Wolfgang Menzel

104 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Ein voller Geldsack ist leichter zu tragen als ein leerer Bettelsack.

Ein weiblicher Engel wird bei einem Weibe weniger ausrichten, als ein männlicher Teufel.

Einem großen Volke fehlten große Geister nie, die es schildern, wie von den hohen Alpen rings Seen fließen, darin sie sich spiegeln.

Es ist etwas in unsrer Seele, das gleich Wolken wechselt, aber auch etwas tief und fest ruhendes, wie der Himmel über jenen.

Es ist oft klug, nicht bloß sich dumm zu stellen, sondern es wirklich zu seyn.

Etwas in der weiblichen Natur bleibt uns Männern unbekannt, wie die Erde nie die Rückseite des Mondes sieht.

Glaube steht dem am schönsten, der zugleich hochgebildet im Wissen ist.

Hinter dem Tode geht die schöne Jungfrau Ewigkeit, und bindet in Garben, was er gemäht.

In den Religionskriegen trug das Lamm Gottes die blutige Kriegsfackel und ward zum Sturmwidder, der unsere Schlösser und Städte brach.

In vielen Menschen zankt sich ewig ein Engel mit einem Teufel, in andern küssen sie sich.

Je höher die Stände, je schwächer die Charaktere, wie am Gipfel eines Baumes die Zweige am dünnsten sind.

Jede Idee wird dem Dichter zu einem ganzen Liede, wie die Sonne im Wasserspiegel zu einen Sonnenmeer.

Jede Wunde, die Amors Pfeil schlägt, wird zu einem beredten Dichtermunde.

Jeder Sonnenstrahl ist ein Amorspfeil ins Herz der Erde.

Jedes geistige Gift in der Menschheit hat, wie jedes in der Natur, zugleich sein Gegengift.

Kleine Geister brüten Wochenlang über ihren Ideen, wie kleine Vögel über ihren Eiern; große legen sie wie Straußeneier nur hin und die Sonne selber brütet sie aus.

Liebe in hohen Jahren ist Gras, das auf alten Dächern wächst.

Liebe ist der Zweck der Welt, Amor trägt die Weltkugel.

Liebende kennen keine Zeit, Amor schmiedet den Uhrzeiger zum Pfeile.

Man weiß es nie, wenn man Erfahrungen macht.

Manche Freuden wollen, wie der Schmetterling, nur geschaut, nicht angegriffen seyn.

Manie ist unsre Manier.

Menschenhaß macht leicht blind gegen die Welt, wie in allzukalten Zimmern die Fenster bis zur völligen Undurchsichtigkeit gefrieren.

Mit dem Herzen erweitert sich auch meine Brust, die Welt.

Mit der Stimme des Jünglings fällt seine Phantasie in die Tiefe.

Mit Grazie zu fallen, gehört zu den Seiltänzerkünsten unsers jetzigen Lebens.

Mit tausend grünen Händen greift der Baum unserer Hoffnung nach dem tropfenden Sonnenregen göttlicher Hülfe.

Mystiker reiten auf der Todessense wie auf einem Steckenpferde.

Philosophie ist der Kopf, Poesie das Herz der Welt.

Rußlands Doppeladler schaut mit einem Kopfe nach Europa, mit dem andern nach Asien; gegen dieses hält er in der linken Kralle, den friedlichen Scepter, gegen jenes in der rechten das Schwert.

Selbst der schlimmste Mensch liebt einmal, wie auch die Distel eine Blume hat.

So oft der Krebs unsrer Politik seine Schale ändert, er bleibt doch ein Krebs.

So viel Einbildungskraft hat jeder, daß er sich auf sich selbst etwas einbildet.

So zart eine Weiberlocke ist, so kann sie doch im Herzen ein unbiegsamer Widerhaken werden.

Teufel und Engel sind dem Dichter nur die schwarzen und weißen Tasten auf seinem Klavier.

Unser Herz verhärtet sich gern ein wenig, eh’ es schmilzt, gleich dem Schnee.

Unsere Staaten sind alte Uhren, die bald zu früh, bald zu spät gehn.

Unsre Friedensschlüsse sind nur die Regenbögen zwischen zwei Gewittern.

Unsre Herzen müssen einen kleinen Schnitt bekommen, wie die Kastanien, wenn sie gut werden sollen.

Viele suchen am Zuckerhut des Lebens nur die Theorie des Kegelschnitts.

Wen das Leben zu sehr reibt, den schleift es zu seinem Hohlspiegel.

Wenn wir ins Weinglas tief hineingucken, wird's am Ende unser eignes Vergrößerungsglas.

Wer die Poesie nicht überall und immer findet, findet sie nirgend und nie.

Wer Gespenster glaubt, sieht sie und wird geneckt.

Wer in die Welt hinausschifft, wird einmal seekrank.

Wer nach Kronen greift, verwundet sich an ihren Spitzen die Hände.

Wer zu viel rückwärts blickt, fällt leicht.

Wie der bloße Glaube ans Glück das Glück herbeiführt, so der bloße Glaube ans Unglück dieses.

Wie Kinder immer hinter den Spiegel schauen, und mehr als sich selber dahinter vermuthen; so wir großen Kinder vor dem großen Spiegel der Wahrheit.

Willst du schimpfen, so tritt vor den Spiegel.

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