Dadurch wird eben alles so halb bei euch, daß ihr euch Tugend und Laster als zwei Extrema vorstellt, zwischen denen ihr schwankt. Anstatt euren Mittelzustand als den positiven anzusehn und den besten, wie's eure Bauern und Knechte und Mägde noch tun.
Dadurch, daß der christlichen Kirche der Glaube beiwohnt, daß sie, als Nachfolgerin Christi, von der Last menschlicher Sünde befreien könne, ist sie eine sehr große Macht. Und sich in dieser Macht und diesem Ansehn zu erhalten und so das kirchliche Gebäude zu sichern, ist der christlichen Priesterschaft vorzügliches Augenmerk.
Dagegen hat Dich aber auch Gott mit der Metaphysik gestraft und Dir einen Pfahl ins Fleisch gesetzt, mich dagegen mit der Physik gesegnet, damit es mir im Anschauen seiner Werke wohl werde.
Daher kommt es denn auch, daß man der Pflanzenwelt eines Landes einen Einfluß auf die Gemütsart seiner Bewohner zugestanden hat. Und gewiß, wer sein Lebenlang von hohen ernsten Eichen umgeben wäre, müßte ein anderer Mensch werden, als wer täglich unter luftigen Birken sich erginge.
Danke, daß die Gunst der Musen / Unvergängliches verheißt: / Den Gehalt in deinem Busen / und die Form in deinem Geist!
Dankt Gott mit jedem Morgen, / daß ihr nicht braucht für's Römische Reich zu sorgen! / Ich halt es wenigstens für reichlichen Gewinn, / daß ich nicht Kaiser oder Kanzler bin.
Dann baut ich, grandios, mir selbst bewußt, / am luftigen Ort ein Schloß zur Lust. / Wald, Hügel, Flächen, Wiesen, Feld / zum Garten prächtig umbestellt: / Vor grünen Wänden Sammetmatten, / Schnurwege, kunstgerechte Schatten, / Kaskadensturz, durch Fels zu Fels gepaart, / und Wasserstrahlen aller Art: / Ehrwürdig steigt es dort; doch an den Seiten, / da zischts und pißts in tausend Kleinigkeiten. / Dann aber ließ ich allerschönsten Frauen / vertraut-bequeme Häuslein bauen, / verbrächte da grenzenlose Zeit / in allerliebst-geselliger Einsamkeit. / Ich sage:Fraun! den ein für allemal / denk ich dei Schönen im Plural.
Dann gab's ein Gerede, man weiß nicht wie: / Das nennt man eine Akademie.
Dann ist einer durchaus verarmt, / wenn die Scham den Schaden umarmt.
Daran erkenn ich den gelehrten Herrn! / Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern, / was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar, / was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr, / was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht, / was ihr nicht münzt, das meint ihr, gelte nicht!
Darum hab ich gewünscht, es solle sich Hermann auf Reisen / bald begeben und sehn zum wenigsten Straßburg und Frankfurt / und das freundliche Mannheim, das gleich und heiter gebaut ist; / denn wer die Städte gesehn, die großen und reinlichen, ruht nicht, / künftig die Vaterstadt selbst, so klein sie auch sei, zu verzieren.
Darum sind die Oblaten so zart / im katholischen Welschland; / Denn aus demselbigen Teig / weihet der Priester dem Gott.
Das Absurde, mit Geschmack dargestellt, erregt Widerwillen und Bewunderung.
Das allerbeste Herz vergißt bei munterem Spiele, / wenn es des Tanzes Lust, des Festes Lärm zerstreut, / was ihm die Klugheit rät und ihm die Pflicht gebeut.
Das Allgemeine und Besondere fallen zusammen: Das Besondere ist das Allgemeine, unter verschiedenen Bedingungen erscheinend.
Das Allgemeine und Besondere fallen zusammen: Das Besondere ist das Allgemeine, unter verschiedenen Bedingungen erscheinend.
Das Alter ist ein höflich Mann: / Einmal übers andre klopft er an. / Aber nun sagt niemand "Herein!", / und vor der Türe will er nicht sein. / Da klinkt er auf, tritt ein so schnell, / und nun heißt's, er sei ein grober Gesell.
Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht, / es findet uns nur noch als wahre Kinder.
Das Alter muß doch einen Vorzug haben, / daß, wenn es auch dem Irrtum nicht entgeht, / es doch sich auf der Stelle fassen kann.
Das Alter stockt wie ein bejahrter Baum, / und wenn er nicht verdorrt, scheint er derselbe. / Aus deiner lieblichen Gestalt, du süßer Knabe, / entwickelt jeder Frühling neue Reize. / Man möchte dich stets halten, wie du bist, / und immer, was du werden sollst, genießen.
Das Altertum setzen wir gern über uns, aber die Nachwelt nicht. Nur ein Vater neidet seinem Sohn nicht das Talent.
Das artige Wesen, das entzückt, / sich selbst und andre gern beglückt, / das möcht ich Seele nennen.
Das Auge bevorteilt gar leicht das Ohr und lockt den Geist von innen nach außen.
Das Außerordentliche, was solche Menschen leisten, setzt eine sehr zarte Organisation voraus, damit sie seltener Empfindungen fähig sein und die Stimme der Himmlischen vernehmen mögen. Nun ist eine solche Organisation im Konflikt mit der Welt und den Elementen leicht gestört und verletzt, und wer nicht, wie Voltaire, mit großer Sensibilität eine außerordentliche Zäheit verbindet, ist leicht einer fortgesetzten Kränklichkeit unterworfen. Schiller war auch beständig krank. Als ich ihn zuerst kennenlernte, glaubte ich, er lebe keine vier Wochen mehr.
Das Bedeutende will jedermann, nur soll es nicht unbequem sein.
Das bedeutet Verdruß, so sagen bedenkliche Leute, / wenn beim Eintritt ins Haus nicht fern von der Schwelle der Fuß knackt.
Das Benutzen der Erlebnisse ist mir immer alles gewesen; das Erfinden aus der Luft war nie meine Sache. Ich habe die Welt stets für genialer gehalten als mein Genie.
Das Beste, was wir von der Geschichte haben, ist der Enthusiasmus, den sie erregt.
Das bestärkte mich in meinem Vorsatze, mich künftig allein an die Natur zu halten. Sie allein ist unendlich reich, und sie allein bildet den großen Künstler.
Das Betragen ist ein Spiegel, in welchem jeder sein Bild zeigt.
Das Betragen ist ein Spiegel, in welchem jeder sein Bild zeigt.
Das Bild eines Despoten, wenn es auch nur in der Luft schwebt, ist edlen Menschen schon fürchterlich.
Das Christentum ist so tief in der menschlichen Natur und ihrer Bedürftigkeit begründet, daß auch in dieser Beziehung mit Recht zu sagen ist: Des Herrn Wort bleibet ewiglich.
Das Christentum steht mit dem Judentum in einem weit stärkeren Gegensatz als mit dem Heidentum.
Das Edle zu erkennen, / ist Gewinst, der nimmer uns entrissen werden kann.
Das eigentlich Unverständige sonst verständiger Menschen ist, daß sie nicht zurechtzulegen wissen, was ein anderer sagt, aber nicht gerade trifft, wie er's hätte sagen sollen.
Das eigentliche, einzige und tiefste Thema der Welt- und Menschengeschichte, dem alle übrigen untergeordnet sind, bleibt der Konflikt des Glaubens und Unglaubens.
Das einfach Schöne soll der Kenner schätzen. / Verziertes aber spricht der Menge zu.
Das Erdetreiben, wie's auch sei, / Ist immer doch nur Plackerei.
Das Erhabene, durch Kenntnis nach und nach vereinzelt, tritt vor unserm Geist nicht leicht wieder zusammen, und so werden wir stufenweise um das Höchste gebracht, was uns gegönnt war, um die Einheit, die uns in vollem Maß zur Mitempfindung des Unendlichen erhebt, dagegen wir bei vermehrter Kenntnis immer kleiner werden. Da wir vorher mit dem Ganzen als Riesen standen, sehen wir uns als Zwerge gegen die Teile.
Das Erlebte weiß jeder zu schätzen, am meisten der Denkende und Nachsinnende im Alter; er fühlt mit Zuversicht und Behaglichkeit, dass ihm das niemand rauben kann.
Das Erste und Letzte, was vom Genie gefordert wird, ist Wahrheitsliebe.
Das Ewige regt sich fort in allen: / Denn alles muss in Nichts zerfallen, / Wenn es im Sein beharren will.
Das Falsche (der Irrtum) ist meistens der Schwäche bequemer.
Das französische "esprit" kommt dem nahe, was wir Deutschen "Witz" nennen. Unser "Geist" würden die Franzosen vielleicht durch "esprit und âme" ausdrücken. Es liegt darin zugleich der Begriff von Produktivität, welchen das französische "esprit" nicht hat.
Das freie Meer befreit den Geist.
Das Gefallen an sich selbst, das Verlangen, dieses Selbstgefühl andern mitzuteilen, macht gefällig.
Das Gefühl eigner Anmut macht anmutig.
Das gefährlichste aller Bücher in weltgeschichtlicher Hinsicht, wenn durchaus einmal von Gefährlichkeit die Rede sein sollte, ist doch wohl unstreitig die Bibel, weil wohl leicht kein anderes Buch so viel Gutes und Böses im Menschengeschlecht zur Entwicklung gebracht hat.
Das Gemeine muß man nicht rügen; denn das bleibt sich ewig gleich.