Gebeugt erst zeigt der Bogen seine Kraft!
Geläng' es mir, des Weltalls Grund, / somit auch meinen, auszusagen, / so könnt' ich auch zur selben Stund / mich selbst auf meinen Armen tragen.
Genialität ist Eigentümlichkeit der Auffassung, Talent Fähigkeit des Wiedergebens.
Gescheit gedacht und dumm gehandelt, / so bin ich meine Tage durchs Leben gewandelt.
Geschwister sind ja Schweigen und Verdienst.
Gesteh dir's selbst, hast du gefehlt, / füg nicht, wenn Einsicht kam, / zum falschen Weg, den du gewählt, / auch noch die falsche Scham.
Glaubst du, es gäb' ein Sandkorn in der Welt, / das nicht gebunden an die ewige Kette von Wirksamkeit, von Einfluß und Erfolg?
Glaubt ihr, man könne kosten vom Gemeinen? / Man muß es hassen oder ihm sich einen.
Glaubt, Graben ist ein adelig Geschäft! / Was Ihr auch Großes wirkt und Großes fördert, / der Euch einst eingräbt, er besiegt doch alles.
Gold schenkt die Eitelkeit, der rauhe Stolz; / die Freundschaft und die Liebe schenken Blumen.
Grundsätze, Freund, Prinzipien / sind's, die den Staatsmann führen, / sie geben Haltung, hält man sie, / und lassen sich ignorieren.
Hat auch das Land, was ihm zur Not genug; / an unsern Grenzen wohnen andre Völker, / die streben vor und mehren ihre Macht. / Das Viel und Wenig liegt in der Vergleichung, / und in der Truhe mindert sich der Schatz. / Wer Hundert hat und sich damit begnügt, / er hat's nicht mehr, zählt jeder Nachbar Tausend.
Hat sein Arm es nicht vollzogen, / tat's vielleicht sein Wort, sein Rat. / O, es gibt der Arten viele, / zu begehen eine Tat.
Herrscher heißt, wer herrscht nach eignem Willen.
Hört erst auf mich, / die ich Euch liebe, nicht wie Gott uns liebt, / im ganzen, großen, wo des einen Nachteil / des andern Vorteil wird, nein, einzeln Euch, / nicht willens, für die Wohlfahrt einer Welt / nur ein Atom von Eurem Sein zu geben.
Ich bin nicht, wie die Menschen oft wohl sind: / Ei, das ist schön, das soll nur mir gehören, / und das ist gut, das eign' ich rasch mir zu. / Ich kann am Guten mich und Schönen freun, / wie man genießt der Sonne goldnes Licht, / das niemands ist und allen doch gehört.
Ich glaub' an Gott und nicht an jene Sterne, / doch jene Sterne auch, sie sind von Gott, / die ersten Werke seiner Hand, in denen / er seiner Schöpfung Abriß niederlegte, / da sie und er nur in der wüsten Welt. / Und hätt' es später nicht dem Herrn gefallen, / den Menschen hinzusetzen, das Geschöpf, / es wären keine Zeugen seines Waltens, / als jene hellen Boten in der Nacht. / Der Mensch fiel ab von ihm, sie aber nicht. / Wie eine Lämmerherde ihrem Hirten, / so folgen sie gelehrig seinem Ruf / so heut als morgen, wie am ersten Tag. / Drum ist in Sternen Wahrheit.
Ich halte es mit der Gelehrsamkeit wie die Fürsten mit der Verräterei: Ich ehre die Gelehrsamkeit und verachte die Gelehrten, die eben nichts als Gelehrte sind.
Ich mag am Menschen gern ein Zeichen seines Tuns. / Wie du vor mir standst vorher, blank und bar, / du konntest auch so gut ein Tagdieb sein, / hinausgehn in den Wald, aufs Feld, auf Böses. / Die Schürze da sagt mir, du seist mein Koch, / und sagt dir's auch.
Ich sage dir, wir sind nur Schatten, / ich, du und jene andern aus der Menge; / denn bist du gut: Du hast es so gelernt. / Und bin ich ehrenhaft: Ich sah's nicht anders. / Sind jene andern Mörder, wie sie's sind: / Schon ihre Väter waren's, wenn es galt.
Ich selber lieb' es nicht, dies Volk, doch weiß ich, / was sie verunziert, es ist unser Werk: / Wir lähmen sie und grollen, wenn sie hinken. / Zudem ist etwas Großes, Garceran, / in diesem Stamm von unstet flücht'gen Hirten: / Wir andern sind von heut, sie aber reichen / bis an der Schöpfung Wiege, wo die Gottheit / noch menschengleich in Paradiesen ging.
Ich weiß wohl, was ihr mögt, ihr alten Böhmen: / Gekauert sitzen in verjährtem Wust, wo kaum das Licht durch blinde Scheiben dringt, / verzehren, was der vor'ge Tag gebracht, / und ernten, was der nächste soll verzehren, / am Sonntag Schmaus, an Kirchmeß plumpen Tanz, / für alles andre taub und blind! / So möchtet ihr. Ich aber mag nicht so! / Wie den Ertrinkenden man faßt am Haar, / will ich euch fassen, wo's am meisten schmerzt: / Den Deutschen will ich setzen euch in Pelz, / der soll euch kneipen, bis euch Schmerz und Ärger / aus eurer Dumpfheit wecken und ihr ausschlagt / wie ein gesporntes Pferd.
Ich will auch nimmer / ein Lieb mir wünschen, weder jetzt noch sonst. / Besitzen ist wohl schön, allein verlieren!
Ich zweifle nicht, daß in den menschlichen Dingen, also auch in der Geschichte, ebensogut eine Notwendigkeit ist wie in den Naturdingen. Aber jeder Mensch hat zugleich seine Separatnotwendigkeit, so daß Millionen Richtungen parallel, in krummen und geraden Linien nebeneinander laufen, sich durchkreuzen, fördern, hemmen, vor- und rückwärtsstreben und dadurch für einander den Charakter des Zufalls annehmen und es so, abgerechnet die Einwirkung der Naturereignisse, unmöglich machen, eine durchgreifende, alle umfassende Notwendigkeit des Geschehenden nachzuweisen. Es geht damit wie mit der Witterung, die gewiß so bestimmte Gesetze hat wie der Umlauf der Welten.
Immer fließen meine Tränen, / was auch die Erfahrung spricht; / für den Mut gibt's ein Gewöhnen, / aber für die Sorge nicht.
In der Kirche singen immer die am lautesten, die falsch singen.
Ist doch der Glaube nur das Gefühl der Eintracht mit dir selbst, / das Zeugnis, daß du Mensch auf beiden Seiten: / Als einzeln schwach und stark als Teil des All.
Ist nicht das Jünglingsalter kühn / und bleibt nicht gern auf halbem Wege stehn, / vor allem wo Verbotnes lockt?
Ist Zutraun blind, sieht Argwohn leicht zuviel.
Ist's gleich nicht gut und recht, / beim Anfang einer Bahn das Ziel so nah, / so ärmlich nahe sich das Ziel zu setzen.
Je tiefer wir auf der Stufenleiter der Bildung hinabsteigen, um so beharrlicher finden wir noch heutzutage den Deutschen, je höher wir aber dieselbe Leiter hinaufsteigen, um so veränderlicher.
Jeder Gedanke, auf den Kopf gestellt, gibt einen neuen, und ein Narr im Narrenhaus hat mehr originelle Einfälle als alle Dichter seit Erschaffung der Welt zusammengenommen.
Jemanden große Verbindlichkeiten schuldig sein hat nichts Unangenehmes; denn die Dankbarkeit ist eine süße Pflicht. Nur kleine Verpflichtungen sind quälend.
Kann der Blick nicht überzeugen, / überred't die Lippe nicht.
Kattwald: So kannst du also kochen? / Leon: Ja, kochen, Herr! Doch nur für fränk'sche Gaumen, / die einer Brühe Reiz zu schmecken wissen, / die Zutat merken und die feine Würze. / Die - seht Ihr? - so das Haupt zurückgebogen, / das Aug' gen Himmel, halb den Mund geschlossen, / die Luft gezogen schlürfend durch die Zähne, / Euch fort und fort den Nachgeschmack genießen, / entzückt, verklärt.
Keine Oper soll vom Gesichtspunkt der Poesie betrachtet werden - von diesem aus ist jede dramatisch-musikalische Komposition Unsinn -, sondern vom Gesichtspunkt der Musik: Als ein musikalisches Bild mit darunter geschriebenem, erklärendem Text.
Klugheit ist ja doch / ein Notbehelf für Weisheit, wo sie fehlt.
Krankheit, du bist Gottes Gabe, / er soll drum gepriesen sein.
Kummer, nimm erst Gestalt! Nur das Formlose ängstet und martert; / hat sich der Feind mal gestellt, halb ist gewonnen der Sieg.
Laß dir den Menschen Mensch sein, und den Diener / acht als ein Spargut für die Zeit der Not.
Laßt mich mit eurem Publikum / und euren gebildeten Leuten! / Sonst überall sind nur die Dummen dumm, / in Deutschland auch die Gescheiten.
Laßt mir doch das Wunderbare, / es haben's vor mir schon manche geehrt! / "Doch ist das Menschliche allein das Wahre." / Wahr, aber nicht der Mühe wert.
Laßt uns die Götter bitten um ein einfach Herz. / Gar leicht erträgt sich dann ein einfach Los.
Leben ist ja doch des Lebens höchstes Ziel.
Lernt einsehen, daß man bei Entschlüssen mit der Tat anfangen muß.
Lieben! Hassen! / Gibt es kein Drittes mehr? Du warst mir wert / und bist es noch und wirst mir's immer sein, / gleich einem lieben Reis genossen, den auf kurzer Überfahrt des Zufalls Laune in unsern Nachen führte, bis das Ziel erreicht / und scheidend jeder wandelt seinen Pfad.
Lust'ge Leute kennen ihren Vorteil.
Man ist denn doch nur ein vagierender Räuber und Spitzbube, wenn man das dreißigste Jahr überschritten hat, ohne verheiratet zu sein.
Man ist nicht klug, wenn man nur klügelt.
Man ist nie eifersüchtiger, als wenn man in der Liebe anfängt zu erkalten. Man traut dann der Geliebten nicht mehr, weil man dunkel fühlt, wie wenig einem selbst mehr zu trauen ist.