Ignaz Felner

55 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Aber das Nachdenken ist so eine Sache, die nicht jedermanns Thun ist : man geht entweder mit geschloßnem Auge den Weg getrost fort, weil er ein gebahnter Weg ist: oder man läßt mit offnem Auge sich führen, wohin die Leidenschaft will.

Aufrichtigkeit und Verstellung sind beim ersten Anblikke ganz widersprechende Dinge; und sind doch so enge verbunden, daß ein auf richtiger Mann oder ein aufrichtiges Weib ohne Verstellung dumm, und im Gegentheile Leute von Verstellung ohne Aufrichtigkeit falsch und gefährlich müssen genennet werden.

Aufrichtigkeit, die alles plaudert und allen plaudert, ist Schwäzerei

Aus Ungenügsamkeit entsteht Lüsternheit, jene Feindinn der Tugend des gesellschaftlichen Vergnügens, des ehelichen Glükkes.

Belohnung für mein Zutrauen fodre ich keine; Geschenke können nicht belohnt werden.

Besser ist's, wenn das Herz Wohlthaten ertheilt, als nur der Kopf: noch besser aber, wenn bei diesem edeln Geschäfte Herz und Kopf zu?ammen sich in Wirkung sezen.

Betrug und Eigennuz sind unzertrennliche Gefährten

Dankbarkeit hört man allenthalben und sieht sie nirgends

Der Leidenschaften edelste ist unstreitig die Liebe: das meiste Unheil, das Menschen elend macht ist eben ?o unstreitig auch die Liebe: und wird es so lange bleiben, und immerhin noch mehr werden; so lange man die Gränzen zwischen Wollust und Liebe junge Seelen nicht kennen lehrt, sondern beide unter Einem Begriffe dorthin erniedriget, wo Liebe aufhört Liebe zu sein.

Die bitterste Armuth legt sich den Finger auf den Mund, und wünscht – nicht gesehen, sondern gesucht zu werden.

Dienstfertigkeit ist eine schöne, aber seltne Tugend

Duldung und Toleranz – wie wenig sagen diese Worte? und wie viel sollten sie sagen, wenn man getrachtet hätte sie eher zu lehren, als zu gebieten?

Ein Mann ohne Religion ist zu jedem Bubenstreich fähig, wenn er übrigens Kopf hat: aber ein Weib ohne Religion – macht Heilige zu Schurken.

Einen Menschen gerettet, Menschenelend gelindert oder gehoben zu haben, welch eine Wonne für den, dessen Seele noch geistig genug ist, unkörperliches Vergnügen zu fühlen!

Erziehung! Erziehung! wie voll werden unter deiner Hand die Köpfe; wie leer bleiben die Herzen!

Freiheit ist das allgemeine Losungswort: und wenn man die Sache genau betrachtet wornach athemlos beinahe die ganze Welt hascht – was ist es? ein Schatten. Die meisten verarbeiten jeden Augenblikk ihres Lebens – um zu leben, und der kleine Rest von Freiheit, den sie sich keuchend errungen, ängstigt sie so, daß sie nicht geschwind genug eilen können – Kette gegen Kette – zu vertauschen.

Freundschaft ohne Vertrauen ist eine Lüge

Geld ist das leichteste Mittel gegen Unglükk; aber manchmal das unschikklichste. Um des Elenden recht bald los zu werden, werfen die Reichen und Grossen mit weggewendetem Blikke todtes Metall hin. – O das findet sich auch in der Erzgrube! aber ein wohlthätig, mitleidig Herz sucht der Elende, das mit ihm traure, das ihm rathe, das ihn schüze. Kann das Gold?

Genügsamkeit schüzt gegen Mangel, und Lüsternheit führt zu Mangel. Der genügsame Arme, kann nicht leicht zu arm, und der lüsterne Reiche nicht zu reich werden.

Herzensgüte sichert vor Heuchelei; und Erfahrung und Klugheit vor dem Betruge des Heuchlers so wohl, als des Schwäzers.

In einer Familie, wo Kinder bessere, oder heimlichere Vertraute suchen als Mutter oder Vater - da muß es grob fehlen.

Kann Freundschaft, kann Liebe unbeständig sein? – Wird es Freundschaft; so war Eigennuz, ihre Grundlage: wird es Liebe; so war Sinnlichkeit ihr Zunder: und beide waren in ihrem Anfange nichts weniger als Freundschaft und Liebe.

Kein Zutrauen ist natürlicher und heilsamer, als jenes, das unter Kindern gegen Eltern herrschen sollte, und leider! nirgends weniger gefunden und nirgends schlechter unterhalten wird.

Koketterie verschlimmert das Herz

Königreiche lassen sich erben; Länder erfechten; Verdienste kaufen: – aber mein Zutrauen schenk' ich nur dem, dem ich es schenken will

Nichts entfernt mehr Seele von Seele, als Eigennuz.

O Moralität, Moralität! wo hat Dich unsre Aufklärung hingetrieben?

Ordnung ist eine schöne Sache: aber zu viele Ordnung wird sehr leicht Pünktlichkeit, und diese Mechanismus – und [...] Pedantismus.

Reichthum nährt zwar die Lüsternheit, aber zeugt sie nicht: denn es giebt auch Bettler, die Wollüstlinge, Prasser, und Schurken sind.

Schadet der Zölibat nicht der Reinigkeit der Sitten? / Widerspricht ihm nicht laut die Natur? nicht Christusreligion?

Selbst Schmetterlinge fesselt die Tulpe nicht: umflattert wird sie, berochen, und verlassen.

Sie [Unsere Schriften] reden viel, und denken wenig; schreiben für die Welt, ohne Welt; geben Worte ohne Gefühl; wollen erwärmen, und sind selbst kalt; wollen lehren und könnten ihrer Gelehrtheit unbeschadet noch wohl selbst das Buch unter den Arm nehmen.

Solidität fehlt den meisten Menschen, und Plan, und System und Grundsäze des Herzens. Sie halten ihr Herzchen, wie die meisten Mütter, ihr krankes Kind: all sein Wille wird ihm gestattet; dann sprudelt's bei jedem Unfalle wird nur gezogen und Despot für sich und andere.

Stolz auf Gelehrtheit auf Kenntnisse sein, welch ein elender Stolz!

Sättigung der Begierden ist des Lüsternen Ziel. Aber auf Sättigung folgt: Ekkel, Mißbehagen, Erschlaffung, Stumpfheit.

Toleranz! dieß ist das allgemeine Loosungswort - aber auch meistens mehr nicht, als ein Wort, das von Mund zu Mund zwar, aber nicht vom Herzen zum Herzen geht.

Tugenden müssen gepflanzt werden, wie gute Früchte.

Und die Söhne und Männer unserer Ahnen waren Deutsche: waren stolz ohne Hochmuth; hatten Grundsäze ohne Zügellosigkeit; waren Freunde - nicht Schmeichler; liebten Freude, flohen die Wollust; liebten das Weib, und nicht des Weibes - Larve. -

Unglükklichen seine Wohlthat fühlen lassen, ist Tyrannei

Unschuld macht Menschen zu Engeln: aber wie oft hält man Einfalt und Unerfahrenheit für Unschuld?

Unter allen Weibern aber sind die gefährlichsten und schädlichsten jene, die zu viel Religion, und zu wenig Gewissen haben.

Verstellung, die Gesinnungen borgt oder lügt die scheinen will, was sie nicht ist, wird Heuchelei, und verdient Beschämung und Verachtung.

Vertrauen ist ein Gefährte der Freundschaft

Wahre Frömmigkeit besteht in vollkommner Uebung seiner Pflichten, und geht vom Herzen aus, und nicht von den Lippen. Aber Kenntniß seiner Pflichten ist vorzüglich ein wesentlicher Theil der Frömmigkeit.

Was Kronen nicht vermögen, das vermag Genügsamkeit: sie macht ruhig und zufrieden.

Weder zur Hausmutter allein noch zur Denkerinn hat die Natur das Weib gerufen; sondern zur Gesellschafterinn des Mannes

Welch eine Plage muß dem Manne das Weib sein, die mehr ist, als Weib!

Wenn Aufrichtigkeit unter Eheleuten mangelt, da mangelt auch Schäzung und Liebe.

Wenn in Ehen nur die Körper sich geehlichet haben, und nicht auch die Seelen; so werden der trüben Jahre mehr werden, als der heitern Stunden.

Wer einmal aufgehöret hat, im Innersten seines Herzens zu empfinden, was Ehre sei der hat zu jedem Verbrechen schon den ersten Schritt gethan. Das Gefühl von Ehre hat aber der Eigennüzige lange verlohren.

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