Johann Wolfgang von Goethe

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Der Lebende soll hoffen.

Der Leichtsinn auch erringt sich Diademe, / bis aufgebracht ein Gegner ihn entleibt.

Der letzte Trunk sei nun, mit ganzer Seele, / Als festlich hoher Gruß, dem Morgen zugebracht!

Der Liebe Freuden lass dir schenken, / wenn du sie wahr empfinden willst.

Der Liebeswahn des Alters verschwindet in Gegenewart leidenschaftlicher Jugend. Die Fichte, die im Winter frisch und kräftig erscheint, sieht im Frühling verbräunt und mißfärbig aus neben hellaufgrünender Birke.

Der liebt nicht, der die Fehler des Geliebten nicht für Tugenden hält.

Der Lorbeerkranz ist, wo er dir erscheint, / ein Zeichen mehr des Leidens als des Glücks.

Der Mann verlangt den Mann. Er würde sich einen zweiten erschaffen, wenn es keinen gäbe. Eine Frau könnte eine Ewigkeit leben, ohne daran zu denken, sich ihresgleichen hervorzubringen.

Der Medikus kuriert dir eine Krankheit weg, die andere herbei, und du kannst nie recht wissen, ob er dir genutzt oder geschadet hat.

Der Mensch an sich selbst, insofern er sich seiner gesunden Sinne bedient, ist der größte und genaueste physikalische Apparat, den es geben kann. Und das ist eben das größte Unheil der neuern Physik, daß man die Experimente gleichsam vom Menschen abgesondert hat und bloß in dem, was künstliche Instrumente zeigen, die Natur erkennen, ja was sie leisten kann dadurch beschränken und beweisen will.

Der Mensch erfährt, er sei auch, wer er mag, / ein letztes Glück und einen letzten Tag.

Der Mensch erkennt nur das an und preist nur das, was er selber zu machen fähig ist; und da nun gewisse Leute in dem Mittleren ihre eigentliche Existenz haben, so gebrauchen sie den Pfiff, daß sie das wirklich Tadelnswürdige in der Literatur, was jedoch immer einiges Gute haben mag, durchaus schelten und ganz tief herabsetzen, damit das Mittlere, was sie anpreisen, auf einer desto größeren Höhe erscheine.

Der Mensch gebraucht den Dichter, um das auszusprechen, was er selbst nicht auszudrücken vermag. Von einer Erscheinung, von einer Empfindung wird er ergriffen, er sucht nach Worten, seinen eigenen Vorrat findet er unzulänglich, und so muß ihm der Dichter zu Hülfe kommen.

Der Mensch hat nur allzusehr Ursache, sich vor dem Menschen zu schützen. Der Mißwollenden gibt es gar viele, der Mißtätigen nicht wenige, und um zu leben, wie sich's gehört, ist nicht genug, immer wohlzutun.

Der Mensch hat verschiedene Stufen, die er durchlaufen muß, und jede Stufe führt ihre besonderen Tugenden und Fehler mit sich, die in der Epoche, wo sie kommen, durchaus als naturgemäß zu betrachten und gewissermaßen recht sind.

Der Mensch hat viele Häute abzuwerfen, bis er seiner selbst und der weltlichen Dinge nur einigermaßen sicher wird.

Der Mensch ist als wirklich in die Mitte einer wirklichen Welt gesetzt und mit solchen Organen begabt, daß er das Wirkliche und nebenbei das Mögliche erkennen und hervorbringen kann. Alle gesunden Menschen haben die Überzeugung ihres Daseins und eines Daseienden um sie her. Indessen gibt es auch einen hohlen Fleck im Gehirn, das heißt eine Stelle, wo sich kein Gegenstand abspiegelt, wie denn auch im Auge selbst ein Fleckchen ist, das nicht sieht. Wird der Mensch auf diese Stelle besonders aufmerksam, vertieft er sich darin, so verfällt er in eine Geisteskrankeit, ahnet hier Dinge aus einer andern Welt, die aber eigentlich Undinge sind und weder Gestalt noch Begrenzung haben, sondern als leere Nachträumlichkeit ängstigen und den, der sich nicht losreißt, mehr als gespensterhaft verfolgen.

Der Mensch ist dem Menschen das Interessanteste.

Der Mensch ist ein beschränktes Wesen, unsere Beschränkung zu überdenken, ist der Sonntag gewidmet.

Der Mensch ist ein beschränktes Wesen. Unsere Beschränkung zu überdenken, ist der Sonntag gewidmet. Sind es körperliche Leiden, die wir im Lebenstaumel der Woche Vielleicht gering achteten, so müssen wir am Anfang der neuen alsobald den Arzt aufsuchen. Ist unsere Beschränkung ökonomisch und sonst bürgerlich, so sind unsere Beamten Verpflichtet, ihre Sitzungen zu halten. Ist es geistig, sittlich, was uns verdüstert, so haben wir uns an einen Freund, an einen Wohldenkenden zu wenden, dessen Rat, dessen Einwirkung zu erbitten: Genug, es ist das Gesetz, daß niemand eine Angelegenheit, die ihn beunruhigt oder quält, in die neue Woche hinübernehmen dürfe.

Der Mensch ist ein dunkles Wesen. Er weiß nicht, woher er kommt, noch wohin er geht, er weiß wenig von der Welt und am wenigsten von sich selber.

Der Mensch ist Mensch, und das bißchen Verstand, das einer haben mag, kommt wenig oder nicht in Anschlag, wenn Leidenschaft wütet.

Der Mensch ist mit seinem Wohnorte so nah verwandt, daß die Betrachtung über diesen uns auch über den Bewohner aufklären muß.

Der Mensch ist nicht eher glücklich, als bis sein unbedingtes Streben sich selbst seine Begrenzung bestimmt.

Der Mensch ist nicht geboren, die Probleme der Welt zu lösen, wohl aber zu suchen, wo das Problem angeht, und sich sodann in der Grenze des Begreiflichen zu halten.

Der Mensch ist nicht geboren, frei zu sein, / und für den Edlen ist kein schöner Glück, / als einem Fürsten, den er ehrt, zu dienen.

Der Mensch ist zu einer beschränkten Lage geboren. Einfache, nahe, bestimmte Zwecke vermag er einzusehen, und er gewöhnt sich, die Mittel zu benutzen, die ihm gleich zur Hand sind. Sobald er aber ins Weite kommt, weiß er weder, was er will, noch was er soll.

Der Mensch kommt moraliter ebenso nackt auf die Welt als physice. Daher ist seine Seele in der Jugend so empfindlich gegen die äußere Witterung.

Der Mensch löst sich freilich gar zu geschwind von denen los, denen er noch manchen Rat und Beistand verdanken könnte, doch diese Unart dient zu seinem Glück, wenn er sich dereinst selbst helfen muß.

Der Mensch mache sich nur irgendeine würdige Gewohnheit zu eigen, an der er sich die Lust in heiteren Tagen erhöhen und in trüben Tagen aufrichten kann. Er gewöhne sich zum Beispiel. täglich in der Bibel oder im Homer zu lesen oder Medaillen oder schöne Bilder zu schauen oder gute Musik zu hören.

Der Mensch muß bei dem Glauben verharren, daß das Unbegreifliche begreiflich sei: er würde sonst nicht forschen.

Der Mensch soll an Unsterblichkeit glauben; er hat dazu ein Recht; es ist seiner Natur gemäß.

Der Mensch soll / immer streben zum Besseren; und wie wir sehen, er strebt auch / immer dem Höheren nach, zum wenigsten sucht er das Neue. / Aber geht nicht zu weit! Denn neben diesen Gefühlen / gab die Natur uns die Lust, zu verharren im Alten / und sich dessen zu freuen, was jeder lange gewohnt ist.

Der Mensch wird in seinen verschiedenen Lebensstufen wohl ein anderer, aber ich kann nicht sagen, daß er ein besserer werde, und er kann in gewissen Dingen so gut in seinem zwanzigsten Jahre recht haben als in seinem sechzigsten. Man sieht freilich die Welt anders in der Ebene, anders auf den Höhen des Vorgebirgs und anders auf den Gletschern des Urgebirges. Man sieht auf dem einen Standpunkt ein Stück Welt mehr als auf dem anderen. Aber das ist auch alles, und man kann nicht sagen, daß man auf dem einen mehr recht hätte als auf dem andern.

Der Menschheit ganzer Jammer faßt mich an.

Der mißversteht die Himmlischen, der sie / blutgierig wähnt: Er dichtet ihnen nur / die eignen grausamen Begierden an.

Der musikalische Komponist wird bei dem Enthusiasmus seiner melodischen Arbeiten den Generalbaß, der Dichter das Silbenmaß nicht vergessen.

Der Musiker ist glücklicher als der Maler. Er spendet willkommene Gaben aus, persönlich unmittelbar, anstatt daß der letzte nur gibt, wenn die Gabe sich von ihm absonderte.

Der Mut stellt sich die Wege kürzer vor.

Der Mut verlernt sich nicht, wie er sich nicht lernt.

Der Mutter schenk ich, / die Tochter denk ich.

Der Mäßige wird öfters kalt genannt / von Menschen, die sich warm vor andern glauben, / weil sie die Hitze fliegend überfällt.

Der Neider steht als Folie des Glücks.

Der nur verdient geheimnisvolle Weihe, / Der ihr durch Ahnung vorzugreifen weiß.

Der Pfau schreit häßlich, aber sein Geschrei / erinnert mich ans himmlische Gefieder. / So ist mir auch sein Schreien nicht zuwider. / Mit indischen Gänsen ist's nicht gleicherlei; / sie zu erdulden ist unmöglich: / Die häßlichen sie schreien unerträglich.

Der Pfeil des Schimpfs kehrt auf den Mann zurück, der zu verwunden glaubt.

Der Pfeil des Schimpfs kehrt auf den Mann zurück, / der zu verwunden glaubt.

Der Philister negiert nicht nur andere Zustände, als der seinige ist, er will auch, daß alle übrigen Menschen auf seine Weise existieren sollen. Er geht zu Fuß und ist sein Leben lang zu Fuß gegangen. Nun sieht er jemand in einem Wagen fahren. "Was das für eine Narrheit ist", ruft er aus, "zu fahren, sich dahinschleppen zu lassen von Pferden! Hat der Kerl nicht Beine? Wozu sind den die Beine anders als zum Gehen? Wenn wir fahren sollten, würde uns Gott keine Beine gegeben haben."

Der Philosoph, dem ich zumeist vertraue, / lehrt, wo nicht gegen alle, doch die meisten, / daß unbewußt wir stets das Beste leisten: / Das glaubt man gern und lebt nun frisch ins Blaue.

Der Rettende faßt an und klügelt nicht.

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