Peter Hille

118 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Es ist wünschenswert, daß Mutter und Kind eines Sinnes sind. Läßt sich dieser Einklang nicht erzielen, so liegt die Entscheidung auf seiten des Kindes.

Es muß Übertretungen geben, weil Richter da sind, und um Übertretungen zu schaffen, müssen wir Gesetze haben. – Ähnliches gilt vom Krieger und den stehenden Heeren.

Frage deine Rosen, was mehr erquickt: Tau oder blitzend rasselnde Schauer? Ihr leuchtend übergehendes Auge sagt Bescheid.

Freiheit ist eine Summe mikroskopischer Unfreiheiten.

Gedanken sind nicht zollfrei; Gedanke ist schon Tat, und ein Unglück der Seele, ein Unheil des Willens ist mehr zu befürchten als ein Unfall des Erdenlebens.

Gewitter: Ein zürnender Pharisäer, der sein Gewand zerreißt. Himmel, bist du abgeschmackt!

Gott ist das lebende Märchen.

Gott ist der ewige Geisterfrühling.

Gott ist die Liebe, starke Liebe, aber nicht gutmütig. Er ist elementar, nicht sentimental. Er ist das Weltgemüt und liebt den Mut, ist aber nicht gemütlich.

Gott ist die Speise der Geister.

Gott sucht Welt, Gespielen.

Gott will ich haben, wie ich ihn nur haben kann, und mit ihm die jubelnden Wunder seiner Welt.

Gott will nicht die Verstümmelung, sondern die Vollendung unseres Wesens.

Gottesfurcht ist Gotteslästerung.

Großdichtung ist immer Gottesdienst. Kommt nun noch die willensstarke Selbsterkenntnis der Mystik hinzu, so – strahlt zeitenbegabend die Kunst.

Heimat ist Heimweh und Sehnen nach allen Weiten.

Ich bewundere das erste Kind, das ein Spiel fertig brachte, mehr wie einen Erfinder.

Ich bin, also ist Schönheit.

Ich habe vor dem Schlechten so lange Ehrfurcht, bis es erklärt wird, und um deutlich zu machen, wie es sich hätte unterscheiden müssen, verlangen wir genau zu sehen, wie, wann und warum es emporzitterte.

Ich komme von den Sternen und bringe den Weiheduft der Unendlichkeit mit.

Ich muss die Welt schön haben, sonst lasse ich sie fallen.

Jeder Lichtstrahl wird zurückgeworfen, und nun sollte eine Handlung draußen liegenbleiben? Torheit! Sie kommt wieder bei uns an.

Katechismus! Eine gelehrte Religion ist an sich verdächtig.

Katheder ist mehr als ein Ehrensessel: es ist ein Thron, und der nur darf ihn besteigen, der beim Lehren lernt.

Klavier: ein klingend Veilchen.

Kritik: Wir finden vieles schlecht, weil wir schlechte Kritiker sind. Sind schlechte Kritiker, weil wir schlechte Freunde sind. Freundschaft macht Kritik, oft auch Kritik Freundschaft. Macht sie Freundschaft, dann taugt entweder die Kritik oder der Kritisierte nicht.

Kultur muß Natur haben. Noch einmal werden wir Wilde, wenn wir ganz reif sind.

Leidenschaften: je ausgelassener sie sind, desto besser sind sie zum Bewältigen da, nicht zum Üben. – So machst du's ja auch mit den Hengsten, Tscherkasse. Wie wirfst du sie!

Liebe: zwei im Fliegen zu neuem Leben Geeinte.

Manche Ehe ist ein Zellengefängnis der Sorge.

Mann kann auch hinauffallen. Und solche Fälle sind die tiefsten.

Meer, laß dein Schäumen sein. / Treib Mühlen, tu' was! / Dichter, laß dein Träumen sein, / Dein reimendes Fühlen, tu' was!

Mignon, Mignon, o mach' eine Brustwehr aus dir selbst, aus der Liebe verlangenden Seele des Weibes.

Moden sind Variationen über die Etüde »Das Leben«.

Mädchen: lieblich wilde Frische. Weltanfühlende Blume, sinkend holde Heimlichkeit. Kelche des Lebens.

Neid macht Vorschriften. Schwäche, die nicht mehr genießen kann, verbietet.

Nur einen Schmerz haben die Verleger; es geht noch immer nicht ohne die Schriftsteller.

Nur Starke dürfen sich dem Innenleben zuwenden, Seelenkrüppel bilden müde Kirchen.

Philistermoral: Dichter am Morgen, Kummer und Sorgen. Dichter am Abend, erquickend und labend.

Poetische Blätter sind Tattersalls für die Sonntagsreiter ihres Pegasus, des lammfrommen Mietsgauls der Lyrik verfertigenden Konfektionsbranche.

Regen: Ist das hienieden ein Jammertal! Auch der Himmel weint, wenn er auf die Erde kommt.

Reue: Ich lasse mich fliehen, um mich zu haschen. So darf man sich spielen. Man gibt sich selbst was vor.

Schicksal und Triebe, auch den Mann können sie werfen und heben und anders gestalten; aber so mit einem Schlage durchschmutzt durch einen versengenden Hauch wird das Weib allein mit seiner tauigen Schönheit der jungen, leidenschaftflimmernden Seele.

Schrecklich sind die Anspruchslosen. Die nichts fordern, gewähren auch nichts.

Schulen und Universitäten sind dafür da, daß das Hirn sich gesellschaftlich benehmen lernt, Manieren annimmt.

Schönheit ist Stillsein, tief und einmal alles fassen.

Schönheit: Was sich aus der Welt in uns verliebt, das wird Schönheit.

Selig sind die Rücksichtslosen, denn sie werden das Erdreich besitzen.

Sinnlichkeit ist trauliche Vorhandenheit ohne Gespräche.

So ein kleines goldenes Kreuz auf der Brust. Das geht viel schwerer zu schleppen, als das große hölzerne, das auf dem Rücken getragen wird. Denn unter ihm fällt der Charakter zusammen.

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