Die erhabene Sprache der Natur, die Töne der bedürftigen Menschheit lernt nur der Wanderer kennen.
Die Erinnerung an Abwesende wird durch die Zeit nicht ausgelöscht, aber doch verdeckt. Die Zerstreuungen unseres Lebens, die Bekanntschaft mit neuen Gegenständen, kurz jede Veränderung unseres Zustandes tun unserem Herzen das, was Staub und Rauch mit einem Gemälde tun.
Die Erscheinung ist vom Beobachter nicht losgelöst, vielmehr in die Individualität desselben verschlungen und verwickelt.
Die ersten Schritte, die uns in den Irrgarten der Liebe bringen, sind so angenehm, die ersten Aussichten so reizend, daß man sie gar zu gern in sein Gedächtnis zurückruft.
Die Farben sind Taten des Lichts, Taten und Leiden.
Die feierlichen und allegorischen Aufzüge von Tugenden und Lastern, Künsten und Wissenschaften, Weltteilen und Jahreszeiten versinnlichten dem Volke eine Menge Begriffe und gaben ihm Ideen entfernter Gegenstände.
Die Frage, ob man bei Betrachtungen von Kunstleistungen vergleichen solle oder nicht, möchten wir folgendermaßen beantworten: Der ausgebildete Kenner soll vergleichen; denn ihm schwebt die Idee vor, er hat den Begriff gefaßt, was geleistet werden könne und solle. Der Liebhaber, auf dem Wege der Bildung begriffen, fördert sich am besten, wenn er nicht vergleicht, sondern jedes Verdienst einzeln betrachtet. Dadurch bildet sich Gefühl und Sinn für das Allgemeinere nach und nach aus.
Die Fragen der Wissenschaft sind sehr häufig Fragen der Existenz. Eine einzige Entdeckung kann einen Mann berühmt machen und sein bürgerliches Glück begründen. Deshalb herrscht auch in den Wissenschaften diese große Strenge und dieses Festhalten und diese Eifersucht auf das Aperçu eines anderen.
Die Franzosen haben Verstand und Geist, aber kein Fundament und keine Pietät. Was ihnen im Augenblick dient, was ihrer Partei zugutekommen kann, ist ihnen das Rechte. Sie loben uns daher auch nie aus Anerkennung unserer Verdienste, sondern nur, wenn sie durch unsere Ansichten ihre Partei verstärken können.
Die französischen Dichter haben Kenntnisse. Dagegen denken die deutschen Narren, sie verlören ihr Talent, wenn sie sich um Kenntnisse bemühen.
Die Fratze des Parteigeistes ist mir mehr zuwider als irgendeine andere Karikatur.
Die Frau ist grimmig, wenn sie greift, / ist ohne Schonung, wenn sie rauft.
Die Frauen sind silberne Schalen, in die wir goldene Äpfel legen. Meine Idee von den Frauen ist nicht von den Erscheinungen der Wirklichkeit abstrahiert, sondern sie ist mir angeboren oder in mir entstanden, Gott weiß wie. Meine Frauencharaktere sind daher auch alle gut weggekommen. Sie sind alle besser, als sie in der Wirklichkeit anzutreffen sind.
Die Fremde hat ein fremdes Leben, und wir können es uns nicht zu eigen machen, wenn es uns gleich als Gästen gefällt.
Die Freud ist lange nicht so groß, / als wenn Ihr erst heraus, herum, / durch allerlei Brimborium, / das Püppchen geknetet und zugericht't, / wie's lehret manche welsche Geschicht.
Die Freudigkeit ist die Mutter aller Tugenden.
Die Freundschaft ist gerecht. Sie kann allein / den ganzen Umfang deines Werts erkennen.
Die ganze Welt ist voll armer Teufel, denen mehr oder weniger angst ist.
Die Gebirge sind stumme Meister und machen schweigsame Schüler.
Die Gegenwart weiß nichts von sich, / der Abschied fühlt sich mit Entsetzen, / entfernen zieht dich hinter dich, / Abwesenheit allein versteht zu schätzen.
Die Geheimnisse der Lebenspfade darf und kann man nicht offenbaren, es gibt Steine des Anstoßes, über die ein jeder Wanderer stolpern muß. Der Poet aber deutet auf die Stelle hin.
Die geistlichen Herren haben immer die schmackhaftesten, die süßesten Besitztümer.
Die Gelegenheit ist eine gleichgültige Göttin. Sie begünstigt das Gute wie das Böse.
Die Gelehrten sind meist gehässig, wenn sie widerlegen; einen Irrenden sehen sie gleich als ihren Todfeind an.
Die Germanen brachten uns die Idee der persönlichen Freiheit, welche diesem Volke vor allem eigen war. Die Reformation kam aus dieser Quelle wie die Burschenverschwörung auf der Wartburg, Gescheites wie Dummes. Auch das Buntscheckige unserer Literatur, die Sucht unserer Poeten nach Originalität und daß jeder glaubt, eine neue Bahn machen zu müssen, sowie die Absonderung und Verisolierung unserer Gelehrten, wo jeder für sich steht und von seinem Punkte aus sein Wesen treibt.
Die Geschichte der Wissenschaften ist eine große Fuge, in der die Stimmen der Völker nach und nach zum Vorschein kommen.
Die Geschichte des guten Jesus hab ich nun so satt, daß ich sie von keinem als allenfalls von ihm selbst hören möchte.
Die Geschichte des Menschen ist sein Charakter.
Die Geschäfte müssen eben abstrakt, nicht menschlich mit Neigung oder Abneigung, Leidenschaft, Gunst behandelt werden. Dann setzt man mehr und schneller durch: Lakonisch, imperativ, prägnant.
Die Gewalt einer Sprache ist nicht, daß sie das Fremde abweist, sondern daß sie es verschlingt.
Die gewöhnlichen Theaterkritiken sind unbarmherzige Sündenregister, die ein böser Geist vorwurfsweise den armen Schächern vorhält ohne hülfreiche Hand zu einem bessern Wege.
Die Glücklichen, die noch zu fürchten haben.
Die Glücklichen / scheinen weise den Menschen.
Die Griechen waren Freunde der Freiheit, ja, aber jeder nur seiner eigenen. Daher steckte in jedem Griechen ein Tyrann, dem es nur an Gelegenheit fehlte, sich zu entwickeln.
Die große Gütigkeit wird gerne zum Verschwenden.
Die große Notwendigkeit erhebt, die kleine erniedrigt den Menschen.
Die größte Achtung, die ein Autor für sein Publikum haben kann, ist, dass er niemals bringt, was man erwartet, sondern was er selbst auf der jedesmaligen Stufe eigener und fremder Bildung für recht und nützlich hält.
Die größten Schwierigkeiten liegen da, wo wir sie nicht suchen.
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat.
Die gute Pädagogik ist also gerade das Umgekehrte von der guten Lebensart. In der Gesellschaft soll man auf nichts verweilen, und bei dem Unterricht wäre das höchste Gebot, gegen alle Zerstreuung zu arbeiten.
Die Güte selbst erregt oft Widerstand.
Die Götter geben dir Gelegenheit / und hohen Sinn, das Rühmliche / von dem Gerühmten rein zu unterscheiden!
Die Hauptsache ist, daß man lerne, sich selbst zu beherrschen. Wollte ich mich ungehindert gehenlassen, so läge es wohl in mir, mich selbst und meine Umgebung zugrunde zu richten.
Die heilige Liebe / strebt zu der höchsten Frucht gleicher Gesinnungen auf, / gleicher Ansicht der Dinge, damit in harmonischem Anschaun / sich verbinde das Paar, finde die höhere Welt.
Die Heiligkeit der Kirchenmusiken, das Heitere und Neckische der Volksmelodien sind die beiden Angeln, um die sich die wahre Musik herumdreht. Auf diesen beiden Punkten beweist sie jederzeit eine unausbleibliche Wirkung: Andacht oder Tanz.
Die hier überall gewöhnliche Sitte, jede Last auf dem Rücken zu schleppen, zerdrückt den Körperwuchs und bringt platte Physiognomien hervor. Bei den alten Griechen und in Italien tragen die Mädchen alles auf dem Kopf.
Die Hindus der Wüste geloben gern, keine Fische zu essen.
Die Hoffnung hilft uns leben.
Die Hoffnung wie die Furcht sind zwei leere Wesen.
Die höchste Empfindung, die der Mensch haben kann, ist die, wenn er sich von einem Hauptfehler, ja von einem Verbrechen, durch eigne Kraft erhebt und losmacht.