Ludwig Börne

169 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Die meisten Menschen sind unzufrieden, weil die wenigsten wissen, daß der Abstand zwischen Eins und Nichts größer ist als der zwischen Eins und Tausend.

Die Melancholie ist die Freudigkeit Gottes.

Die Menschheit ist die Unsterblichkeit der sterblichen Menschen.

Die Nachtigall singt nur im Dunkeln. So lernen wir die himmlische Melodie eines edlen Herzens erst kennen, wenn es trauert.

Die Regierungen tun öfters Böses aus Feigheit als auch Übermut.

Die Regierungen, welche die Freiheit der Rede unterdrücken, weil die Wahrheiten, die sie verbreitet, ihnen lästig sind, machen es wie die Kinder, welche die Augen zuschließen, um nicht gesehen zu werden.

Die Sitten sind für den Geist, was Kleider dem Leibe sind.

Die unwandelbare Freundschaft und der ewige Friede zwischen allen Völkern - sind das denn Träume? Nein, der Haß und der Krieg sind Träume, aus denen man einst erwachen wird.

Die Vorsehung ist auch weltklug, und heult mit den Wölfen, wie der schlaueste Mensch. Sobald aber ihr Wille reig geworden, wirft sie die Maske ab.

Die wahre Liebe würdigt ihren Gegenstand. Aber das ist die wahre Liebe nicht, die nur das Würdige liebt.

Die Weiber haben Launen, weil sie zu gut sind, das Böse nach Grundsätzen, und zu schwach, das Gute mit Dauer zu üben.

Die Weiber sind am gefälligsten, wenn sie Furcht haben; darum fürchten sie sich auch so leicht.

Die Weiber verlangen das Größte und das Kleinste zugleich; sie fordern Lieber, und auch, daß man artig gegen sie sei - eine Million in Scheidemünze.

Die zackigste, härteste Selbstsucht ist nichts als gefrorenes Mitleid und die zärtlichste Teilnahme nur aufgelöste Eigenliebe.

Die öffentliche Meinung ist die unsichtbare Rüstung des Volkes.

Diplomaten sehen mit den Ohren. Die Luft ist ihr Element, nicht das Licht.

Du mußt klein sein, willst Du kleinen Menschen gefallen.

Duldsame Menschen sind die ungeduldigsten und geduldige die unduldsamsten.

Ein deutsches philosophisches System kommt mir vor wie ein Getreidefeld, zu dem man uns hinführt und uns freundlich einlädt, uns satt zu essen.

Ein konstitutioneller Thron ist ein Armsessel, ein absoluter ein Stuhl ohne Lehne.

Ein Mann von Geist wird nicht allein nie etwas Dummes sagen, er wird auch nie etwas Dummes hören.

Eine brave Mutter gibt ihrem Stiefkinde ein gleich großes Stück Kuchen wie ihrem eigenen Kinde. Aber sie gibt es auf eine andere Art.

Eine Frau von innerer Güte ist immer liebenswürdig befunden worden, und eine, die noch nach drei Tagen häßlich gefunden wird, ist gewiß nicht liebenswürdig.

Eine Geliebte ist Milch, eine Braut Butter, eine Frau Käse.

Eine schwache Regierung zu stärken, muß man ihre Macht vermindern. Die Staatspfuscher begreifen das nicht.

Eine Verschwörung hat nie zur Freiheit geführt. Wo Wünsche und Kräfte der Mehrzahl eines Volkes für die Freiheit reif sind, da bedarf es keiner Verschwörung; wo dieses nicht ist, nützt sie nicht.

Einen Wahn verlieren macht weiser als eine Wahrheit finden.

Eitelkeit ist die sicherste Wächterin der öffentlichen Ruhe.

Eitelkeit ist Ökonomie; man sollte sie nicht tadeln, sie ist eine Tugend.

Es gibt immer noch wohltätige Menschen, und wer einmal so glücklich ist, unglücklich zu werden, dem wird geholfen. Früher freilich nicht!

Es gibt keinen Menschen, der nicht die Freiheit liebte; aber der Gerechte fordert sie für alle, der Ungerechte nur für sich allein.

Es gibt Menschen, die geizen mit ihrem Verstande wie andere mit ihrem Gelde.

Es ist leicht den Haß, schwer die Liebe, am schwersten Gleichgültigkeit zu verbergen.

Es ist mit der Herrschbegierde wie mit der Eßlust. Bei schwachen Gemütern ist jene oft am stärksten, wie diese oft am größten ist bei Menschen von schwacher Verdauung.

Es ist nichts zu fürchten als die Furcht.

Es ist schwer zu entscheiden, welches ein verdrießlicheres Geschäft sei: Die Lichter putzen oder Weiber durch Gründe belehren. Alle zwei Minuten muß die Arbeit wiederholt werden.

Es ist so schwer, Bescheidenheit zu erkünsteln.

Es kann auch das Volk sein eigener Tyrann sein - und ist es oft gewesen.

Es sterben viel weniger Menschen an der Schwindsucht - als an der Systemsucht der Ärzte.

Es sterben viel weniger Menschen an der Schwindsucht als an der Systemsucht der Ärzte. Das ist gewiß die traurigste aller Todesarten, wenn man an einer Krankheit stirbt, die ein anderer hat.

Für die, welche an keine Unsterblichkeit glauben, gibt es auch keine.

Geistreiche Menschen geraten öfter in Verlegenheit als dumme; denn man muß Geist besitzen, um die Geistesgegenwart verlieren zu können.

Geschichte ist die Biographie der Menschheit.

Gesellschaften, die sogenannten moralischen Personen, sind gewöhnlich sehr unmoralisch.

Gibt es eine Eigenschaft der menschlichen Natur, die man nicht erwerben kann, die angeboren sein muß, so ist es die Dummheit.

Glücklich zu sein ist auch eine Tugend.

Gott hat seine Höflinge, die ihm schmeicheln, als wenn er ein Fürst wäre.

Herrschsucht ist die Freiheitsliebe einzelner; Freiheitsliebe ist Herrschsucht aller.

Hätte die Natur so viele Gesetze, wie der Staat, Gott selbst könnte sie nicht regieren.

Hätte die Weltgeschichte ein Sachregister, wie sie ein Namensregister hat, könnte man sie besser benutzen.

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