Friedrich Wilhelm Nietzsche

469 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Der schönste Leib - ein Schleier nur, / in den sich schamhaft Schönres hüllt.

Der Sozialismus ist die zu Ende gedachte Herdentier-Moral.

Der Sozialismus ist eine Reaktion gegen das Individuellwerden.

Der Staat ist die eiserne Klammer, die der Gesellschaftsprozeß erzwingt.

Der Sturm der Begierde reißt den Mann mitunter in eine Höhe hinauf, wo alle Begierde schweigt: dort, wo er wirklich liebt, und noch mehr in einem besseren Sein als besserem Wollen lebt.

Der Wahrheit dienen wenige in Wahrheit, weil nur wenige den reinen Willen haben gerecht zu sein und selbst von diesen wieder die wenigsten die Kraft, gerecht sein zu können.

Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit.

Der Witz ist das Epigramm auf dem Tod eines Gefühls.

Der Zuwachs an Weisheit läßt sich genau nach der Abnahme an Galle bemessen.

Der, welcher etwas Großes schenkt, findet keine Dankbarkeit; denn der Beschenkte hat schon durch das Annehmen zuviel Last.

Der, welcher keine Bücher schreibt, viel denkt und in unzureichender Gesellschaft lebt, wird gewöhnlich ein guter Briefschreiber sein.

Die Anhänger eines großen Mannes pflegen sich zu blenden, um sein Lob besser singen zu können.

Die Arbeit ist eine Schmach, weil das Dasein keinen Wert an sich hat.

Die arbeitsamen Rassen finden eine große Beschwerde darin, den Müßiggang zu ertragen. Es war ein Meisterstück des englischen Instinktes, den Sonntag in dem Maße zu heiligen und zu langweilen, daß der Engländer dabei wieder unvermerkt nach seinem Wochen- und Werktag lüstern wird.

Die Aufgabe der Gebildeten: Wahrhaftig zu sein und sich wirklich in ein Verhältnis zu allem Großen zu setzen.

Die Bestie in uns will belogen werden; Moral ist Notlüge, damit wir von ihr nicht zerrissen werden.

Die Bildung wird täglich geringer, weil die Hast größer wird.

Die Bosheit hat nicht das Leid des andern an sich zum Ziel, sondern unsern eigenen Genuss.

Die Christen haben niemals die Handlungen praktiziert, welche ihnen Jesus vorgeschrieben hat, und das unverschämte Gerede von der "Rechtfertigung durch den Glauben" und dessen oberster und einziger Bedeutsamkeit ist nur die Folge davon, daß die Kirche nicht den Mut noch den Willen hatte, sich zu den Werken zu bekennen, welche Jesus forderte.

Die Deutschen haben das Pulver erfunden - alle Achtung! Aber sie haben es wieder quitt gemacht: Sie erfanden die Presse.

Die Dichter sind gegen ihre Erlebnisse schamlos: Sie beuten sie aus.

Die Ehe ist die verlogenste Form des Geschlechtsverkehrs, und eben deshalb hat sie das gute Gewissen auf ihrer Seite.

Die einen werden durch großes Lob schamhaft, die anderen frech.

Die Einsamkeit macht uns härter gegen uns und sehnsüchtiger gegen die Menschen: In beiden verbessert sie den Charakter.

Die Eitelkeit anderer geht uns nur dann wider den Geschmack, wenn sie wider unsere eigene Eitelkeit geht.

Die Eitelkeit der Frauen verlangt, dass ein Mann mehr sei, als ein glücklicher Gatte.

Die Eitelkeit ist die Höflichkeits-Maske des Stolzen.

Die Empörung über das Unglück des anderen ist der männliche Bruder des Mitleidens.

Die Folgen unsrer Handlungen fassen uns am Schopfe, sehr gleichgültig dagegen, daß wir uns inzwischen "gebessert" haben.

Die Forderung geliebt zu werden, ist die größte der Anmaßungen.

Die geistige Aufklärung ist ein unfehlbares Mittel, um die Menschen unsicher, willensschwächer, anschluß- und stützenbedürftiger zu machen, kurz, das Herdentier im Menschen zu entwickeln.

Die gewöhnlichste Form des Wissens ist die ohne Bewußtheit. Bewußtheit ist Wissen um ein Wissen.

Die Gewöhnung an Ironie ebenso wie die an Sarkasmus, verdirbt übrigens den Charakter. Sie verleiht allmählich die Eigenschaft einer schadenfrohen Überlegenheit: Man ist zuletzt einem bissigen Hunde gleich, der noch das Lachen gelernt hat außer dem Beißen.

Die Grausamkeit gehört zu den ältesten Festfreuden der Menschheit. Folglich denkt man sich auch die Götter erquickt und festlich gestimmt, wenn man ihnen den Anblick der Grausamkeit anbietet. Und so schleicht sich die Vorstellung in die Welt, daß freiwillige Leiden, die selbsterwählte Marter einen guten Sinn und Wert haben.

Die Grenzen der menschlichen Vernunft begreifen - das erst ist wahrhaft Philosophie.

Die großen Ideen kommen auf Taubenfüßen daher.

Die größten Ereignisse, das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.

Die Hoffnung ist der Regenbogen über den herabstürzenden Bach des Lebens.

Die Humanität der Berühmten des Geistes besteht darin, im Verkehr mit Unberühmten auf eine verbindliche Art Unrecht zu behalten.

Die Huren sind ehrlich und tun, was ihnen lieb ist, und ruinieren nicht den Mann durch das Band der Ehe.

Die höchsten Menschen leiden am meisten am Dasein, aber sie haben auch die größten Gegenkräfte.

Die Liebe vergibt dem Geliebten sogar die Begierde.

Die Menschen wissen ein Gespräch nicht zu benutzen. Sie verwenden bei weitem zuviel Aufmerksamkeit auf das, was sie sagen und entgegnen wollen, während der wirkliche Hörer sich oft begnügt, vorläufig zu antworten und etwas als Abschlagszahlung der Höflichkeit überhaupt zu sagen, dagegen mit seinem hinterhaltigen Gedächtnis alles davonträgt, was der andere geäußert hat, nebst der Art und Ton und Gebärde, wie er es äußerte.

Die Mutter der Ausschweifung ist nicht die Freude, sondern die Freudlosigkeit.

Die mächtigsten Menschen haben immer die Architekten inspiriert; der Architekt war stets unter der Suggestion der Macht. Im Bauwerk soll sich der Stolz, der Sieg über die Schwere, der Wille zur Macht versichtbaren.

Die Phantasie der Angst ist jener böse, äffische Kobold, der dem Menschen gerade dann noch auf den Rücken springt, wenn er schon am schwersten zu tragen hat.

Die Phantasie vieler christlicher Heiliger war in ungewöhnlichem Maße schmutzig. Vermöge jener Theorie, daß diese Begierden wirkliche Dämonen seien, die in ihnen wüteten, fühlten sie sich nicht allzusehr verantwortlich dabei. Diesem Gefühle verdanken wir die so belehrende Aufrichtigkeit ihrer Selbstzeugnisse.

Die schlechtesten Leser sind die, welche wie plündernde Soldaten verfahren: Sie nehmen sich einiges, was sie brauchen können, heraus, beschmutzen und verwirren das übrige und lästern auf das Ganze.

Die stillsten Worte sind es, welche den Sturm bringen. Gedanken, die mit Taubenfüßen kommen, lenken die Welt.

Die Vertraulichkeit des Überlegenen erbittert, weil sie nicht zurückgegeben werden darf.

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