Jean-Jacques Rousseau

212 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Man ist niemals zu entschuldigen, wenn man eine Arbeit schlecht verrichtet, der man sich freiwillig unterzieht.

Man liebt weit mehr das Bild, das man sich macht, als den Gegenstand, auf den man es anwendet.

Man muß viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können.

Man möchte sagen, nichts glückt als die schwarzen Entwürfe der Bösen. Die schuldlosen Vorsätze des Guten kommen fast nie zur Erfüllung.

Man schreibt dieser Art Talisman eine ganz einzigartige elektrische Kraft zu, die aber bloß zwischen treuen Liebenden wirksam wird; dass er nämlich dem einen die Küsse des andern über mehr als zweihundert Meilen weit mitteilt.

Man verdirbt das Volk niemals, aber man täuscht es oft, und allein dann scheint es zu wollen, was schlecht ist.

Man veredelt die Pflanzen durch die Zucht und die Menschen durch Erziehung.

Mir ist die gefährliche Freiheit lieber als eine ruhige Knechtschaft.

Nach dem Tode Christi unternahmen es zwölf arme Fischer und Handwerksleute, die Welt zu lehren und zu bekehren. Ihre Lehrart war einfältig, ihr Vortrag ungekünstelt, allein sie predigten mit gerührtem Herzen, und von allen Wundern, mit denen Gott ihren Glauben ehrte, war die Heiligkeit ihres Wandels am auffallendsten.

Nehmen Sie der Liebe die Achtung, so ist sie nichts mehr.

Nehmt euch vor diesen Kosmopoliten in acht, die in ihren Schriften aus weiter Ferne Pflichten herholen, deren Erfüllung sie in Bezug auf ihre eigene Umgebung verächtlich zurückweisen. Ein solcher Philosoph liebt die Tataren, um überhoben zu sein, seine Nachbarn zu lieben.

Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.

Nichts erhält die Gewohnheit nachzudenken besser, als wenn man mit sich selbst zufriedener als mit seinem Schicksale ist.

Nichts ist für aufrichtige Liebhaber gefährlicher als die Welt der Vorurteile.

Nie konnte ich etwas schaffen mit der Feder in der Hand vor einem Tisch und Papier. Auf den Spaziergängen zwischen Feldern und Bäumen, nachts in meinem Bett, während der Schlaf mich flieht, schreibe ich in meinem Gehirn.

Niemand blickt mit so großer Verachtung auf die Kindheit als diejenigen, welche eben aus ihr herausgetreten, ebenso wie die Rangunterschiede nirgends mit größerer Ängstlichkeit beachtet werden als in dem Lande, in welchem die Ungleichheit nicht groß ist und jeder deshalb befürchtet, mit einem unter ihm Stehenden verwechselt zu werden.

Nur in einer einzigen Wissenschaft muss man die Kinder unterweisen, in der Wissenschaft von den Pflichten des Menschen.

Rückt die Meinungen des Volkes zurecht, und seine Sitten werden sich von selbst bessern.

Seitdem sich die Menschen herausgenommen haben, Gott eine Sprache zu verleihen, hat ihn jeder auf seine Weise sprechen und sich von ihm sagen lassen, was er gewollt hat.

Selbst der entschlossene Mann hat es nicht in seiner Gewalt, jede Beleidigung von sich fernzuhalten. Soviel aber vermag er: Verhindern, daß man sich lange rühme, ihn beleidigt zu haben.

Sie hegen keine Begierden; sie lieben. Ihr Herz folgt nicht den Sinnen; es leitet sie.

So bin ich denn nun allein auf Erden, ohne Bruder, ohne Nächsten, ohne Freund, überlassen meiner eigenen Gesellschaft.

Sobald die Mutterschaft eine Last ist, findet man bald ein Mittel, sich ganz und gar davon zu befreien.

Sobald einer über die Staatsangelegenheiten sagt "Was geht's mich an?", muß man damit rechnen, daß der Staat verloren ist.

Solange der Ackerbau geehrt wurde, gab es weder Elend noch Müßiggang, und es gab weit weniger Laster.

Süßes Dunkel der Unbekanntheit, dreißig Jahre lang warst du mein Glück, hätte ich dich doch nie verlassen!

Tausend Fälle können eintreten, die der Gesetzgeber nicht Vorausgesehen hat. Das Gefühl dafür, daß man nicht alles voraussehen kann, ist eine sehr notwendige Voraussicht.

Um eine junge Person folgsam zu machen, muss man sie nicht unglücklich machen; um sie sittsam zu machen, muss man sie nicht abstumpfen.

Um einen guten Liebesbrief zu schreiben, mußt du anfangen, ohne zu wissen, was du sagen willst, und enden, ohne zu wissen, was du gesagt hast.

Um sich ein richtiges Urteil über eine Religion zu bilden, muß man sie nicht aus den Büchern ihrer Bekenner studieren, sondern sie aus dem Verkehre mit denselben lernen.

Und worüber sollte man Bosheiten sagen, wenn man an nichts mehr etwas Böses findet?

Unsere Begierden reichen weit, unsere Stärke ist fast nichts.

Unsere Blicke aber ersetzen alle Worte.

Vor allem wegen der Seele ist es nötig, den Körper zu üben, und gerade das ist es, was unsere Klugschwätzer nicht einsehen sollen.

Was hilft es, seinen Wagen besser lenken zu lernen, wenn man am Ende der Fahrt ist?

Was kannst du genießen, / wenn du allein genießest?

Was sind es für Geheimnisse, die eine Mutter nicht wissen darf?

Was sollen wir auf der Bühne die Pflichten von Königen studieren, nur um die unseren zu vernachlässigen?

Welche Strafe mir auch auferlegt wird, wird sie doch minder grausam sein als die Erinnerung an mein Verbrechen.

Welcher Ausschweifung würden reine Geister wohl fähig sein?

Wenn die Arme viel arbeiten, ruht die Einbildungskraft aus; wenn der Leib sehr müde ist, erhitzt sich das Herz nicht.

Wenn je in der Welt eine Geschichte bestätigt war, so ist es die Geschichte der Vampire. Nichts fehlt daran: Gerichtsakten, Zeugnisse von Notabeln, von Wundärzten, von Pfarrern und Magistratspersonen. Der gerichtliche Beweis ist einer der vollständigsten. Bei all dem: Wer glaubt an die Vampire?

Wenn man seine Gesundheit durch ein zügelloses Leben verdorben hat, will man sie durch Arzneimittel wiederherstellen.

Wenn nur die Lüge uns retten kann, so ist es aus, so sind wir verloren.

Wer errötet, fühlt sich schon schuldig. / Die wahre Unschuld schämt sich nicht.

Wer nicht ein kleines Leid zu ertragen versteht, muß sich darauf gefaßt machen, viele Leiden über sich ergehen zu lassen.

Wer unter uns die Freuden und Leiden des Lebens am besten zu ertragen vermag, der ist meinem Erachten nach am besten erzogen. Daraus folgt, daß die wahre Erziehung weniger in Lehren als in Übungen besteht.

Wer wahre Achtung für sich selbst hat, ist gegenüber der ungerechten Verachtung andrer wenig empfindlich und fürchtet nichts, als sie zu verdienen.

Wie die Mutter die eigentliche Amme ist, so ist der Vater der eigentliche Lehrer. Ein Kind wird von einem vernünftigen, wenn auch, was die Kenntnisse betrifft, etwas beschränkten Vater besser als von dem geschicktesten Lehrer der Welt erzogen werden.

Wie einfältig würde sich mancher, der sich in der Mitte seiner Anhänger mit seinen Beweisgründen bläht, mit den nämlichen Beweisen unter den Mitgliedern einer anderen Partei ausnehmen!

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