Michel Eyquem de Montaigne

96 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

An dem, was ich an mir selber erfahren habe, fände ich genug, ein Weiser zu werden, wenn ich nur ein guter Schüler wäre.

An nichts glaube ich so schwer bei den Menschen als an ihre Beständigkeit, an nichts so leicht wie an ihre Unbeständigkeit.

Anmaßung ist unsere eigentliche angeborene Krankheit.

Auf den Tod sinnen heißt auf Freiheit sinnen.

Beim Abschied wird die Zuneigung zu den Dingen, die uns lieb sind, immer ein wenig wärmer.

Besonders in einer so verderbten und törichten Zeit wie der unseren ist der Beifall der Menge eher beleidigend.

Bücher haben viel Angenehmes für die, welche die richtigen aussuchen können, aber: ohne Schweiß kein Preis.

Da wenige gute Beispiele vorhanden sind, von denen ich etwas lernen könnte, ziehe ich meinen Nutzen aus den schlechten; und diese gibt es in Fülle.

Das Alter gräbt uns mehr Falten in den Geist als in das Gesicht.

Das Alter zieht noch mehr Runzeln in unserem Verstande als in unserm Antlitz.

Das Altern ist eine heimtückische Krankheit, die sich ganz von selbst und unbemerkt einschleicht.

Das heißt wirklich lieben: Jemanden beleidigen und verwunden, um ihn zu bessern.

Das Menschenauge kann von der Wirklichkeit nur erfassen, was seiner Aufnahmefähigkeit entspricht.

Das Menschenleben hat seine Gesetze, man muss sich ihnen mit freundlichem Gesicht fügen: Es ist uns bestimmt, zu altern und manchmal schwach oder krank zu werden, und zwar aller Ärztekunst zum Trotz.

Das Schicksal hat keinen Einfluss auf unseren Charakter, im Gegenteil: Der Charakter bestimmt das Schicksal und modelt es um.

Das Schlimmste, was ich tue und denke, scheint mir nicht so hässlich, wie ich es hässlich und feig finde, wenn ich nicht den Mut habe, mich dazu zu bekennen.

Den wirklich gelehrten Menschen geht es wie den Kornhalmen auf dem Felde: Sie wachsen frisch auf und richten den Kopf gerade und stolz in die Luft, solange die Ähren noch leer sind. Sobald sie angeschwollen, voll Korn sind und reif werden, senken sie demütig die Häupter.

Der Adel ist eine schöne Sache und mit Recht eingeführt: Aber gerade darum, weil er eine von andern abhängige Eigenschaft ist, die auch auf einen Taugenichts fallen kann, so steht er an Würde weit unter der Tugend.

Der beste Beweis für Weisheit ist beständige gute Laune.

Der Junge soll seine Kraft auf die Vorbereitung, der Alte auf die Nutzung verwenden.

Der Mensch nimmt eben als Ganzes erst zu und dann ab.

Der Menschengeist hat keinen Halt, wenn er sich in der Unbegrenztheit gestaltloser Gedanken bewegt: Er muss sie zu bestimmten Bildern verdichten, die seiner Welt entnommen sind.

Die Achtung, die ein Mensch verdient, und sein Wert hängen ab von seinem Mut und seinem Willen: Hierin liegt seine wahre Ehre.

Die Armut an Gütern ist leicht zu beheben, bei der seelischen Armut ist das unmöglich.

Die Briefe, die mir am meisten Mühe machen, taugen am wenigsten.

Die Erfahrung lehrt vielmehr, daß die Leute von gutem Gedächtnis gerne ein wenig schwach von Verstande sind.

Die Fürsten geben mir vollauf, wenn sie mir nichts nehmen, und tun mir Gutes genug, wenn sie mir nichts Übles tun.

Die Gewöhnung stumpft unsere Sinne ab.

Die Hauptaufgabe, die wir haben, ist für jeden sein eigenes Verhalten; dazu sind wir auf der Erde.

Die meisten reisen nur, um wieder heimzukehren.

Die Natur sollte sich damit begnügen, das Alter elend zu machen, ohne es auch noch lächerlich zu machen.

Die Natur war nur gerecht, als sie jedem von uns seinen Anteil an Verstand zuteilte. Es finden sich wenig Menschen, die mit dem ihnen zugemessenen Anteil unzufrieden sind.

Die Schriften der Alten, die guten Schriften von Kraft und Saft, können mich fast zu allem bewegen, wozu sie wollen, und diejenige Schrift, die ich gerade lese, scheint mir jedesmal die überzeugendste. Ich finde, daß sie alle der Reihe nach Recht haben, mögen sie sich auch oft widersprechen.

Du stützt dich auf die Märchen der Ärzte: Sieh lieber hin, wie es wirklich aussieht und was die Erfahrung lehrt!

Eigensinn und Widerspruchsgeist sind niedrige Eigenschaften und meist nur bei kleinen Seelen zu finden.

Eine gute Ehe, wenn es eine solche gibt, benötigt die Liebe nicht. Sie strebt nach der Freundschaft hin. Es ist eine süße Lebensgemeinschaft, voll Beständigkeit, Vertrauen und einer unendlichen Menge nützlicher und dauerhafter Dienstleistungen und wechselseitiger Verpflichtungen.

Es gibt mehr Bücher über Bücher als über irgendeinen anderen Gegenstand. Wir machen nichts, als einander zu glossieren.

Es gibt nur wenige Dinge, die wir ganz richtig zu beurteilen vermögen, weil wir an den meisten auf die eine oder andere Art allzu persönlichen Anteil nehmen.

Es gibt wenig Menschen, die es wagen dürften, ihre geheimen Bitten und Gebete zu Gott öffentlich hören zu lassen.

Es ist ein kindlicher Ehrgeiz, dadurch besonders fein wirken zu wollen, dass man es anders macht als die anderen.

Es ist in der Tat keine Kleinigkeit, wenn man sich vor die Aufgabe gestellt sieht, andere zu beherrschen, da es schon so außerordentlich schwierig ist, sich selbst zu beherrschen.

Es ist ja unangenehm, wenn die begehrte Frau es uns allzu schwer macht, aber wenn sie es uns zu leicht macht, so ist das in Wirklichkeit noch unangenehmer.

Es ist manchmal nicht so peinlich, seines Weinbergs verlustig zu gehen, als darum zu prozessieren.

Es ist ungewiß, wo uns der Tod erwartet. Erwarten wir ihn überall!

Es ist unmöglich, einem Blindgeborenen begreiflich zu machen, dass er nicht sieht.

Es macht keinen Spaß und verdirbt den Charakter, wenn wir mit Menschen zu tun haben, die uns immer bewundern und den Vortritt lassen.

Es mag sein, daß wir durch das Wissen anderer gelehrter werden. Weiser werden wir nur durch uns selbst.

Es scheint wirklich, als ob die Natur, um uns über unseren elenden und erbärmlichen Zustand zu trösten, uns den Eigendünkel zum Erbteil gegeben habe.

Fürstenkinder lernen nichts gründlich, außer vielleicht das Reiten: Das Pferd ist weder ein Schmeichler noch eine Hofschanze und wirft den Sohn Königs ebensogut ab wie den Sohn des Karrenschiebers.

Glück und Unglück sind meiner Meinung nach zwei souveräne Mächte. Es ist Torheit, anzunehmen, daß menschliche Klugheit die Rolle des Glücks spielen könne.

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