel geniale Begabung in der Stille verkümmert ist, ohne die Mannesreife zu erreichen?

Ich hätte gern eine Welt, in der das Ziel der Erziehung geistige Freiheit wäre und nicht darin bestünde, den Geist der Jugend in eine Rüstung zu zwängen, die ihn das ganze Leben lang vor den Pfeilen objektiver Beweise schützen soll. Die Welt braucht offene Herzen und geistige Aufgeschlossenheit, und das erreichen wir nicht durch starre Systeme, mögen sie nun alt oder neu sein.

Jeder Hund bellt lauter und beißt, wenn man sich vor ihm fürchtet, schneller zu, als wenn man ihm Verachtung bezeugt. Und die große Masse der Menschen benimmt sich nicht viel anders.

Jeder wird, wo immer er geht, von einer Wolke beruhigender Überzeugungen begleitet, die ihm wie Fliegen an einem Sommertage folgen.

Langeweile ist ein schweres Problem. Mindestens die Hälfte aller menschlichen Sünden erwächst aus der Furcht vor Langeweile.

Man kann den einzelnen Menschen betrachten a) als kleinen Mann, b) als Helden und c) als Rädchen einer Maschine. Der erste Weg führt zur altmodischen Demokratie, der zweite Weg zum Faschismus, der dritte Weg zum Kommunismus.

Man sollte nie die gleiche Dummheit zweimal machen, denn die Auswahl ist groß genug.

Manche Menschen würden eher sterben als nachdenken. Und sie tun es auch.

Mit Vorliebe behaupten überbürdete Männer der Geschäftswelt, sie hätten sich ihr Lebtag nur deshalb abgerakkert, damit ihre Kinder es einmal recht gut hätten. Denen aber wäre es viel lieber, der Vater gäbe ihnen bei Lebzeiten dann und wann einmal einen Zehnmarkschein und ein freundliches Wort, statt ihnen nach seinem Tod ein Vermögen zu hinterlassen. Zudem fühlen die Kinder ganz richtig heraus, daß der Vater seinen Geschäften nachgeht, weil er nicht anders kann und durchaus nicht aus elterlicher Liebe zu ihnen. Der Sohn ist daher ebenso durchdrungen davon, daß sein Vater ein leerer Schwätzer, wie der Vater, daß sein Sohn ein Nichtsnutz ist.

Regierung kann auch ohne Recht bestehen, nicht aber Recht ohne Regierung.

Selbst wenn alle Fachleute einer Meinung sind, können sie sehr wohl im Irrtum sein.

Sollen endlich alle Möglichkeiten der Ehe ausgeschöpft werden, dann müssen Mann und Frau begreifen lernen, daß beide in ihrem persönlichen Leben frei sein müssen, wie auch das Gesetz sich dazu stellen möge.

Wahre Sittlichkeit im Geschlechtsleben, die sich von abergläubischen Vorstellungen freigemacht hat, beruht im wesentlichen auf Achtung der Persönlichkeit des anderen und einem inneren Widerstreben, diesen ohne Rücksicht auf seine eigenen Wünsche lediglich als Mittel zum Zwecke persönlicher Triebsättigung zu gebrauchen.

Was nottut, ist nicht der Wille zu glauben, sondern der Wille zu entdecken, also genau das Gegenteil.

Wenn alle Experten einig sind, ist Vorsicht geboten.

Wer wirklich Autorität hat, wird sich nicht scheuen, Fehler zuzugeben.

Zur Aneignung jeder Tugend gibt es eine eigene Disziplin. Die beste Disziplin, um sich Zurückhaltung im Urteil anzueignen, ist die Philosophie.

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