Ich mag immer den Mann lieber, der so schreibt, daß es Mode werden kann, als den, der so schreibt, wie es Mode ist.
Ich möchte was darum gegen, genau zu wissen, für wen eigentlich die Taten getan worden sind, von denen man öffentlich sagt, sie wären für das Vaterland getan worden.
Ich sehe die Rezensionen als eine Art von Kinderkrankheit an, die die neugeborenen Bücher mehr oder weniger befällt. Man hat Exempel, daß die gesundesten daran sterben und die schwächlichsten oft durchkommen.
Ich weiß aus unleugbarer Erfahrung, daß Träume zu Selbsterkenntnis führen.
Ich will mein noch übriges Leben die Zeit des neuen Bundes nennen und meine ganze Krankheit, so gedrängt voll von Jammer sie auch war, ansehen, wie Sheridan sagt: As the blank leaf between the old and new Testament.
Ich wohne nun völlig im Garten, eine vortreffliche Wohnung für ein ruhiges Gewissen.
Ihr Unterrock war rot und blau, sehr breit gestreift, und sah aus, als wenn er aus einem Theatervorhang gemacht wäre. Ich hätte für den ersten Platz viel gegeben, aber es wurde nicht gespielt.
Im Deutschen reimt sich Geld auf Welt. Es ist kaum möglich, daß es einen vernünftigeren Reim gebe.
Im Wort Gelehrter steckt nur der Begriff, daß einem vieles gelehrt ist, aber nicht, daß man auch etwas gelernt hat. Daher sagen die Franzosen sinnreich, wie alles, was von diesem Volke kommt, nicht les enseignés, sondern les savants, und die Engländer nicht the thaught ones, sondern the learned.
In allen Geschäften sei geduldig und übereile die nie! Man hat Geduld den zweiten Verstand genannt. Das heißt: Wieviel Verstand ein Mensch auch haben mag, so wird er doch, wenn er alle seine Besorgungen mit Geduld und Bedächtigkeit verrichtet, seinen Verstand verdoppeln.
In dem Hause, wo ich wohnte, hatte ich den Klang und die Stimmung jeder Stufe einer alten hölzernen Treppe gelernt und zugleich den Takt, in welchem sie jeder meiner Freunde, der zu mir wollte, schlug, und, ich muß gestehen, ich bebte allemal, wenn sie von einem Paar Füßen in einem mir unbekannten Ton heraufgespielt wurde.
In die Welt zu gehen, ist deswegen für einen Schriftsteller nötig, nicht sowohl damit er viele Situationen sehe, sondern selbst in viele komme.
In einem Städtchen, wo sich immer ein Gesicht aufs andere reimt.
In jedem Menschen ist etwas von allen Menschen.
In jeder Fakultät sollte wenigstens ein recht tüchtiger Mann sein. Wenn die Scharniere von gutem Metall sind, so kann das übrige von Holz sein.
In jedes Menschen Charakter sitzt etwas, das sich nicht brechen läßt: Das Knochengebäude des Charakters.
In Preußen gibt's noch Patrioten. Dort sind sie aber auch am nötigsten. Nur Patrioten und Philosophen dorthin, so soll Asien wohl nicht über die Grenzen von Kurland vorrücken.
Irren ist auch insofern menschlich, als die Tiere wenig oder gar nicht irren.
Ist es nicht seltsam, daß die Menschen so gern für ihre Religion fechten und so ungern nach ihren Vorschriften leben?
Je größer der Mann ist, desto strafbarer ist er, wenn er die Fehler anderer ausplaudert.
Jede Gefahr ist in der Vorstellung fürchterlicher als in re.
Jeder Fehler erscheint unglaublich dumm, wenn andre ihn begehen.
Jeder Mensch hat auch seine moralische backside, die er nicht ohne Not zeigt und die er solange wie möglich mit den Hosen des guten Anstandes zudeckt.
Jeder Mensch hat seinen individuellen Aberglauben, der ihn bald im Scherz, bald im Ernst leitet.
Jeder Mensch ist des Tages einmal ein Prophet.
Jeder Mensch ohne Ausnahme hat jährlich wenigstens drei Augenblicke der Genialität, und der größte Dichter hat vor keinem unter uns etwas voraus als die häufigere Wiederkehr solcher Augenblicke und die besonnene Auffassung derselben.
Jeder, der je geschrieben hat, wird gefunden haben, daß Schreiben immer etwas erweckt, was man vorher nicht deutlich erkannte, ob es gleich in uns lag.
Jedes Mädchen ist die Verwalterin der weiblichen Mysterien. Es gibt Stellen, wo Bauernmädchen aussehen wie Königinnen; das gilt von Leib und Seele.
Keine Klasse von Menschen urteilt billiger von der anderen als die Denker von den Denkern und keine unbilliger als die Literaten von den Literaten.
Kenntnis der Mittel ohne eine eigentliche Anwendung, ja ohne Gabe und Willen, sie anzuwenden, ist, was man jetzt gemeiniglich Gelehrsamkeit nennt.
Kirchtürme: Umgekehrte Trichter, das Gebet in den Himmel zu leiten.
Kluge Leute glauben zu machen, man sei, was man nicht ist, ist in den meisten Fällen schwerer, als wirklich zu werden, was man scheinen will.
Krankheiten der Seele können den Tod nach sich ziehen, und das kann Selbstmord werden.
Kultur verschlingt Gastfreundschaft.
Leute, die sehr viel gelesen haben, machen selten große Entdeckungen.
Man fängt sein Testament gewöhnlich damit an, daß man seine Seele Gott empfiehlt. Ich unterlasse dieses mit Fleiß, weil ich glaube, daß solche Rekommendationen wenig fruchten, wenn sie nicht durch das ganze Leben vorausgegangen sind.
Man ist gewöhnlich immer desto weniger republikanisch gesinnt, je höher der Rang ist, den man in der Welt bekleidet.
Man ist verloren, wenn man zu viel Zeit bekommt, an sich zu denken.
Man kann auf so vielerlei Weise Gutes tun, als man sündigen kann, nämlich mit Gedanken, Worten und Werken.
Man liebt sich nicht nur in anderen, sondern haßt sich auch in ihnen.
Man liebt weder Vater, noch Mutter, noch Frau, noch Kind, sondern die angenehmen Empfindungen, die sie uns machen.
Man mag so alt, so gelehrt, so weise und geschmackvoll sein, als man will - eine Reise nach Italien gibt immer noch dem Geist ein neues Gepräge.
Man muß keinem Menschen trauen, der bei seinen Versicherungen die Hand auf das Herz legt.
Man muß nie den Menschen nach dem beurteilen, was er geschrieben hat, sondern nach dem, was er in Gesellschaft von Männern, die ihm gewachsen sind, spricht.
Man sagt: Das Adlerauge der Kritik. In vielen Fällen wäre es besser zu sagen: Die Hundsnase der Kritik.
Man sollte sich nicht schlafen legen, ohne sagen zu können, daß man an dem Tage etwas gelernt hätte.
Man wird bei allen Menschen von Geist die Neigung finden, sich kurz auszudrücken.
Man wird häufig finden, daß die Verteidiger der Freiheit nicht selten die größten Tyrannen in ihrem Hause sind.
Man wirft oft den Großen vor, daß sie sehr viel Gutes hätten tun können, was sie nicht getan haben. Sie könnten antworten: "Bedenkt einmal das Böse, was wir hätten tun können und nicht getan haben!"
Manche Köpfe tragen keine Früchte, wenn sie nicht wie Hyazinthenzwiebeln über Bouteillenhälsen stehen. Der Feige holt da seinen Mut, der Schüchterne Vertrauen auf die eigne Kraft und der Elende Trost.