Johann Wolfgang von Goethe

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Der Rost macht erst die Münze wert

Der Scharfsinn verläßt geistreiche Männer am wenigsten, wenn sie unrecht haben.

Der Schein, was ist er, dem das Wesen fehlt? / Das Wesen, wär es, wenn es nicht erschiene?

Der Schelm sitzt überall im Vorteil

Der Schlimmste Neidhart ist in der Welt, / der jeden für seinesgleichen hält.

Der Schmerz um Liebe, / wie die Liebe bleibt / unteilbar und unendlich.

Der Schmerz vermindert sich im Klagen.

Der Skythe setzt ins Reden keinen Vorzug, / am wenigsten der König. Er, der nur / gewohnt ist, zu befehlen und zu tun, / kennt nicht die Kunst, von weitem ein Gespräch / nach seiner Absicht langsam fein zu lenken.

Der stolzen Brust wird Freundschaft nicht entsprossen.

Der Takt kommt aus der poetischen Stimmung, wie unbewußt. Wollte man darüber denken, wenn man ein Gedicht macht, man würde verrückt.

Der Theolog befreit dich von der Sünde, die er selbst erfunden; der Jurist gewinnt dir deinen Prozeß und bringt deinen Gegner, der gleiches Recht hat, an den Bettelstab; der Medikus kuriert dir eine Krankheit weg, die andere herbei.

Der Umgang mit Frauen ist das Element guter Sitten.

Der Undank ist immer eine Art Schwäche. Ich habe nie gesehen, daß tüchtige Menschen undankbar gewesen wären.

Der Unglückliche wird argwöhnisch. Er kennt weder die gute Seite des Menschen noch die günstigen Winke des Schicksals.

Der Uniform sind wir durchaus abgeneigt, sie verdeckt den Charakter.

Der Uniform sind wir durchaus abgeneigt; sie verdeckt den Charakter und entzieht die Eigenheiten der Kinder, mehr als jede andere Verstellung, dem Blicke der Vorgesetzten.

Der Vater zeigt dich seinem Knaben, / ein jeder fragt und drängt und eilt, / die Fiedel stockt, der Tänzer weilt. / Du gehst, in Reihen stehen sie, / die Mützen fliegen in die Höh, / und wenig fehlt, so beugten sich die Knie, / als käm das Venerabile.

Der verstorbene Großherzog war Mercken sehr günstig, so daß er sich einst für eine Schuld von viertausend Talern für ihn verbürgte. Nun dauerte es nicht lange, so schickte Merck zu unserer Verwunderung die Bürgschaft zurück. Seine Umstände hatten sich nicht verbessert, und es war rätselhaft, welche Art von Negotiation er mochte gemacht haben. Als ich ihn wiedersah, löste er mir das Rätsel in folgenden Worten: "Der Herzog," sagte er, "ist ein freigebiger, trefflicher Herr, der Zutrauen hat und den Menschen hilft, wo er kann. Nun dachte ich mir: Betrügst du diesen Herrn um das Geld, so wirkt das nachteilig für tausend andere; denn er wird sein köstliches Zutrauen verlieren, und viele unglückliche gute Menschen werden darunter leiden, daß einer ein schlechter Kerl war. Was habe ich nun getan? Ich habe spekuliert und das Geld von einem Schurken geliehen; denn wenn ich diesen darum betrüge, so tut's nichts."

Der Verständige findet fast alles lächerlich, der Vernünftige fast nichts.

Der vornehme Anstand ist schwer nachzuahmen, weil er eigentlich negativ ist und eine lange anhaltende Übung voraussetzt. Denn man soll nicht etwa in seinem Benehmen etwas darstellen, das Würde anzeigt; leicht fällt man dadurch in ein förmliches stolzes Wesen. Man soll vielmehr nur alles vermeiden, was unwürdig, was gemein ist.

Der Vorsatz, mitgeteilt, ist nicht der deine; / der Zufall spielt mit deinem Willen schon.

Der wahre Liberale sucht mit den Mitteln, die ihm zu Gebote stehen, soviel Gutes zu bewirken, als er nur immer kann; aber er hütet sich, die oft unvermeidlichen Mängel sogleich mit Feuer und Schwert vertilgen zu wollen. Er ist bemüht, durch ein kluges Vorschreiten die öffentlichen Gebrechen nach und nach zu verdrängen, ohne durch gewaltsame Maßregeln zugleich oft ebensoviel Gutes mit zu verderben. Er begnügt sich in dieser stets unvollkommenen Welt so lange mit dem Guten, bis ihn, das Bessere zu erreichen, Zeit und Umstände begünstigen.

Der Wein erfreut des Menschen Herz.

Der Wein, er erhöht uns, er macht uns zum Herrn / und löset die sklavischen Zungen.

Der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht.

Der Wille lockt die Taten nicht herbei.

Der Winter ist den Kindern hold, die jüngsten sind's gewohnt, ein Engel kommt, die Flüglein Gold, der guten Kindern lohnt.

Der Wirt räumt schon wieder auf in meiner Gegenwart, eben als wenn ich hinweg wäre, wie gefühllose, unvorsichtige Erben vor dem Abscheidenden die Anstalten, sich in Besitz zu setzen, nicht verbergen.

Der Witz gehört unter den Spielbetrieb. Das Spiel offenbart die große Freiheit des Geistes.

Der Witz setzt immer ein Publikum voraus. Darum kann man den Witz auch nicht bei sich behalten. Für sich allein ist man nicht witzig.

Der Wolf im Schafspelze ist weniger gefährlich als das Schaf in irgendeinem Pelze, wo man es für mehr als einen Schöps nimmt.

Der Zeitungsschreiber selbst ist wirklich zu beklagen. / Gar öfters weiß er nichts, und oft darf er nichts sagen.

Der Zugeschlossene schließt alle zu, und der Offene öffnet, vorzüglich, wenn Superiorität in Beiden ist.

Der Zweifel ist's, der Gutes böse macht.

Derjenige, der sich mit Einsicht für beschränkt erklärt, ist der Vollkommenheit am nächsten.

Des Denkers einziger Besitztum sind die Gedanken, die aus ihm selbst entspringen.

Des echten Künstlers Lehre schließt den Sinn auf.

Des Kindes Hoffnung ist der Jüngling, des Jünglings der Mann.

Des Königs Milde zeugt Verwegenheit.

Des Lebens Mühe / lehrt uns allein des Lebens Güter zu schätzen.

Des Menschen größtes Verdienst bleibt wohl, wenn er die Umstände soviel als möglich bestimmt und sich sowenig als möglich von ihnen bestimmen läßt.

Des Menschen Seele / gleicht dem Wasser: / Vom Himmel kommt es, / zum Himmel steigt es, / und wieder nieder / zur Erde muß es, / ewig wechselnd.

Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen, / er liebt sich bald die unbedingte Ruh; / drum get ich fern ihm den Gesellen zu, / der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen.

Des Menschenverstandes angewiesenes Gebiet und Erbteil ist der Bezirk des Tuns und Handelns. Tätig wird er sich selten verirren; das höhere Denken, Schließen und Urteilen jedoch ist nicht seine Sache.

Des Schönen sind die Menschen selten fähig, öfter des Guten.

Des Todes rührendes Bild steht nicht als Schrecken dem Weisen und nicht als Ende dem Frommen. / Jenen drängt es ins Leben zurück und lehret ihn handeln; / diesem stärkt es zu künftigem Heil im Trübsal die Hoffnung; / beiden wird zum Leben der Tod.

Des tragischen Dichters Aufgabe und Tun ist nichts anderes, als ein psychisch-sittliches Phänomen, in einem faßlichen Experiment dargestellt, in der Vergangenheit nachzuweisen.

Des tätgen Manns Behagen sei Parteilichkeit.

Des Übels Quelle findest du nicht aus, und aufgefunden fließt sie ewig fort.

Des zärtlichen Geschlechts hochmütiges Vergnügen, / wenn zwanzig Toren knien, die zwanzig zu betrügen.

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