Karl May

48 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Alles Große wirkt still, bescheiden und geheim; was Aufsehen erregt, betrachte mit Mißtrauen.

Bevor du einen Menschen beneidest, frage dich, ob du wirklich von ganzem Herzen und in jeder Beziehung an seiner Stelle sein möchtest!

Das Leben bringt Wolken genug. Schaff dir nicht selber noch Wolken dazu! Sie enthalten den Blitzstoff, den du nicht beherrschen kannst.

Das Leben ist ein immerwährendes Streben. Hört dieses Streben auf, so ist das Leben zu Ende, auch wenn der Puls mechanisch weiterschlägt.

Den Mörder des Leibes richtet man hin; den Mörder der Seele aber preist man als großen Philosophen. Den einen führt man zum Schafott, den andern zum Katheder, damit er noch tausend andre totschlagen möge.

Der Himmel klopft öfter bei uns an als wir bei ihm.

Der Mensch, der sich in allen Dingen auf Gottes Hilfe nur verlässt, ist keineswegs ein frommer Mensch. Vom rechten Geist gelenkte Tatkraft in ird'schen Angelegenheiten ist grad dem wahrhaft Frommen Pflicht.

Die Erde nimmt ohne Dank; Dank kennt nur der Himmel.

Die Erde wird dem Völkerfrieden nie freiwillig ihre Tore öffnen. Sie muss dazu gezwungen werden.

Die Frage, wo das Paradies einst lag, soll uns nicht quälen. Sobald die Gnade Gottes es uns wieder offenbart, werden wir seine Tore ragen sehn.

Die irdische Gesetzgebung macht mit dem einzelnen Menschen zuweilen sehr langen, mit den Völkern aber oft sehr kurzen Prozess.

Die Lebensverhältnisse haben auf die Erziehung des Menschen mehr Einfluß als Eltern und Lehrer. Verachte darum keinen Gestrauchelten, denn die Umstände, deren Opfer er wurde, hast auch du als Teil des Ganzen mit zustande gebracht.

Die Liebe ist die einzige wirkliche Macht; alles andre ist entweder Gewalttätigkeit oder Verschlagenheit.

Die Macht des Geldes wirkt auf den Menschen genau wie jede andre irdische Macht: wohltätig, solang er sie beherrscht, verderblich aber, sobald er ihr zu gehorchen beginnt.

Die Sorge ist eine zwar ernste, aber wohlmeinende Freundin der Menschen – wenn sie von ihnen recht verstanden wird. Unverstand macht sie zur gefährlichen Feindin.

Die wahre Reue ist stets siegreich. Weder das Menschenherz noch die Barmherzigkeit Gottes können ihr widerstehen.

Dringt die Kunst in das Innere ihres Gegenstandes ein, so verschwindet dessen undurchsichtige Oberfläche wie bei einem Diamanten, der sich unter den Händen des Schleifers befindet.

Du sagst, du glaubest fest an Gott. Gut! Aber einen wenn auch ganz, ganz kleinen Götzen hast du doch noch nebenbei? Hand aufs Herz! Ja?

Ein jedes Volk hat das Recht, sich selbst zu regieren.

Es gibt ein Geben, das nimmt, und es gibt ein Nehmen, das wie eine liebe Gabe erfreut.

Es gibt keinen Tod für den, der ihn nicht zu fürchten braucht.

Es ist falsch, sich den Himmel unendlich weit von uns zu denken. Zwischen ihm und der Erde liegt keine Spur von Raum. Wir wissen ja, dass für ihn weder Raum noch Zeit vorhanden ist.

Gott hat den Eltern einen größeren Einfluss gegeben, als sie ahnen. Ihre Macht über die Kinder reicht noch über den Tod, über Körper, Raum und Zeit hinaus.

Hast du jemals eine Gabe gespendet, ohne dass du dich wenigstens in deinem Innern ihrer wohlgefällig rühmtest? Beobachte dein Ich, so wirst du merken, dass es stets auf der Lauer liegt, dich um den Wert dessen, was du tust, zu betrügen.

Hinter jeder Tugend lauert ihre sündhafte Schwester: die Übertreibung.

Hundert Menschen gehen in die Kirche; aber wem von ihnen merkt man noch am selben Tag den Weihegang ins Gotteshaus an?

In dem Augenblick, da der Mensch einen seiner Fehler erkennt, ist er nicht mehr identisch mit ihm; der Fehler ist zum Objekt geworden, und die Verantwortlichkeit des Subjekts beginnt.

Ist es denn so schwer zu erkennen, dass vor, hinter und rund um uns die Ewigkeit liegt, von der unsre Zeit nicht einmal ein ganzes kleines Tröpflein ist? Wir leben mitten in der Ewigkeit, und nur der Sprachgebrauch versetzt uns in die willkürlich festgelegte und begrenzte Dauer, der wir den Namen Zeit gegeben haben.

Jeder Kritiker sollte, bevor er die Feder in die Hand nimmt, wenigstens sich selber einen Befähigungsnachweis vorlegen.

Kein Mensch ist so vollständig ungläubig, dass ihn der Gedanke, er könne sich vielleicht irren, nicht doch zuweilen ein wenig befangen macht.

Man kann die Seele nicht ins Gewand der Tugend kleiden. Die Tugend ist einfach der Gesundheitszustand der Seele.

Mancher Mensch zeigt sich im Großen gütig, kann sich aber nicht überwinden, es auch im Kleinen und Einzelnen zu sein. Gottes Güte aber ist im All und im Atom gleich groß.

Mancher schämt sich, Gott zu verehren; daß er aber vor sich selber im Staube liegt, dessen schämt er sich nicht.

Nirgends zeigt sich der Mensch mehr als Mensch als da, wo er wirklich Mensch sein sollte.

Sei immer zum Verzeihn bereit – nur einem gegenüber nicht: dir selber! Denn diese Verzeihung kann dir nur von den anderen kommen!

Sobald der Mensch sich mit andern um Gott und Gottes Liebe streitet, hat er ihn und sie verloren.

Um Verzeihung bitten ist oft schwer, sehr schwer. Aber es ist ein Glück und eine Gnade, jemanden zu haben, den man so bitten kann!

Und wagt es etwa jemand, auch nur eine Zeile meines Manuskriptes zu ändern oder gar sogenannte Verbesserungen anzubringen, so bekommt er keinen einzigen Buchstaben mehr von mir.

Viele Menschen setzen nur deshalb Worte wie Kraft, Natur, All für Gott, um sich der persönlichen Verehrung und Verantwortung zu entheben.

Weißt du, was unter ›Gebet‹ zu verstehn ist? Nicht allein der Mensch betet, – Gott betet auch.

Wenn du dein Kind im rechten Sinn erziehst, ahnst du es nicht, dass du dich oft zu ihm erhebst und im Erziehen dein eigner Zögling bist?

Wenn du klaren Auges ins Leben schaust, so wirst du bald erkennen, wer unter allen Feinden des Menschen sein größter ist: – der Trotz.

Wenn mancher Mensch wüsste, nicht was, sondern wer sein Gewissen eigentlich ist, er würde sich noch viel mehr vor ihm fürchten, als er es vielleicht schon tut.

Wer ahnt, der ist gewarnt worden. / Von wem? / Denke darüber nach!

Wer das Geld – diesen allgemeinen Wertmesser für unsere Leistungen – verschwendet, der belohnt das Unverdienst, beschenkt das Laster und macht sich zum Beschützer unlauterer Denk- und Handlungsweise.

Wer die Güte andrer für selbstverständlich hält, wird nie recht dankbar sein können.

Wer gibt dir das Recht, über den Glauben andrer zu lächeln? Du glaubst doch wenigstens ebenso fest wie sie, aber freilich nicht an Gott, sondern an die Unfehlbarkeit deiner Trugschlüsse.

Wer seinen Feind hasst, verzichtet auf die beste Waffe, ihn zu besiegen.

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