Waldemar Bonsels

33 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Alle großangelegten Seelen erleben ihr Schicksal nicht durch Wandelbarkeit, sondern durch ihre Beharrlichkeit, nicht durch die gefällige Gunst einer Abkehr, sondern durch den Eigensinn ihrer Scharfsinnigkeit.

Alle Menschen nennen sich einsam, und vielleicht sind sie es auch, jeder nach dem Maß seines Anspruchs, seiner Beschaffenheit und seines Wertes, aber wahrhafte Einsamkeit empfinden doch nur diejenigen, die niemals aufgehört haben, an die Verbrüderung aller Menschen zu glauben.

Alle sinnlichen Genüsse regen bei edlen Naturen den Geist an. Bei unedlen Naturen jagen sie ihn davon.

Das beste Buch ist das, welches dem Leser seinen eigenen Reichtum fühlbar macht.

Das Gefühl der Sinnlosigkeit des Lebens wächst in den Seelen im gleichen Maße, als in ihnen die Vorstellung vom Wesen der Liebe entstellt worden ist.

Das Kreuz ist den Menschen der letzten Jahrtausende als Marterpfahl der Hinrichtung bekannt und als Wahrzeichen der Opferbereitschaft. Nur wenige haben darin das uralte Zeichen des Treffpunkts erkannt, an welchem die von oben einbrechende Liebesordnung den Weg der Weltgesetze überschneidet.

Das Wissen ist einer Brille zu vergleichen, die der inneren Schaukraft niemals genau anzupassen ist. Deshalb liegt dem Satan soviel daran, daß die Meinung Verbreitung finde, Wissen sei Macht.

Der Mut hat keine Zuflucht, die Feigheit tausend.

Der Tod öffnet der dahinscheidenden Seele nicht die Tore zur Hölle und Verdammnis, sondern er schließt sie hinter ihr.

Die Liebe ist nicht imstande, von Wohltaten, Dank oder Güte zu leben. Sie lebt nur von Liebe.

Die neue Generation ist der Meinung, daß sie freier lebt als die alte. Das ist ein Irrtum. Wir bekamen unsere Prügel von den Eltern. Die Jungen beziehen sie direkt vom Leben.

Die Wolken gehören zur Erde, nicht zum Himmel.

Die Wunden, die ein junges Herz empfängt, vernarben nur bei armseligen Charakteren zu toten Stellen. Bei starken Naturen werden sie zu fruchtbarem Grund.

Ein Mensch irrt in den entscheidenden Dingen seines Lebens entweder immer oder nie.

Ein Mensch ist gut, wenn edle Kräfte ihm gegeben, absichtslos und ohne Zwecke in ihm und durch ihn wirken, niemals aber allein schon deshalb, weil er sich auf sie einstellt, um sie zu erreichen oder um sie zur Wirkung zu bringen. Und ein Mensch, in dem keinerlei edle Kräfte wirken, ist nicht böse, wie die Menschen es nennen, sondern er ist schlecht.

Eine rechte Mutter ist aller Söhne Mutter.

Es gibt keinen erkennbaren Weg vor uns, sondern nur hinter uns.

Es ist besser, in einer Wüste wach zu sein, als in einem Paradies zu schlafen.

Es ist nicht wahr, daß man seine Zeit Verpassen kann. Für den, der in Wahrheit etwas zu sagen hat, ist es immer Zeit.

Es wird ein jeder so leicht oder so schwer sterben, als seiner Natur das Leben geworden ist, und wer das eine verstanden hat, wird auch das andere können.

Für die Weisheit gibt es keinen Tag. Sie steht immer im Morgenrot des Kommenden.

In der Scheidung von Himmel und Erde liegt der Trost, nicht in der Mischung.

Kunst entsteht nicht aus der Mühe, sondern aus der Fülle. Der Künstler ringt nicht mit seinem Werk, sondern mit dem, was ihn daran hindert.

Leid mag zur Absage an das Vergängliche führen, aber es führt deshalb noch nicht zur Zusage an das Unvergängliche.

Man sollte den Glauben achten, wie man die Liebe achtet.

Meine Sicherheit liegt im Schritt, nicht im Wissen um mein Ziel.

Mit jeder hohen Forderung, die wir aufgeben, verläßt uns ein Engel.

Nur wer viel allein ist, lernt gut denken.

Unglück auf dem Weg zu Tal ist Pech, Unglück auf dem Weg zur Höhe ist Schicksal.

Was dich die Liebe nicht lehrt, das sollst du nicht wissen.

Wenn du von kalt und warm sprichst, so weisst du, was böse und gut bedeutet, und wenn du an lau denkst, so begreifst du vielleicht, was schlecht ist.

Wenn wir keine Zugeständnisse machen, so können wir wohl zugrunde - gehen, aber niemals verderben. Das Kompromiß verdirbt uns, die laue Mitte.

Wer glaubt, sich im Streben Erlösung zu sichern oder die innere Freiheit, erweist damit nur, daß er nicht erkannt hat, was Erlösung ist. Es hat sich mit dieser irrtümlichen Auffassung die Meinung zum sittlichen Lebensgesetz erhoben, daß nur der tätige Mensch sich zu vollenden vermöchte.

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