Gotthold Ephraim Lessing

226 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Nicht jeder, der den Pinsel in die Hand nimmt und Farben verquistet, ist ein Maler.

Nicht so redlich, wäre redlicher.

Nichts gibt mehr Ausdruck und Leben als die Bewegung der Hände; im Affekt besonders ist das sprechendste Gesicht ohne sie unbedeutend.

Nichts verächtlicher als ein brausender Jünglingskopf mit grauen Haaren.

Nichts zieht den Undank so unausbleiblich nach sich als Gefälligkeiten, für die kein Dank zu groß wäre.

Noch einen Schritt vom Ziele oder noch gar nicht ausgelaufen sein, ist im Grunde eines.

Nun der Bescheidenheit genug! / Denn sie nur immerdar zu hören, wo man trockene Vernunft erwartet, ekelt.

Nur das Gemeine verkennt man selten.

Nur die Sache ist verloren, die man aufgibt.

Nur, Hafi, borge nicht / bei denen, die ich reich gemacht. Denn borgen / von diesen möchte wiederfordern heißen.

O Redner! Dein Gesicht zieht jämmerliche Falten, / indem dein Maul erbärmlich spricht. / Eh' du mir sollst die Leichenrede halten, / wahrhaftig, lieber sterb' ich nicht!

O, über die wilden, unbiegsamen Männer, die nur immer ihr stieres Auge auf das Gespenst der Ehre heften, für alles andere Gefühl sich verhärten!

Oder meinen Sie, Prinz, daß Raffael nicht das größte malerische Genie gewesen wäre, wenn er unglücklicherweise ohne Hände wäre geboren worden?

Perlen bedeuten Tränen.

Reiz ist Schönheit in Bewegung.

Sara Sampson, meine Geliebte! Wieviel Seligkeiten liegen in diesen Worten! Sara Sampson. meine Ehegattin! Die Hälfte dieser Seligkeiten ist verschwunden, und die andre Hälfte wird verschwinden.

Seines Fleißes darf sich jedermann rühmen.

Selten hat ein Grobian Galle.

So muß es mit den Herren Medizinern wohl sein, wie mit den Scharfrichtern. Wenn die zum erstenmale köpfen, so zittern und beben sie; je öfter sie aber den Versuch wiederholen, desto frischer geht es.

So muß ich ja wohl gar schlecht handeln, daß von mir der Schlechte nicht / schlecht denke?

So wie es selten Komplimente gibt ohne alle Lügen, so finden sich auch selten Grobheiten ohne alle Wahrheit.

Still mit dem Aber! Die Aber kosten Überlegung.

Tadeln heißt überhaupt, sein Mißfallen zu erkennen geben. Man kann sich bei diesem Mißfallen entweder auf die bloße Empfindung berufen oder seine Empfindung mit Gründen unterstützen. Jenes tut der Mann von Geschmack, dieses der Kunstrichter.

Trau keinem Freunde sondern Mängel / und lieb ein Mädchen, keinen Engel!

Um seinen Verstand auszubreiten, muß man seine Begierden einschränken.

Verlangt dein Kind ein Freier, / der wenig nach der Mitgift fragt, / so denke, was das Sprichwort sagt: / Sehr wohlfeil ist sehr teuer.

Verlust will Vorwand.

Waren, die man aus der ersten Hand nicht haben kann, kauft man aus der zweiten - und solche Waren nicht selten aus der zweiten um soviel wohlfeiler.

Was die Meister der Kunst zu befolgen für gut finden, das sind Regeln.

Was für Redner sind wir nicht, / Wenn der Rheinwein aus uns spricht!

Was für Redner sind wir nicht, / wenn der Rheinwein aus uns spricht!

Was Gewalt heißt, ist nichts: Verführung ist die wahre Gewalt.

Was hätt' ein Weiberkopf erdacht, das er / nicht zu beschönen wüßte?

Was in den neueren Versuchen Erträgliches ist, davon bin ich mir selbst bewußt, daß ich es einzig und allein der Kritik zu verdanken habe. Ich fühle die lebendige Quelle nicht in mir, die durch eigene Kraft sich emporarbeitet, durch eigene Kraft in so reichen, so frischen, so reinen Strahlen aufschießt; ich muß alles durch Druckwerk und Röhren aus mir heraufpressen. Ich würde so arm, so kalt, so kurzsichtig sein, wenn ich nicht einigermaßen gelernt hätte, fremde Schätze bescheiden zu borgen, an fremdem Feuer mich zu wärmen und durch die Gläser der Kunst mein Auge zu stärken. Ich bin daher immer beschämt oder verdrießlich gewoirden, wenn ich zum Nachteil der Kritik etwas las oder hörte.

Was ist ein König, wenn er kein Vater ist? Was ist ein Held ohne Menschenliebe?

Was ist für einen Großen denn zu klein?

Was kann der Schöpfer lieber sehen als ein fröhliches Geschöpf!

Was man nicht zu verlieren fürchtet, hat / man zu besitzen nie geglaubt und nie gewünscht.

Was mich Euch zum Christen macht, das macht Euch mir zum Juden!

Was nennen Sie ruhig sein? Die Hände in den Schoß legen? Leiden, was man nicht sollte? Dulden, was man nicht dürfte?

Was nutzt mir's, daß ein Freund mit mir gefällig weine? / Nichts, als daß ich in ihm mir zweifach elend scheine.

Wein ist stärker als das Wasser, / das gestehn auch seine Hasser. / Wasser reißt wohl Eichen um / und hat Häuser umgerissen; / und ihr wundert euch darum, / daß der Wein mich umgerissen?

Welche Freude, wenn es heißt: / Alter, du bist alt an Haaren, / blühend aber ist dein Geist.

Wenn an das Gute, / das ich zu tun vermeine, allzunah / was gar zu Schlimmes grenzt, so tu ich lieber / das Gute nicht, weil wir das Schlimme zwar / so ziemlich zuverlässig kennen, aber / bei weitem nicht das Gute.

Wenn der Rat eines Toren einmal gut ist, so muß ihn ein gescheiter Mann ausführen.

Wenn ein Jude betrügt, so hat ihn, unter neun Malen, ein Christ vielleicht siebenmal dazu genötigt.

Wenn es erlaubt ist, allen Worten einen anderen Verstand zu geben, als sie in der üblichen Sprache der Weltweisen haben, so kann man leicht etwas Neues vorbringen.

Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit und in seiner Linken den einzigen, immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusatze, mich immer und ewig zu irren, verschlossen hielte und spräche zu mir "Wähle! " - ich fiele ihm mit Demut in seine Linke und sagte: "Vater, gib! Die reine Wahrheit ist ja doch nur für Dich allein!"

Wenn sie aus Liebe närrisch wird, so wäre sie es früher oder später auch ohne Liebe geworden.

Wenn uns Gott durch einen seiner Engel - ist zu sagen, / durch einen Diener seines Worts - ein Mittel / bekannt zu machen würdiget, das Wohl / der ganzen Christenheit, das Heil der Kirche / auf irgend eine ganz besondre Weise / zu fördern, zu befestigen: Wer darf / sich da noch unterstehn, die Willkür des, / der die Vernunft erschaffen, nach Vernunft / zu untersuchen?

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