Etwas Mitleid den Künstlern und Dichtern, welche das Höchste / nicht erreichen, es sagt's ihnen kein Joseph voraus, / und sie müssen das Leben erst opfern, um zu erfahren, / daß es vergebens geschieht! Darum verschont sie mit Spott.
Freilich, ein Fieber des Volks, das revolutionäre, / aber, wie seltsam, es stirbt immer der König daran!
Freilich, ein Fieber des Volks, das revolutionäre; aber, wie seltsam, es stirbt immer der König daran!
Freunde hast du so viele wie Tage im Jahre, doch leider / schließt der Plural hier meistens den Singular aus.
Freundschaft und Liebe erzeugen das Glück des menschlichen Lebens / wie zwei Lippen den Kuß, welcher die Seele entzückt.
Für jeden Menschen kommt der Augenblick, / in dem der Lenker seines Sterns ihm selbst / die Zügel übergibt. Nur das ist schlimm, / daß er den Augenblick nicht kennt, daß jeder / es sein kann, der vorüberrollt.
Für uns Menschen muß überall der Punkt, bis zu dem wir vordringen können, anstatt der Wahrheit gelten.
Fürchte die schlechteste Fliege! Sie kann den edelsten Wein dir / doch verderben: Sie fällt eben hinein und ersäuft.
Gemeiner Menschen Reue verwechselt den Weg mit der Kraft.
Genie ist Bewußtseyn der Welt.
Glaubt ihr, es ist mir verhaßt, wenn alle Winde ihn zausen? / Nein, mir gebührt nur das Blatt, was sie ihm lassen, mit Recht.
Glück, sie nennen dich blind und werden nicht müde zu schelten. / Frage doch endlich zurück: Könnt ihr denn selber auch sehn?
Große Menschen sind Inhaltsverzeichnisse der Menschheit.
Großmut möchtest du üben, du möchtest verschwenden, doch leider / hat dir, klagst du, das Glück neidisch die Mittel versagt. / Wirb um Kenntnis und Weisheit, so kannst du alle, die darben, / reicher machen und wirst selber nicht ärmer dadurch.
Halte das Glück wie den Vogel: So leise und lose wie möglich! / Dünkt er sich selber nur frei, bleibt er Dir gern in der Hand.
Humor ist Erkenntnis der Anomalien.
Ich habe oft ein Gefühl, als ständen wir Menschen so unendlich einsam im All da, daß wir nicht einmal einer vom andern das Geringste wüßten und daß all unsre Freundschaft und Liebe dem Auseinanderfliegen vom Wind zerstreuter Sandkörner gliche.
Ich halte es für die größte Pflicht eines Menschen, der überhaupt schreibt, dass er Materialien zu seiner Biographie liefere. Hat er keine geistigen Entdeckungen gemacht und keine fremden Länder erobert, so hat er doch gewiss auf mannigfache Weise geirrt und seine Irrtümer sind der Menschen ebenso wichtig wie des größten Mannes Wahrheiten.
Ich kann mir eine humoristische Weltgeschichte denken, aber nur das größte Genie kann und wird sie schreiben. Es ist die letzte Aufgabe der Poesie.
Ich sehe in der Rührung immer nur eine Versuchung zur Untreue an mir selbst und unterdrücke sie.
Ich weiß nicht, ob das schön, was mir gefällt.
Ich werde nie zum Frühling sagen: verzeihen Sie, Sie haben dort ein welkes Blatt, oder zum Herbst: nehmen Sie es ja nicht übel, dieser Apfel ist nur zur Hälfte roth.
Ich will nicht, daß mein Schönes und Treffliches anerkannt werde. Ich will nur, daß das Schöne und Treffliche überhaupt anerkannt werde. Findet aber das Schöne und Treffliche überhaupt Eingang, so muß auch das Gute, was von mir ausgeht, eine gute Statt finden, und darum darf ich, ohne Egoist zu sein, es immer mit Schmerz empfinden, wenn etwas, das mir gelingt, nur für mich selbst, nicht auch für andere existiert.
Im Gedanken fängt auf jeden Fall eine neue Welt an. Und selbst, wenn das Reiben der einen Gehirnfaser an der anderen ihn erzeugte, so ist er doch etwas anderes als die Gehirnfaser und als der Gehirnfaserstoff.
In dem Augenblick, wo die Liebe ihr Alles gibt, macht sie zugleich bankerott.
In dem echten Dichtergeist muß, bevor er etwas ausbilden kann, ein doppelter Prozeß vorgehen: Der gemeine Stoff muß sich in eine Idee auflösen und die Idee sich wieder zur Gestalt verdichten.
In den Dichtern träumt die Menschheit.
In der Sprache, die man am schlechtesten spricht, kann man am wenigsten lügen.
In der Welt ist ein Gott begraben, der auferstehen will und allenthalben durchzubrechen sucht, in der Liebe, in jeder edlen Tat.
In die Hölle des Lebens kommt nur der hohe Adel der Menschheit; die Andern stehen davor und wärmen sich.
Ist der Tod nur ein Schlaf, wie kann Dich das Sterben erschrecken? / Hast Du es je noch gespürt, wenn Du des Abends entschliefst?
Jeder Mensch besitzt alle Talente, doch nur die hervorragendsten soll er ausbilden. Hier liegt aber der Grund, weshalb so viele hartnäckig ein unerreichbares Ziel verfolgen: sie haben das Gefühl, nicht ganz auf'm falschen Wege zu seyn.
Jeder Mensch trägt einen Zauber im Gesicht: irgend Einem gefällt er.
Jeder möchte doch schaffen, und da du nun einmal Gedichte / nicht zu schaffen vermagst, schaffst du uns Dichter dafür.
Jeder Unsterbliche ist ein unverdauter Stein im Magen der Menschheit.
Jedes Weib hat ein Recht, von jedem Mann zu verlangen, daß er ein Held sei.
Jetzt kein Schelm und kein Lump zu werden, erfordert die Kraft schon, / welche in besserer Zeit Helden und Heil'gen genügt.
Jüngling wirst du nicht wieder noch Mann, wenn das Haar sich dir bleichte, aber sobald du nur willst, wirst du von neuem ein Kind.
Kannst du nicht stehn auf dich selbst und bedarfst du der Hilfe von außen, / wahrlich, so bist du ein Mann wie ein Arm ohne Hand.
Kein Gewissen zu haben, bezeichnet das Höchste und Tiefste; / denn es erlischt nur im Gott, doch es verstummt auch im Tier.
Kinder sind Rätsel von Gott und schwerer als alle zu lösen, / aber der Liebe gelingt's, wenn sie sich selber bezwingt.
Klage nicht zu sehr über einen kleinen Schmerz! Das Schicksal könnte ihn durch einen größeren heilen.
Krankheit, doch auch preis ich. Zur reinen Freude am Dasein, / welche nicht wünscht, noch bedarf, bist du der einzige Weg.
Kränkungen der Menschen muss man betrachten, als ob sie nicht (wie sie eigentlich auch ja nur selten sind) von ihrem Willen abhängig wären. Dann werden sie gar nicht oder doch nur halb verletzen. Die Natur verletzt nie.
Künstler, nie mit Worten, mit Taten begegne dem Feinde! / Schleudert er Steine nach dir, mache du Statuen draus!
Leben ist Erwachen.
Leidenschaft begeht keine Sünde, nur die Kälte.
Lieben heißt, in dem Anderen sich selbst erobern.
Man altert nur von 25 bis 30. Was sich bis dahin erhält, wird sich wohl auf immer erhalten.
Man baut niemals Kapellen ohne Grund.