Leo Nikolajewitsch Graf Tolstoi

126 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Ach, würden die Menschen doch nur antworten, wenn sie gefragt würden, und sonst schweigen und schweigen.

Alle glücklichen Familien gleichen einander. Jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Art unglücklich.

Alle Wissenschaften und Künste, die ganze Bildung ist schön, nur dürfte niemand, kein Einziger um des Erwerbs ihrer Früchte willen zertreten, gekränkt oder seines Lebens und Glücks beraubt werden. Unsere gesamte Bildung aber ruht auf den Leichen zertretener Menschen.

Alter ist Freiheit, Vernunft, Klarheit, Liebe.

Arbeit, Arbeit! / Wie glücklich fühle ich mich, wenn ich arbeite!

Ausdauer und Entschlossenheit sind zwei Eigenschaften, die bei jedem Unternehmen den Erfolg sichern.

Beim Lesen lässt sich vortrefflich denken.

Bekommt man einen Brief von jemand, den man liebt, möchte man nicht so sehr wissen, was geschehen ist, sondern wie der Betreffende das Geschehen sieht.

Bescheidenheit wird häufig als Schwäche und Unentschlossenheit angesehen; doch sobald die Erfahrung den Menschen zeigt, dass sie sich geirrt haben, verleiht Bescheidenheit neuen Reiz und neue Stärke und flößt neuen Respekt ein.

Besitz verlockt zur Sünde, und die Anhäufung von Reichtümern entsittlicht den Menschen.

Das Bewusstsein steht, die Ereignisse des Lebens bewegen sich durch es hindurch, uns aber scheint, es bewege sich das Bewusstsein, Wolken gleich, die am Mond vorüberziehn.

Das Böse geschieht von leichter Hand und unbemerkt, und erst viel später ist der Mensch entsetzt und verwundert über das, was er getan hat.

Das Böse ist das Fehlen des Guten.

Das Böse ist so stark - bildet unseren ganzen Hintergrund -, dass es immer als Kontrast vorhanden ist. Wollte man es akzeptieren, es würde alles verschlingen, nur das Böse existierte noch, und es gäbe keinen Kontrast. Nicht einmal das Böse gäbe es - gar nichts. Um des Kontrastes willen und damit das Böse existiert, müssen wir mit allen Kräften nach dem Guten streben.

Das einzige Mittel, um zu leben, ist Arbeit. Um arbeiten zu können, muss man die Arbeit lieben. Um die Arbeit lieben zu können, muss sie interessant sein.

Das Glück ist mit Müdigkeit und Muskelkater billig erkauft.

Das Hauptmerkmal eines Charakters ist, wie er sich bei Feindseligkeit verhält.

Das Leben lieben heißt Gott lieben.

Der Führer ist die Welle, die durch das Schiff vorwärtsgetrieben wird.

Die Anarchisten sind völlig im Recht, nur nicht in der Frage der Gewalt. Eine erstaunliche Geistesverwirrung.

Die Aufgabe des Lebens besteht, von der inneren abgesehen, nur in einem: durch Taten und Worte, durch Überzeugung in den Menschen die Liebe zu mehren.

Die Ausschweifung beruht nicht auf irgendetwas Physischem - physische Unanständigkeit ist bei weitem noch keine Ausschweifung; die Ausschweifung besteht gerade darin, dass der Mann sich von jeglicher moralischen Beziehung zu der Frau, mit der er in physischen Verkehr tritt, für frei hält.

Die europäischen Völker haben 133 Milliarden Schulden. Wer schuldet wem? Die Armen, die arbeitenden Menschen den Reichen, welche die Aktien besitzen.

Die Kunst, das heißt die Künstler, sie dienen den Menschen nicht, sondern beuten sie stattdessen aus.

Die meisten Leiden, die sich aus den Beziehungen zwischen Männern und Frauen ergeben, haben zur Ursache, dass das eine Geschlecht absolut unfähig ist, das andere zu verstehen.

Die meisten Menschen leben, als steuerten sie rückwärts einem Abgrund zu. Sie wissen, hinter ihnen gähnt ein Abgrund, in den sie jeden Augenblick stürzen können, aber sie richten ihre Blicke nicht auf ihn, sondern erheitern sich an dem, was sie sehen.

Die Menschen verkaufen ihr Leben zu billig, nicht nach seinem Wert.

Die Menschen, die berufen sind, den andern durch Geistesarbeit zu dienen, leiden immer in der Ausübung dieser Arbeit; denn die geistige Welt gebiert nur unter Schmerzen und Qualen.

Die Musik ist die Stenographie des Gefühls.

Die Stärke liegt im arbeitenden Volk. Wenn es sein Joch trägt, dann nur, weil es hypnotisiert ist. Und nur darauf kommt es eben an - diese Hypnose zu zerstören.

Die Tränen der Gekränkten fallen nicht daneben. Sie fallen immer auf das Haupt des Schuldigen.

Disziplin ist nur für Eroberer notwendig.

Durch sein Bewusstsein vermag sich der Mensch von allem Bösen zu befreien - kann er alles zum Segen für sich selbst und für die Welt wenden.

Ehe man vom Glück der befriedigten Bedürfnisse redet, sollte man entscheiden, welche Bedürfnisse das Glück ausmachen.

Ein entscheidender, wenn nicht überhaupt der entscheidende Irrtum ist die Vorstellung, die Welt stünde still, während doch wir selbst und die Welt uns in unaufhörlicher Bewegung, in unaufhörlichem Flusse befinden.

Eine üble Angewohnheit, Leute in Hüten und Kutschen höher zu bewerten.

Ertrage alle körperlichen Beschwerden, ohne ihnen Ausdruck zu verleihen.

Es genügt zu erwähnen, dass die meisten Menschen auf Arbeit wie auf eine Gnade warten, um deutlich zu machen, wie entsetzlich unser Leben ist, wie unsittlich, wie töricht.

Es gibt eine Grenze für das Aussprechen der Gefühle, die man nicht überschreiten soll.

Es ist ein Unding, Menschen Bildung bringen zu wollen, die ständig vom Hungertod bedroht sind, und wie unehrlich die Verkünder dieses Auswegs sind, lässt sich besonders daran erkennen, dass man nicht - und sei es auch nur mit Hilfe der Wissenschaft - nach Gleichheit streben und andererseits mit seinem ganzen Leben die Ungleichheit aufrechterhalten kann.

Es ist gut, die Grenzen künftiger Arbeit zu umreißen.

Es kommt vor, dass jemand eine, wie wir meinen, höchst belanglose Sache plötzlich erbittert verteidigt. Uns scheint: Das ist ein Ziegelstein, und er kostet nicht mehr als drei Kopeken. Für ihn aber ist er der Schlussstein eines Gewölbes, das sein ganzes Leben trägt.

Für das Leben wird ein Ideal benötigt. Ein Ideal ist jedoch nur dann Ideal, wenn es Vollkommenheit ist.

Geld ausgeben ist Sünde, wenn keine unbedingte Notwendigkeit dazu besteht.

Gemeinsam stirbt es sich leichter.

Glaube an Autoritäten bewirkt, dass Fehler der Autoritäten zu Vorbildern werden.

Gleich wie Feuer nicht Feuer löscht, so kann Böses nicht Böses ersticken. Nur das Gute, wenn es auf das Böse stößt und von diesem nicht angesteckt wird, besiegt das Böse.

Gott äußert sich in uns durch das Bewusstsein. Solange das Bewusstsein fehlt, ist Gott nicht vorhanden.

Gute Taten, die andere in ihrer Bosheit bloßstellen, werden von diesen in ehrlichster Überzeugung als Bosheit aufgefasst.

Hast du etwas angefangen, gib es nicht auf, sondern führe es zu Ende.

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