Johann Wolfgang von Goethe

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Das Genie kommt mir immer vor wie eine Rechenmaschine: Die wird gedreht, und das Resultat ist richtig; sie weiß nicht warum.

Das Genie mit Großsinn sucht seinem Jahrhundert vorzueilen; das Talent aus Eigensinn möchte es oft zurückhalten.

Das Gesetz verpflichtet die Witwen zu einem Trauerjahre, und gewiß ist eine solche Epoche, die den Wechsel aller irdischen Dinge in sich begreift, einem fühlenden Herzen nötig, um die schmerzlichen Eindrücke eines großen Verlustes zu mildern. Man sieht die Blumen welken und die Blätter fallen, aber man sieht auch Früchte reifen und neue Knospen keimen.

Das Gleiche kann nur vom Gleichen erkannt werden, und nur ein Fürst, der selber große Fähigkeiten besitzt, wird wiederum große Fähigkeiten in seinen Untertanen und Dienern gehörig erkennen und schätzen.

Das Glück / tappt unter die Menge, / faßt bald des Knaben / lockige Unschuld, / bald auch den kahlen / schuldigen Scheitel.

Das Große wie das Niedre nötigt uns, geheimnisvoll zu handeln und zu wirken.

Das größte Bedürfnis eines Staates ist das einer mutigen Obrigkeit.

Das größte Glück ist dir einzig beschert: / Der Schönheit Ruhm, der vor allein sich hebt. / Dem Helden tönt sein Name voran, / drum schreitet er stolz; / doch beugt sogleich hartnäckigster Mann / vor der allbezwingenden Schöne den Sinn.

Das hat die Eislust vor allen andern körperlichen Bewegungen voraus, daß die Anstrengung nicht erhitzt und die Dauer nicht ermüdet. Sämtliche Glieder scheinen gelenker zu werden und jedes Verwenden der Kraft neue Kräfte zu erzeugen, so daß zuletzt eine selig bewegte Ruhe über uns kommt.

Das Haus ist wohl gegründet, / in dem sich ein Knab oder Mägdlein findet, / das weiß mit redlichem Bemühn / der Eltern Fehler zurecht zu ziehn.

Das Höchste, wozu der Mensch gelangen kann, ist das Erstaunen.

Das Ideal und die gemeine Wirklichkeit müssen streng geschieden werden.

Das israelitische Volk hat niemals viel getaugt, wie es ihm seine Anführer, Richter, Vorsteher, Propheten tausendmal vorgeworfen haben; es besitzt wenig Tugenden und die meisten Fehler anderer Völker: Aber an Selbständigkeit, Festigkeit, Tapferkeit und, wenn alles das nicht mehr gilt, an Zäheit sucht es seinesgleichen. Es ist das beharrlichste Volk der Erde. Es ist, es war, es wird sein, um den Namen Jehovah durch alle Zeiten zu verherrlichen.

Das ist des Fürsten Vorrecht, daß er alles treu / in seinem Hause, wiederkehrend, finde, noch / an seinem Platze jedes, wie er's dort verließ; / denn nichts zu ändern hat für sich der Knecht Gewalt.

Das ist die Eigenschaft der Greueltat, daß sie auch Böses über den Unschuldigen, wie der guten Handlung, daß sie viele Vorteile auch über den Unverdienten ausbreitet.

Das ist eben recht, daß man nicht fortkann und gezwungen ist, auch das Schlechte zu hören und zu sehen. Da wird man recht von Haß gegen das Schlechte durchdrungen und kommt dadurch zu einer desto besseren Einsicht des Guten. Beim Lesen ist das nicht so, da wirft man das Buch aus den Händen, wenn es einem nicht gefällt.

Das ist Italien, das ich verließ. Noch stäuben die Wege, / noch ist der Fremde geprellt, stell er sich, wie er auch will. / Deutsche Redlichkeit suchst du in allen Winkeln vergebens: / Leben und Weben ist hier, aber nicht Ordnung und Zucht.

Das ist ja eben das Lehrreiche solcher sittlicher Mitteilungen, daß der Mensch erfahre, wie es andern ergangen und was auch er vom Leben zu erwarten habe und daß er, es mag sich ereignen, was will, bedenke, dieses widerfahre ihm als Menschen und nicht als einem besonders glücklichen oder unglücklichen.

Das ist Weibergunst! Erst brütet sie mit Mutterwärme unsere liebsten Hoffnungen an, dann, gleich einer unbeständigen Henne, verläßt sie das Nest und übergibt ihre schon keimende Nachkommenschaft dem Tod und der Verwesung.

Das ist's, worin Sophokles ein Meister ist und worin überhaupt das Leben des Dramatischen besteht. Seine Charaktere besitzen alle eine solche Redegabe und wissen die Motive ihrer Handlungsweise so überzeugend darzulegen, daß der Zuhörer fast immer auf der Seite dessen ist, der zuletzt gesprochen hat.

Das junge Volk bildet sich ein, / sein Tauftag sollte der Schöpfungstag sein. / Möchten sie doch zugleich bedenken, / was wir ihnen als Eingebinde schenken.

Das Kalte wird warm, / der Reiche wird arm, / der Narre gescheit: / Alles zu seiner Zeit.

Das Klassische nenne ich das Gesunde und das Romantische das Kranke.

Das Leben gehört den Lebendigen an, und wer lebt, muss auf Wechsel gefasst sein.

Das Leben gleicht jener beschwerlichen Art zu wallfahrten, wo man drei Schritte vor und zwei zurück tun muß.

Das Leben lehrt uns, weniger mit uns und andern strenge zu sein.

Das Lebendige hat die Gabe, sich nach den vielfältigsten Bedingungen äußerer Einflüsse zu bequemen und doch eine gewisse errungene entschiedene Selbstständigkeit zu wahren.

Das Licht ungetrübter göttlicher Offenbarung ist viel zu rein und glänzend, als daß es den armen gar schwachen Menschen gemäß und erträglich wäre. Die Kirche aber tritt als wohltätige Vermittlerin ein, um zu dämpfen.

Das Los der Waffen wechselt hin und her: / Kein kluger Streiter hält den Feind gering.

Das Menschengeschlecht ist bestimmt, Erleuchtetes zu sehen, nicht das Licht.

Das Muß ist hart, aber beim Muß kann der Mensch allein zeigen, wie's inwendig mit ihm steht. Willkürlich leben kann jeder.

Das muß was Entsetzliches sein, sich verlassen zu fühlen.

Das mächtigste Hirngespinst ist die öffentliche Meinung: Niemand weiß genau, wer sie macht, niemand hat sie je persönlich kennengelernt, aber alle lassen sich von ihr tyrannisieren.

Das Mögliche soll der Entschluß / beherzt sogleich beim Schopfe fassen: / Er will es dann nicht fahren lassen / und wirket weiter, weil er muß.

Das Nachzuahmende wird nicht leicht erkannt.

Das nackte Kind, das zagt nicht; / Mit seinem Pfennig springt es fort / Und kennt recht gut den Sammelort, / Ich meine des Bäckers Laden.

Das Naturell der Frauen / ist so nah mit Kunst verwandt.

Das Natürlichste jedoch wäre, daß der Sohn des Vaters Beschäftigung ergriffe. Hier ist alles beisammen: Eine vielleicht im besonderen schon angeborne, in ursprünglicher Richtung entschiedene Fähigkeit, sodann eine folgerecht stufenweise fortschreitende Übung und ein entwickeltes Talent, das uns nötigte, auch alsdann auf dem eingeschlagenen Wege fortzuschreiten, wenn andere Triebe sich in uns entwickeln.

Das Ohr der Majestät ist selten taub, nur ist unsere Stimme meist zu schwach, bis dahinauf zu reichen.

Das Opfer, das die Liebe bringt, / Es ist das teuerste von allen; / Doch wer sein Eigenstes bezwingt, / Dem ist das schönste Los gefallen.

Das poetische Talent ist dem Bauern so gut gegeben wie dem Ritter. Es kommt nur darauf an, daß jeder seinen Zustand ergreife und ihn nach Würden behandle.

Das Porträt wie die Biographie haben ein ganz eigenes Interesse. Der bedeutende Mensch, den man sich ohne Umgebung nicht denken kann, tritt einzeln abgesondert heraus und stellt sich vor uns wie vor einen Spiegel.

Das Publikum beklagt sich lieber unaufhörlich, übel bedient worden zu sein, als daß es sich bemühte, besser bedient zu werden.

Das Publikum hat eine eigene Art, gegen öffentliche Menschen von anerkanntem Verdienst zu verfahren. Es fängt nach und nach an, gleichgültig gegen sie zu werden, und begünstigt viel geringere, aber neu erscheinende Talente; es macht an jene übertriebene Forderungen und läßt sich von diesen alles gefallen.

Das Publikum sieht sich nach Autoritäten um, und es hat Recht.

Das Rauchen macht dumm. Es macht unfähig zum Denken und Dichten. Es ist auch nur für Müßiggänger, für Menschen, die Langeweile haben, die ein Dritteil des Lebens verschlafen, ein Dritteil mit Essen, Trinken und anderen notwendigen oder überflüssigen Dingen hindudeln und alsdann nicht wissen, obgleich sie immer vita brevis sagen, was sie mit dem letzten Dritteil anfangen sollen.

Das Rechte, das ich viel getan, / das ficht mich nun nicht weiter an, / aber das Falsche, das mir entschlüpft, / wie ein Gespenst mir vor Augen hüpft.

Das Schaudern ist der Menschheit bestes Teil.

Das Schaudern ist der Menschheit bestes Teil; / wie auch die Welt ihm das Gefühl verteure, / ergriffen, fühlt er tief das Ungeheure.

Das Schlechte kannst du immer loben, / du hast dafür sogleich den Lohn! / In deinem Pfuhle schwimmst du oben / und bist der Pfuscher Schutzpatron.

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