Fjodor Michailowitsch Dostojewski

70 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Ansprüche machen stumpf den Geist.

Auch der armseligste Mensch, mag er noch so eingeschüchtert und heruntergekommen sein, ist ein Mensch und unser Bruder.

Ausgehend von schrankenloser Freiheit, ende ich mit unumschränktem Despotismus.

Beim Realisten kommt nicht der Glaube aus dem Wunder, sondern das Wunder aus dem Glaube.

Besonders auffällig ist die Hast, mit der der russische Mensch sich mitunter kundgibt, in gewissen bezeichnenden Augenblicken seines oder des völkischen Lebens, kundgibt im Guten oder im Gemeinen. Oft ist hier überhaupt kein Halten mehr.

Beten ist gut, es macht das Herz froh.

Das Leben in den Wäldern, ein ärmliches und grauenhaftes, aber freies und an Abenteuern reiches Leben, hat etwas Verführerisches, einen geheimnisvollen Reiz für den, der es einmal erfahren hat.

Das Leben ist ein Paradies, und alle sind wir im Paradiese, wir wollen es nur nicht wahrhaben; wenn wir es aber wahrhaben wollten, so würden wir morgen im Paradiese sein.

Das Menschengeschlecht erkennt seine Propheten nicht und tötet sie, doch es liebt seine Märtyrer.

Das Wesen des religiösen Gefühls ist durch keinerlei vernunftmäßige Überlegungen zu erfassen.

Dem echten Russen sind Europa und das Schicksal der ganzen großen arischen Rasse ebenso teuer wie Rußland selbst, wie das Schicksal seines eigenen Vaterlandes; denn unser Schicksal ist eben die Universalität, die aber nicht durch das Schwert gewonnen wird, sondern durch die Kraft der Brüderlichkeit.

Der Gerechte geht heim, doch sein Licht bleibt.

Der Mensch kann nicht bestehen, ohne etwas anzubeten.

Der Mensch liebt zu schaffen und Wege zu bahnen, das ist nicht zu bestreiten. Aber weshalb liebt er auch die Zerstörung und das Chaos bis zur Leidenschaft? Vielleicht weil er instinktiv fürchtet, sein Ziel zu erreichen und das zu schaffende Gebäude zu vollenden? Woher wissen Sie, ob er nicht das Gebäude nur aus der Ferne und keineswegs in der Nähe liebt?

Der Teufel schläft nicht.

Der Verstand ist ein Schuft. Dummheit dagegen ist offenherzig und ehrlich.

Die Angst ist der Fluch des Menschen.

Die Höhe einer Menschenseele ist zum Teil danach zu ermessen, wie weit und vor wem sie fähig ist, Ehrfurcht und Verehrung zu bezeugen oder Andacht zu empfinden.

Die Menschen waren ins Paradies gesetzt, doch sie verlangten nach Freiheit und stahlen das Feuer vom Himmel, obwohl sie wußten, daß sie unglücklich würden.

Du wußtest also nicht, daß der Mensch, sobald er das Wunder verwirft, auch Gott verwirft; denn der Mensch verlangt nicht so sehr nach Gott als nach dem Wunder.

Durch strenge Strafen, Gefängnis und Zuchthaus, könntet ihr vielleicht die Hälfte von ihnen retten. Ihr würdet ihnen die Last leichter, nicht schwerer machen. Die Reinigung durch Leiden ist leichter als das Schicksal, das ihr vielen von ihnen durch den Freispruch vor Gericht bereitet.

Ein vollständiger Atheist steht auf der vorletzten Stufe zum vollständigsten Glauben.

Ein Wunder ist es, daß ein solcher Gedanke - der Gedanke der Notwendigkeit eines Gottes - einem so wilden und bösen Tier wie der Mensch in den Kopf kommen konnte: So heilig, so rührend, so weise und so ehrenvoll für den Menschen ist dieser Gedanke.

Einen Gottlosen habe ich noch nie gesehen; nur Ruhelose sind mir begegnet.

Einen Menschen lieben heißt ihn so sehen, wie Gott ihn gemeint hat.

Es gibt drei Kräfte auf dieser Erde, die das Gewissen dieser schwächlichen Rebellen zu ihrem eigenen Glück für immer besiegen und fesseln können: Das Wunder, das Geheimnis und die Autorität.

Es gibt kein Glück im Wohlstand, durch Leiden wird das Glück erkauft.

Es gibt sittliche Ideen. Sie erwachsen aus dem religiösen Gefühl, aber mit der Logik allein sind sie niemals zu rechtfertigen.

Es ist erstaunlich, wie viele nebensächliche Gedanken in einem auftauchen können, gerade wenn man durch irgendeine furchtbare Nachricht ganz erschüttert ist, die, wie man eigentlich meinen sollte, alle anderen Gefühle ersticken und alle nebensächlichen Gedanken verscheuchen müßte, besonders die kleinlichen aber gerade diese sind dann die zudringlichsten.

Es ist ungemein wichtig und nützlich, selbst in einem kleinen Wirkungskreis als gutes Beispiel zu wirken, denn auf diese Weise beeinflusst man Dutzende und Hunderte von Menschen.

Es konnte im Zuchthaus vorkommen, daß man einen Menschen jahrelang kannte und der Meinung war, er sei kein Mensch, sondern ein Tier, und daß man ihn deshalb verachtete. Und dann kommt ein Augenblick, wo sich seine Seele, unwillkürlich fortgerissen, auftut, und man entdeckt in ihr einen solchen Reichtum, soviel Gefühl, Herz, ein so klares Verständnis des eigenen und des fremden Leidens, daß einem gleichsam die Augen aufgehen und man im ersten Augenblick nicht glauben möchte, was man selbst gesehen und gehört hat.

Geld ist geprägte Freiheit.

Große Gedanken entspringen weniger einem großen Verstand als einem großen Gefühl.

Ich bin blindlings überzeugt, daß es keinen Lumpen und Schuft im russischen Volke gibt, der nicht wüßte, daß er ein Lump und Schuft ist, während anderswo einer eine Gemeinheit begeht und sich dann noch lobt.

Ich habe mich wohl schon tausendmal über diese Fähigkeit des Menschen gewundert, das höchste Ideal neben der niedrigsten Gemeinheit in seiner Seele hegen zu können, und beides mit vollkommener Aufrichtigkeit.

Ich sammle alle meine Gefühle in meinem Gebet.

Ich weiß aus bitterer Erfahrung, wie trügerisch mitunter das Äußere sein kann, dass sich unter Blumen manchmal eine Schlange verbirgt.

Ich will leben, um meine ganze Lebenskraft sich auswirken zu lassen, nicht nur um meinen Verstandeskräften, das heißt kaum einem Zwanzigstel meiner ganzen Lebensfähigkeit, Genüge zu tun.

Jedenfalls kann man schlecht sein und dennoch durch Geist, Gefühl und angenehme Manieren entzücken.

Jedes Unangenehme hat auch sein Gutes.

Jedes Volk hat seinen eigenen Begriff von Gut und Böse.

Leiden und Schmerz sind immer die Voraussetzung umfassender Erkenntnis und eines tiefen Herzens. Mir scheint, wahrhaft große Menschen müssen auf Erden eine große Trauer empfinden.

Man kann alles von der Weltgeschichte sagen, alles, was der perversesten Phantasie in den Sinn kommen mag, nur eines nicht: Daß sie vernünftig sei.

Manch einer ist in seiner Erbitterung härter denn ein Stein, sein Herz aber ist voll von gärenden Träumen.

Mancher Charakter ist lange nicht zu verstehen, aber da braucht der Mensch nur einmal aus ganzem Herzen zu lachen, und sein Charakter liegt offen vor einem wie auf der Handfläche.

Mein Bruder bat die Vögel um Verzeihung. Das scheint sinnlos, und doch hatte er recht; denn alles ist wie ein Ozean, alles fließt und grenzt aneinander; rührst du an ein Ende der Welt, so zuckt es am anderen.

Meiner Ansicht nach ist der Katholizismus nicht einmal ein Glaube, sondern einfach die Fortsetzung des weströmischen Kaisertums.

Mensch, erhebe dich nicht über die Tiere: Sie sind sündlos, du aber mit deiner Erhabenheit befleckst die Erde.

Nicht alle lebendigen Dinge sind leicht zu begreifen.

Nur durch Arbeit und Kampf ist Selbständigkeit und das Gefühl der eigenen Würde zu erlangen.

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