Jean Paul

276 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Der Hauptfehler des Menschen bleibt, daß er so viele kleine hat.

Der Krieg ist der Kaiserschnitt der Menschheit: Er entbindet gewaltsam die Geister.

Der Körper ist der Panzer und Kürass der Seele. Nun, so werde dieser vorerst zu Stahl gehärtet, geglüht und gekältet.

Der Lasterhafte ist sein eigener Prometheusgeier.

Der Mann verbeißet die Wunde und erliegt an der Narbe. Das Weib bekämpft den Kummer selten und überlebt ihn doch.

Der Mantel der Liebe bedecket alle Fehler.

Der Mensch ist nie so schön, als wenn er um Verzeihung bittet oder selbst verzeiht.

Der Mensch schneidet nicht seine Handlungen und Neigungen nach seinen Grundsätzen, sondern diese nach jenen zu.

Der Mensch sieht nur das Spinnrad des Schicksals, aber nicht die Spindel. Daher sagt er: "Seht ihr nicht den ewigen leeren Kreislauf der Welt?"

Der Mensch tut lieber mehr als seine Pflicht - als seine Pflicht.

Der Mensch wird wie der Stahl hart - durch öfteres Abkühlen nach Erhitzung.

Der rechte Genius beruhigt sich von innen; nicht das hoch auffahrende Wogen, sondern die glatte Tiefe spiegelt die Welt.

Der rechte Mut ist nicht der an schlechte und gute Völker, an Rekruten und sogar Tiere verschwendete Kriegs-Mut und Wunden-Trotz, sondern der Mut im Frieden, im Hause, vor dem Throne, vor dem langen Unglück.

Der rechte Unglaube bezieht sich auf keine einzelnen Sätze und Gegensätze, sondern auf die Erblindung gegen das Ganze.

Der Scherz kennt kein anderes Ziel als sein eigenes Dasein. Die poetische Blüte seiner Nesseln sticht nicht.

Der schönste, reichste, beste und wahrste Roman, den ich je gelesen habe, ist die Geschichte.

Der Sieger wird genannt, aber selten die Sieger, mehr der befehlende Mut als der gehorchende.

Der so genannte Aberglaube verdient als Frucht und Nahrung des romantischen Geistes eine eigne Heraushebung.

Der Soldat wird kriegerisch, der Dichter dichterisch, der Gottesgelehrte fromm erziehen, und nur die Mutter wird menschlich erziehen.

Der Tyrann fällt den Geist früher als den Körper an. Ich meine, er versucht, seine Sklaven vorher dumm zu machen, ehe er sie elend macht, weil er weiß, daß Leute, die einen Kopf haben, ihre Hände damit regieren und sie gegen den Tyrannen aufheben.

Der Ungläubige an die Menschheit wird ebenso oft betrogen als der Gläubige an die Menschen.

Der Witz ist der verkleidete Pastor, der jedes Paar traut.

Der Zank in der Ehe ist die Schneedecke, unter der sich die Liebe warmhält.

Die alten Menschen: Wohl sind sie lange Schatten, und ihre Abendsonne liegt kalt auf der Erde, aber sie zeigen alle nach Morgen.

Die Armut und die Hoffnung sind Mutter und Tochter. Indem man sich mit der Tochter unterhält, vergißt man die andere.

Die Bahre ist die Wiege des Himmels.

Die Bücher machen nicht gut oder schlecht, nur besser oder schlechter.

Die Damen sind allein schuld; sie wollen zu lange, oft ganze Wochen, ganze Monde geliebt werden. Dergleichen geht über unsere Kräfte.

Die deutsche Sprache ist die Orgel unter den Sprachen.

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.

Die Frauen zeigen mehr Geschmack, wenn sie eine andere, als wenn sie sich selbst anzukleiden haben, aber eben, weil es ihnen mit ihrem Körper geht wie mit ihrem Herzen: Im fremden lesen sie besser als im eigenen.

Die Heiterkeit ist ein wiederkehrendes lichtes Gestirn, ein Zustand, der sich, ungleich dem Genusse, durch die Dauer nicht abnützt, sondern wiedergebiert.

Die höchste Krone des Helden ist die Besonnenheit mitten in Stürmen der Gegenwart.

Die Kraftlosigkeit liebt Gesetzlosigkeit; denn nicht die Schwäche, nur die Kraft will immer dasselbe, und dasselbe heißt eben Gesetz.

Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.

Die Leiden sind wie Gewitterwolken: In der Ferne sehen sie schwarz aus, über uns grau.

Die Leidenschaft macht die besten Beobachtungen und die elendesten Schlüsse.

Die Leidenschaft macht die besten Beobachtungen und die elendsten Schlüsse. Sie ist ein Fernrohr, dessen Feld desto heller, je enger es ist.

Die Liebe der Menschen ist leichter zu erlangen als wiederzuerlangen.

Die Macht kann nicht milde genug aussehen.

Die meisten Freuden des Menschen / sind bloße Zurüstungen zur Freude.

Die Menschen und die Gurken taugen nichts, sobald sie reif sind.

Die Menschen verraten ihre Absichten nie leichter und stärker, als wenn sie sie verfehlen.

Die Mütter geben unserem Geiste Wärme und die Väter Licht.

Die Natur hat das Weib unmittelbar zur Mutter bestimmt, zur Gattin bloß mittelbar.

Die Natur hat das Weib unmittelbar zur Mutter bestimmt; zur Gattin bloß mittelbar; so ist der Mann umgekehrt mehr zum Gatten als zum Vater gemacht.

Die Predigten sind Kehrbesen, die den Unrat von acht Tagen aus den Herzen der Zuhörer herausfegen.

Die Probe eines Genusses ist seine Erinnerung.

Die Reformation der Kirche war eine der Sakristei, des Chors.

Die Satire bessert selten. Darum sei sie nicht bloß lächelnd, sondern bitter, um die Toren, die sie nicht bessern kann, wenigstens zu bestrafen.

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