Franz Grillparzer

308 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Die Macht zu schaden zeugt gar leicht den Willen.

Die Poesie der Deutschen hat alle die Fehler, die daraus hervorgehen, daß sie gegen den natürlichen Entwicklungsgang erst nach der Wissenschaft entstanden ist. Lauter Sinn, lauter Sinn!

Die Poesie ist wie der Lichtnebel im Schwert des Orions. Ein ungeheures Lichtmeer läßt dort den Mittelpunkt des Sonnensystems ahnen, aber beweisen kann man nichts.

Die Poesie und die Theologie / sind eben beide Phantasie, / nur die eine erfindet ihre Gestalten, / die andre spielt mit den vorhandenen alten.

Die Poesie will den Geist verkörpern, die Musik das Sinnliche vergeistigen.

Die praktischen Menschen zu dieser Zeit / sind die nötigsten und die wichtigsten weit. / Du kannst dich ihren Händen Vertrauen, / nur mußt du ihnen auf die Finger schauen.

Die Roheit kann des Höhern nicht entbehren, / doch hat sie's angefaßt, will sie's in sich verkehren.

Die Schönheit ist die vollkommene Übereinstimmung des Sinnlichen mit dem Geistigen.

Die Ungebildeten haben das Unglück, das Schwere nicht zu verstehen, dagegen verstehen die Gebildeten häufig das Leichte nicht, was ein noch viel größeres Unglück ist.

Die Vernunft ist nur der durch die Phantasie erweiterte Verstand.

Die Welt mit den Gesetzen der Empfindung in Übereinstimmung zu bringen, das ist die Aufgabe der Poesie, oder vielmehr der Kunst im allgemeinen.

Die Welt, sie fühlt die Ordnung als Bedürfnis / und braucht nur ihr entsetzlich Gegenteil / in voller Blöße nackt vor sich zu sehn, / um schaudernd rückzukehren in die Bahn.

Die Weltgeschichte. die sich dünkt was Rechtes. / Ist die Zoologie des Menschengeschlechtes.

Die Zeitideen werden sich da am vollsten drängen, / Wo keine eignen ihnen den Platz beengen.

Die Ästhetik vor allem verpön' ich, / sie spielt ein gefährliches Spiel: / Die gute nützt sehr wenig, / die schlechte schadet sehr viel.

Doch hängt ein Nebenvorteil manchmal noch / der Demut an, die nur Gehorsam schien.

Doch vergiß es nicht: Die Träume / sie erschaffen nicht die Wünsche, / die vorhandenen wecken sie, / und was jetzt verscheucht der Morgen, / lag als Keim in dir verborgen.

Doppelt gewinnt, wer vergißt, was verloren!

Du denkst und denkst! Wir wollen gern dir's danken, / doch gib dein Denken nicht, nein, gib Gedanken!

Du nennst mich Dichter? Ich verdien' es nicht. / Ein andrer sitzt, ich fühl's, und schreibt mein Leben, / und soll die Poesie den Namen geben: / Statt Dichter fühl' ich höchstens mich Gedicht.

Eifersucht ist eine Leidenschaft, / Die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.

Eigentliche Ideenmaler sind die Kinder. Bei diesen ist ein vierbeiniger Schrägen und darauf ein paar senkrechte Striche mit einem Säbel und Federbusch ein Husar. Das drückt die Idee vollkommen aus.

Ein Buch, wär's falsch auch, bleibt sich mindstens gleich, / indes der Mensch des Augenblickes Affe.

Ein Dilettant freut sich zu Haus / an seinem eignen Geklimper, / doch treibt seine Kunst in die Welt hinaus, / veredelt er sich zum Stümper.

Ein Dummkopf bleibt ein Dummkopf nur / für sich, in Feld und Haus; / doch wie du ihn zu Einfluß bringst, / so wird ein Schurke draus.

Ein lebend Wort gilt hundert tote Zeilen.

Ein Menschenleben - ach, es ist so wenig, / ein Menschenschicksal aber ist so viel!

Ein Mittel wird dem Fortfhritt immer bleiben: / Wenn er niht übertreffen kann. zu übertreiben. / Und bei der Einzelnen fhmähliher Ermattung. / Der Eultus der Nationen und der Gattung.

Ein rechter Mann ehrt sich in andern auch.

Ein Schritt aus dem Gewohnten, merk' ich wohl, / er zieht unhaltsam hin auf neue Bahnen.

Eines nur ist Glück hienieden, / eins: Des Innern stiller Frieden / und die schuldbefreite Brust!

Entfliehen der Gefahr nennt Sieg der Kluge.

Er übt allein, / was alle andern einzeln nur verüben, er / lügt, er raubt, betrügt, schwört falsche Eide, / verrät und tötet! - Undank.

Erloschen ist der Wunder altes Licht. Das Wirkliche dünkt sich allein das Wahre.

Erträglich ist der Mensch als einzelner, / im Haufen steht die Tierwelt gar zu nah.

Erzwungen ist zuletzt ein jeder Frieden: / Der Schwächere gibt nach.

Es binden Sklavenfesseln nur die Hände. / Der Sinn, er macht den Freien und den Knecht.

Es hält der Mensch mit Recht von seinem Wesen / jegliche Störung fern; allein sein Leben, ablehnend alles andre, nur auf sich, des eignen Sinns Bewahrung zu beschränken, / scheint widrig, unerlaubt.

Es ist des Unglücks eigentlichstes Unglück, / daß selten drin der Mensch sich rein bewahrt. / Hier gilt's zu lenken, dort zu biegen, beugen, / hier rückt das Recht ein Haar und dort ein Gran, / und an dem Ziel der Bahn steht man ein anderer, / als der man war, da man den Lauf begann; / und dem Verlust der Achtung dieser Welt / fehlt noch der einz'ge Trost, die eigne Achtung.

Es ist mit der Gesundheit der Seele (Moralität) wie mit der des Leibes. Ohne beide ist ein tüchtiges Leben nicht denkbar. Sie aber beide zum Zweck des Lebens machen ist eins so widersinnig als das andere.

Es ist so schön, für andere zu leben.

Es ließe sich sehr gut durchführen, daß der Poesie die natürliche Ansicht der Dinge zu Grunde liege, der Prosa aber die gesellschaftliche. Die Poesie würdigt Personen und Zustände nach ihrer Übereinstimmung mit sich selbst oder der ihnen zu Grunde liegenden Idee, die Prosa nach ihrem Zusammenhang mit dem Ganzen.

Es lügt der Mensch mit Worten nicht allein, / auch mit der Tat.

Es sorgt ein jeder doch zunächst für sich. / Der Freund ist mehr als meiner noch sein eigner.

Es wirkt der Mensch, der Himmel aber segnet.

Essen muß der Mensch, das weiß ein jeder, / und was er ißt, fließt ein auf all sein Wesen. / Eßt Fastenkost, und ihr seid schwachen Sinns; / eßt Braten, und ihr fühlet Kraft und Mut.

Fragt ihr mich, was das Schöne sei? / Seht zu, ob ich's verfehle. / Ein Gleichnis beut die Liebe mir: / Es geht vom Körper aus, gleich ihr, / und endigt in der Seele.

Frauenzimmer haben in der Regel keinen Sinn für den Scherz. Sie goutieren ihn nur, wenn sie gerade in lustiger Stimmung sind.

Früher war es für einen Staatsmann genug, die Geschehnisse der Kabinette zu wissen, indes man jetzt die Geheimnisse der Völker kennen muß.

Für das Geliebte leiden ist so süß!

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