Leo Nikolajewitsch Graf Tolstoi

126 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Ich will dort begraben werden, wo ich sterbe, auf dem billigsten Friedhof, falls es in einer Stadt ist, und im billigsten Sarg - wie Bettler beerdigt werden. Am Grab sollen keine Blumen und Kränze niedergelegt werden und keine Reden gehalten werden.

Ihr irrt, ihr Ärmsten, wenn ihr glaubt, ein Reicher könne durch Beschämung, Rührung oder Überredung dazu gebracht werden, mit euch zu teilen.

In Berlin ein großartiges Hotel. Auf den Straßen das Laster.

In der Kindheit wünscht man sich alles, im Jugend- und Mannesalter etwas ganz Bestimmtes, im Alter nichts.

In einer völlig klaren und einfachen Sprache kann man nichts Schlechtes schreiben.

In unserer Zeit herrscht ein schrecklicher Aberglaube, er besteht darin, dass wir begeistert jede Erfindung aufgreifen, welche die Arbeit erleichtert, und glauben, sie unbedingt nutzen zu müssen, ohne uns die Frage vorzulegen, ob diese die Arbeit erleichternde Erfindung unser Glück vermehrt oder vielleicht Schönheit zerstört.

In Widerspruch zur eigenen Vernunft zu leben, ist der unerträglichste aller Zustände.

Je mehr du eines deiner Bedürfnisse befriedigst, umso stärker wird es, und je weniger du es befriedigst, umso weniger macht es sich geltend.

Je mehr sich der Mensch an das Angenehme und Schöne gewöhnt, umso mehr Entbehrungen bereitet er sich im Leben.

Je mehr Verfolgung, umso offensichtlicher wird die Wahrheit.

Jede Mehrung deines Besitzes verwende nicht für dich selbst, sondern für die Gesellschaft.

Jeden Befehl hinsichtlich seines Nutzens und Schadens bedenken.

Jeder Mensch hat die Keime aller menschlichen Eigenschaften in sich. Manchmal kommen die einen zum Vorschein, manchmal die anderen.

Jedesmal, wenn du Ärger und Grimm spürst, hüte dich vor dem Umgang mit anderen, besonders mit Leuten, die von dir abhängen.

Kinder geben Armen bisweilen Brot, Zucker und Geld und sind mit sich selbst zufrieden, über sich selbst gerührt und meinen, sie täten etwas Gutes. Kinder wissen nicht und können nicht wissen, woher Geld und Brot stammen. Erwachsene aber müssten wissen und begreifen, dass nichts Gutes daran sein kann, dem einen etwas wegzunehmen und es dem anderen zu geben.

Kümmere dich nicht um den Beifall von Leuten, die du nicht kennst oder die du verachtest.

Körperliche Arbeit ist wichtig, weil sie den Verstand hindert, müßige und sinnlose Arbeit zu tun.

Lieber probieren und schlecht machen, als gar nichts tun.

Man kann alles aussprechen, sich Luft machen, ohne jemanden zu verdammen.

Man kann nicht für sich allein leben. Das ist der Tod.

Man muss in Reinheit und mit Liebe seiner Berufung zu dienen gerecht werden.

Man sehe sich Menschen an, die eine Ikone küssen, an sie heran kriechen, sie anbeten und fürchten. Wenn es möglich war, Menschen in dieser Weise zu betrügen, dann gibt es keine Täuschung, der sie nicht erliegen würden.

Menschen, die nicht arbeiten, das heißt eines der Gesetze ihres Lebens nicht befolgen, müssen einfach überschnappen.

Musik ist die Kurzschrift des Gefühls.

Mutterschaft ist für die Frau nicht die höchste Berufung.

Nichts bringt solche Verwirrung in die Vorstellungen von der Kunst wie der Glaube an Autoritäten.

Niemand zählt diese Morde der Ärzte, wie man vorzeiten die Morde der Inquisition nicht zählte, weil man des Glaubens war, sie würden zum Heil der Menschheit begangen.

Nirgends ist Konservatismus so schädlich wie in der Kunst.

Nur ein Taugenichts oder ein völlig Unfähiger kann behaupten, er habe keine Beschäftigung gefunden.

Nur unter Bauern bin ich völlig natürlich, das heißt wirklich Mensch.

Nur wenn alle Landarbeit leisten, kann es ein vernunftgemäßes, sittliches Leben geben. Der Ackerbau weist uns, was am dringendsten und was weniger notwendig ist. Er ist die Richtschnur für ein vernunftgemäßes Leben. Wir müssen die Erde berühren.

Redet nicht von materieller Not der Armen und wie ihnen zu helfen ist. Not und Leiden haben keine materiellen Ursachen. Wenn man helfen will, dann nur mit geistigen Geschenken, die Arme wie Reiche gleichermaßen benötigen.

Regel: Von allen Briefe Kopien machen und ordentlich aufbewahren.

Schrecklich allein ist, wer nicht seine Einheit mit allen Einzelwesen empfindet.

Seinen Acker zu bestellen, ist nicht eine unter mehreren Lebensformen, sondern die Lebensform schlechthin, das Leben selbst, die einzige menschliche Lebensform, welche die Offenbarung aller höheren Eigenschaften des Menschen ermöglicht.

Seit ich alt bin, verwechsle ich die Menschen, beispielsweise meine Kinder. Ich verwechsle auch fremde Menschen, die zum selben Typ gehören oder in meinem Gehirn als Typ registriert sind.

Selbstaufopferung der Mutter ist weder gut noch schlecht, genau wie Arbeit. Beides ist nur dann gut, wenn es sich um vernünftige Liebe handelt.

Serjosha sagt: "Man muss eine Beschäftigung haben." Das bedeutet noch gar nichts. Man muss wissen, was für eine Beschäftigung. Und um dies zu erfahren, gibt es nur ein Mittel: das tun, was man benötigt, was man selbst braucht, oder das, wozu einen unwiderstehlich eine Berufung drängt.

Sobald der Mensch den Sinn für das Sittliche einbüßt, wird er besonders ansprechbar für Ästhetisches.

Statt dass diejenigen, die von der Arbeit anderer leben, denen dankbar wären, die für sie arbeiten, sind die, welche arbeiten, denen dankbar, die sie für sich arbeiten lassen. Welch ein Widersinn!

Töte deine sinnlichen Begierden durch Arbeit ab.

Um einen Staat zu beurteilen, muß man sich seine Gefängnisse von innen / ansehen.

Unser aller einzige Aufgabe lautet: Bei unserem Reichtum, den hohen Ansprüchen und dem völligen Mangel an Arbeit, die den Menschen Nutzen bringt, müssen wir lernen, ein Leben mit geringeren Ansprüchen zu führen und keine höheren zu erstreben, und wir müssen etwas lernen, das den Menschen mit Gewissheit Nutzen bringt.

Vermehrung der Freiheit ist Erhellung des Bewusstseins.

Von einem Kunstwerk zu sagen, daß es gut, aber für die meisten Menschen unverständlich ist, das ist so, als ob man von einer Speise sagt, sie sei sehr gut, die meisten Menschen könnten sie aber nicht essen.

Warum klagen wir andere so gern an und tun es mit solch erbitterter Ungerechtigkeit? Weil die Beschuldigung anderer uns von Verantwortung befreit. Wir meinen, es gehe uns schlecht, nicht weil wir selbst schlecht sind, sondern weil andere die Schuld daran tragen.

Was Gut und Böse anbelangt, sind alle Regierungen gleich. Das beste Ideal ist die Anarchie.

Welch erstaunliche Witterung besitzen Frauen doch für Berühmtheit. Sie erkennen sie nicht anhand ihrer Eindrücke, sondern daran, wie und wohin die Menge eilt.

Welch schrecklicher Irrglaube unserer Welt, Arbeit und Mühe seien eine Tugend. Durchaus nicht, eher ein Laster. Christus hat nicht gearbeitet.

Welche geistige Arbeit du auch immer beginnst, lege sie erst beiseite, wenn du sie beendet hast.

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