Clemens Brentano

47 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Adam und Eva haben's Lieben erdacht, ich und mein Schätzle haben's auch so gemacht.

Alles ist freundlich wohlwollend verbunden / bietet sich tröstend und trauernd die Hand, / sind durch die Nächte die Lichter gewunden, / alles, ist ewig im Innern verwandt.

Alles Menschenwerk, so es die gewöhnlichen Grenzen an Größe oder Vollendung überschreitet, hat etwas Erschreckendes an sich, und man muß lange dabei verweilen, ehe man es mit Ruhe und Trost genießen kann.

Als hohe in sich selbst verwandte Mächte / in heilger Ordnung bildend sich gereiht, / entzündete im wechselnden Geschlechte / die Liebe lebende Beweglichkeit / und ward im Beten tief geheimer Nächte / dem Menschen jene Fremde eingeweiht. / Ein stilles Heimweh ist mit dir geboren, / hast du gleich früh den Wanderstab verloren.

Bewundern kann der Mensch allein, und alles Bewunderung Erregende ist ein Bote Gottes.

Der goldne Tag ist heimgegangen; / ich sah ihn über die Berge ziehn, / und all mein sehnendes Verlangen / floh mit ihm hin.

Der Sinn des Menschen strebet immer nach dem Unbegreiflichen, als sei dort das Ziel der Laufbahn.

Die Liebe ist ein unwiderstehlicher Hang, alle Persönlichkeit aufzuheben.

Es gibt keinen ehrlicheren Weg zur Armut, als in ihr geboren zu sein; denn auch unser Heiland ward in ihr geboren.

Es ist ein Schnitter, der heißt Tod, / er mäht das Korn, wenns Gott gebot. / Schon wetzt er die Sense, / daß schneidend sie glänze; / bald wird er dich schneiden, / du mußt es nur leiden, / mußt in den Erntekranz hinein. / Hüte dich, schönes Blümelein!

Es ist wunderbar, daß ein Deutscher immer sich ein wenig schämt, zu sagen, er sei ein Schriftsteller. Zu Leuten aus den unteren Ständen sagt man es am ungernsten, weil diesen gar leicht die Schriftgelehrten und Pharisäer aus der Bibel dabei einfallen. Der Name Schriftsteller ist nicht so eingebürgert bei uns wie das homme de lettres bei den Franzosen.

Es spricht die kalte Schönheit auch aus dir, / die nichts erzeugt als ihren eignen Willen, / so schön zu sein, und jeder beuget ihr den eignen Sinn, ihn mit ihr auszufüllen. / Sie wandelt ewig sich nur schaffend hier, / und nie kann sie die fremde Sehnsucht stillen. / Sie blickt in sich, sich selbst so schön erbauet; / denn sie erlischt, wenn sie ins Leben schauet.

Es wird kein stolzes Schloß gebauet, es wird kein edles Bild geschnitzt, die Liebe hat es durchgeschauet, die Liebe hat hindurchgeblitzt.

Führt, sternenreine Engelein, / die Braut auf guter Weide, / durch Lieb und Leid, bis klar und rein / der Geist im Lilienkleide / sich scheidet von dem Dornental / und mit uns singt beim Hochzeitsmahl: / "O Stern und Blume, Geist und Kleid / Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit!"

Gerechtigkeit ist besser als Pardon. Was hilft aller Pardon auf Erden? Wir müssen doch alle vor das Gericht.

Getrennet lebte fern ich von den Meinen / in strenger und unmütterlicher Zucht. / Denk ich der Zeit, seh ich sich mir versteinen / die Tage in des Lebens Blumenflucht, / wie kleine Gärten zwischen steilen Mauern, / die nie ein Sonnenstrahl hat heimgesucht.

Gewinnst du nicht, so werde selbst Gewinn; / entwickle dich in Form und Licht und Tönen, / so wird der Heimat Bürgerkranz dich krönen.

Gib der Alltäglichkeit ihr Recht, und sie wird dir mit ihren Anforderungen nicht zur Last fallen.

Herr, dies Werk ist nicht von mir in seiner Vollkommenheit; Du hast Dich nur meiner Hände bedienet. Mein ist nichts daran als die Mängel; diese aber decke zu mit dem Mantel Deiner Liebe und lasse sie verschwinden im Geheimnis Deiner Maße.

Ich darf wohl von den Sternen singen, / mich hat die Blume angeblickt, / und wird mein armes Lied gelingen, / dann wird vom Stern mir zugenickt. / O Stern und Blume, Geist und Kleid, / Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit.

Ich war jung und hatte das große Unglück, sehr schön zu sein. Ach, mein Herr, es gibt schier kein größeres Unglück als dieses, weil keine Ruhe, kein Friede möglich ist, weil alles nach einem verlangt.

Ihr liebes Angesicht war wie ein durchsichtiges Fensterlein ihres Herzens, aus dem ihre Seele, mit jeder inneren Bewegung errötend und erbleichend, zum Himmel schaute.

Ists wahr, o Herr, warst du mir nah, / warum willst du denn scheiden? / Umfing mich Leid, als ich dich sah, / o Herr, so gib mir Leiden!

Man soll keinen guten Willen von sich weisen, wenn er einem auch grade nicht nottut, sonst möchte der liebe Freund ausbleiben, wenn er ein andermal gar willkommen wäre.

Mein Schatz ist ausgeblieben, / ich bin so ganz allein, / im Lieben wohnt Betrüben / und kann nicht anders sein.

Mägdlein, schlag die Augen nieder! / Blicke, die zu heftig steigen, / plaudern alles fälschlich wieder, / was die Lippen zart verschweigen. / / Mägdlein woll die Augen senken / nach dem Schlüssel an der Erde; / sie wird ihn der Demut schenken, / daß der Himmel offen werde.

O Mutter, halte dein Kindlein warm, / die Welt ist kalt und helle, / und trag es fromm in deinem Arm / an deines Herzens Schwelle.

O Stern und Blume, Geist und Kleid, Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit.

O wie dankbar ist ein Kind! / Pflege ich die zarte Pflanze, / schütz ich sie vor Sturm und Wind, / wird's ein Schmuck im Himmelsglanze. / Wie gelehrig ist ein Kind! / So wie du es lehrest lesen / in dem Buch, in dem wir sind, / so wird einst sein ganzes Wesen. / Werden muß ich wie ein Kind, / wenn ich will zum Vater kommen; / Kinder, Kinder, kommt geschwind, / ich wär' gerne mitgenommen.

Ringlein sehn heut lieblich aus, / morgen werden Fesseln draus.

Schweig Herz, kein Schrei! / Denn alles geht vorbei! / Doch daß ich auferstand / und wie ein Irrstern ewig sie umrunde, / ein Geist, den sie gebannt, / das hat Bestand. / / Ja, alles geht vorbei, / nur dieses Wunderband, / aus meines Wesens tiefstem Grunde / zu ihrem Geist gespannt, / das hat Bestand.

Seine Gedanken flogen aus wie der Rabe aus der Arche, ahndeten, aber fanden nicht einen Grund, wo sich niederlassen, und kehrten zurück in sein Haupt ohne Trost.

Seit du von mir gefahren, / singt stets die Nachtigall, / ich denk bei ihrem Schall, / wie wir zusammen waren. / / Gott wolle uns vereinen, / hier spinn ich so allein, / der Mond scheint klar und rein, / ich sing und möchte weinen.

Selig, wer ohne Sinne / schwebt wie ein Geist auf dem Wasser, / nicht wie ein Schiff - die Flaggen / wechselnd der Zeit und Segel / blähend, wie heute der Wind weht. / Nein, ohne Sinne, dem Gott gleich, / selbst sich nur wissend.

Singet leise, leise, leise, / singt ein flüsternd Wiegenlied, / von dem Monde lernt die Weise, / der so still am Himmel zieht. / Singt ein Lied so süß gelinde, / wie die Quellen auf den Kieseln, / wie die Bienen um die Linde / summen, murmeln, flüstern, rieseln.

Vergangen sei vergangen / und Zukunft ewig fern: / In Gegenwart gefangen / verweilt die Liebe gern.

Vergiß mein nicht, du treues Herz, / bleib treu mir in der Ferne, / ohn dich ist alle Freude Schmerz, / ohn dich sind dunkel die Sterne.

Vom Gesange lustger Finken / durch das Fenster aufgeweckt, / lasse ich den Schleier sinken, / der mir meine Seele deckt. / Nein, jetzt kann ich gar nicht trauern; / alles scheint mir lieb und gut, / und mir wächst da überm Lauern / auch ein Finkenliedermut. / / Wie die kleinen Sänger schweben, / wie es sehnt und lockt und zirpt! / O wie herrlich ist das Leben, / wenns zu neuem Leben wirbt.

Vor dir, du schöner Mensch, mag gern ich stehen. / dir, mir zur Lieb nicht, nein, nur Gottes wegen. / Sei irdisch Himmel mir und himmlisch Erde, / daß Freundesdienst ein Gottesdienst mir werde.

Was reif in diesen Zeilen steht, / was lächelnd winkt und sinnend fleht, / das soll kein Kind betrüben; / die Einfalt hat es ausgesät, / die Schwermut hat hindurchgeweht, / die Sehnsucht hat's getrieben.

Wenn das Abendrot niedergesunken, / keine freudige Farbe mehr spricht, / und die Kränze still leuchtender Funken / die Nacht um die schattichte Stirne flicht: / Wehet der Sterne / heiliger Sinn / leis durch die Ferne / bis zu mir hin.

Wenn der jüngste Tag wird werden, / dann fallen die Sternlein auf die Erden: / Ihr Toten, ihr Toten sollt auferstehn, / ihr sollt vor das jüngste Gerichte gehn.

Wenn der Sturm das Meer umschlinget, / schwarze Locken ihn umhüllen, / beut sich kämpfend seinem Willen / die allmächtge Braut und ringet, / küsset ihn mit wilden Wellen, / Blitze blicken seine Augen, / Donner seine Seufzer hauchen, / und das Schifflein muß zerschellen.

Wenn Er bei Tage so hier säße, würde ich glauben, Er sei ein Lehnerich, so ein Tagedieb, der sich an die Häuser lehnt, damit er nicht umfällt vor Faulheit.

Wenn zwei gute Freunde sind, / die einander kennen, / Sonn' und Mond begegnen sich, / ehe sie sich trennen.

Wo schlägt ein Herz, das bleibend fühlt? / Wo ruht ein Grund, nicht stets durchwühlt? / Wo strahlt ein See, nicht stets durchspült? / Ein Mutterschoß, der nie erkühlt? / Ein Spiegel, nicht für jedes Bild? / Wo ist ein Grund, ein Dach, ein Schild, / ein Himmel, der kein Wolkenflug, / ein Frühling, der kein Vogelzug, / wo eine Spur, die ewig treu, / ein Gleis, das nicht stets neu und neu? / Ach, wo ist Bleibens auf der Welt, / ein redlich, ein gefriedet Feld, / ein Blick, der hin und her nicht schweift / und dies und das und nichts ergreift, / ein Geist, der sammelt und erbaut - / ach, wo ist meiner Sehnsucht Braut?

Zum Hassen oder Lieben / ist alle Welt getrieben, / es bleibet keine Wahl. / Der Teufel ist neutral.

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