Blaise Pascal

102 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Ein Bild enthält Abwesenheit und Gegenwart, Gefallen und Missfallen.

Ein witziger Mund, ein schlechter Charakter.

Ein Wunder ist eine Wirkung, welche die für sie eingesetzten natürlichen Mittel übersteigt.

Eine Kleinigkeit tröstet uns, weil eine Kleinigkeit uns betrübt.

Es gibt für uns noch einen anderen Ursprung des Irrtums, nämlich die Krankheiten. Sie verderben uns Urteil und Sinn.

Es gibt Größe, die auf menschlicher Konvention beruht, und natürliche Größe.

Es gibt Leute, die gut reden und nicht gut schreiben. Sie brauchen Zuhörer, die sie anfeuern und dadurch veranlassen, daß ihr Geist gibt, was er ohne diese Anregung nicht herzugeben vermag.

Es gibt zwei gleich gefährliche Abwege: Die Vernunft schlechthin zu leugnen und außer der Vernunft nichts anzuerkennen.

Es ist das Glück der großen Herren, daß sie Personen um sich versammeln können, die sie zu zerstreuen wissen, und daß sie die Fähigkeit haben, sich dabei zu behaupten.

Es ist erstaunlich, daß sich noch kein kanonischer Autor der Natur bediente, um Gott zu beweisen.

Es ist gefährlich, den Menschen zu merken zu lassen, wie sehr er den Tieren gleicht, ohne ihm seine Größe zu zeigen. Es ist auch gefährlich, ihn zu sehr seine Größe fühlen zu lassen, ohne ihm seine Niedrigkeit zu zeigen.

Es muß verschiedene Rangstufen geben, da alle Menschen herrschen wollen und nicht alle es können.

Ich behaupte, daß, wenn alle Menschen wüßten, was sie voneinander sagen, es nicht vier Freunde auf der Welt gäbe.

Ich habe herausbekommen, daß alles menschliche Unglück aus einer einzigen Ursache herkommt, nämlich der, daß man nicht ruhig in seinem Zimmer zu bleiben vermag.

Ich liebe die Güter, weil sie mir das Mittel geben, den Unglücklichen damit zu helfen.

Ich sehe nicht ein, warum es schwieriger sein sollte, die Auferstehung des Fleisches, die Empfängnis der Jungfrau zu glauben als die Schöpfung.

Im Reiche des Fleisches herrscht recht eigentlich die Begehrlichkeit, im Reiche des Geistes recht eigentlich die Neugierde, in der Weisheit recht eigentlich der Stolz.

Je mehr Einsicht man hat, desto mehr Größe und Niedrigkeit entdeckt man im Menschen.

Je mehr Geist man hat, desto mehr originelle Menschen entdeckt man. Alltägliche Leute finden bei den Menschen keine Unterschiede.

Jede Religion ist falsch, die in ihrem Glauben nicht einen Gott als Grund aller Dinge verehrt.

Jeder trägt in sich das Urbild der Schönheit, deren Abbild er in der großen Welt such.

Keine Religion als die christliche hat gelehrt, daß der Mensch als Sünder geboren wird.

Man läßt sich gewöhnlich lieber durch Gründe überzeugen, die man selbst gefunden hat, als durch solche, die andern zu Sinn gekommen sind.

Mitleid widerspricht nicht dem Egoismus. Im Gegenteil: Wir sind froh über die Gelegenheit, unsere Freundschaft beweisen und in den Ruf des Empfindsamen gelangen zu können, ohne daß wir dafür etwas geben müssen.

Neugierde ist nur Eitelkeit. Meistens will man nur etwas erfahren, um davon sprechen zu können.

Nichts gibt Sicherheit außer der Wahrheit. Nichts gibt Ruhe als das ehrliche Suchen nach der Wahrheit.

Nichts ist der Liebe so ähnlich wie die Begierde und nichts ihr so entgegengesetzt.

Niemals tut man so vollständig und so gut das Böse, als wenn man es mit gutem Gewissen tut.

Niemand spricht in unserer Gegenwart so von uns wie in unserer Abwesenheit.

Ohne Zerstreuung gibt es für den Menschen keine Freude, mit Zerstreuung keine Trauer.

Sich über die Philosophie lustig machen, ist wirklich philosophieren.

Unser Wille würde niemals befriedigt werden, gewänne er alles, was er verlangt. Sofort aber ist er befriedigt, wenn man entsagt.

Ununterbrochene Beredsamkeit langweilt.

Warum folgt man der Mehrheit? Etwa, weil sie mehr Vernunft hat? Nein, sondern weil sie mehr Macht hat.

Was diesseits der Pyrenäen Wahrheit ist, ist jenseits Irrtum.

Was ist schwerer: Geboren werden oder wieder auferstehen? Daß sei, was niemals gewesen ist, oder daß das was gewesen ist, abermals sei? Ist es schwerer, zum Sein zu gelangen oder dahin zurückzugelangen? Die Gewohnheit macht uns das eine leicht, das Fehlen der Gewohnheit macht uns das andere unmöglich: Eine pöbelhafte Art zu urteilen!

Wenn das Weltall den Menschen zermalmen würde, so wäre er doch edler als das, was ihn tötet, weil er weiß, daß er stirbt, und die Übermacht kennt, die das Weltall über ihn besitzt. Davon weiß das Weltall nichts.

Wenn die Bosheit die Vernunft auf ihrer Seite hat, wird sie stolz und stellt die Vernunft in ihrem ganzen Glanz zur Schau.

Wenn die Menschen an dem, was sie sagen, nicht innerlich beteiligt sind, so darf man daraus nicht schließen, daß sie nicht lügen. Es gibt Leute, die um der Lüge willen lügen.

Wenn man den natürlichen Stil sieht, ist man erstaunt und entzückt; denn man war darauf gefaßt, einen Autor zu sehen, und man findet einen Menschen.

Wer weiß nicht, dass der Anblick von Katzen, Ratten, das Zermalmen einer Kohle usw. die Vernunft aus den Angeln hebt?

Wie die Mode die Anmut schafft, so schafft sie auch die Gerechtigkeit.

Wie schwierig ist es, dem Urteil eines anderen etwas zu unterbreiten, ohne sein Urteil durch die Weise, wie man es ihm unterbreitet, zu verderben!

Wieviel jemand auf Erden auch besitzen mag, welcher Gesundheit und wahrhafter Annehmlichkeiten er sich auch erfreuen mag, er ist nicht zufrieden, wenn er bei den Menschen keine Achtung genießt. Dies geht so weit, daß selbst diejenigen, welche den Menschen am meisten verachten und ihn den Tieren gleichsetzen, doch noch von ihm bewundert sein wollen.

Willst du, daß man Gutes von dir sage, so sag es nicht selbst!

Wir behaupten uns nicht aus eigener Kraft in der Tugend, sondern durch das Gegengewicht zweier entgegengesetzter Laster, so wie wir uns zwischen zwei entgegengesetzten Winden aufrecht erhalten. Nehmt eines der beiden Laster weg, und wir fallen in das andere.

Wir brennen vor Begier, alles zu ergründen und einen Turm aufzuführen, der bis in die Unendlichkeit reicht. Aber unser ganzes Gebäude kracht, und die Erde öffnet sich bis in die Tiefen.

Wir halten uns niemals an die gegenwärtige Zeit. Wir nehmen die Zukunft voraus, da sie zu langsam kommt, gleichsam um ihren Lauf zu beschleunigen. Und wir rufen die Vergangenheit zurück, um sie aufzuhalten.

Wir rennen unbekümmert in den Abgrund, nachdem wir irgendetwas vor uns hingestellt haben, das uns hindern soll, ihn zu sehen.

Während wir uns immer nur in Bereitschaft halten, glücklich zu werden, ist es unvermeidlich, daß wir es niemals richtig sind.

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