Friedrich Schiller

863 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Innig mir verbunden / warst du in Äonen, die verschwunden. / Meine Muse sah es auf der trüben / Tafel der Vergangenheit geschrieben.

Ist aber das, was ich dir sage, gut, / wo anders als von oben konnt' ich's schöpfen?

Ist es denn eine Wollust, der Fuß des trägen, vielbeinigten Tiers Republik zu sein? Dank' es dem, der ihm Flügel gibt und die Füße ihrer Ämter entsetzt. /

Ist es schon hart genug, daß wir den Mann, / den übermütigen, zum Herrn uns geben, / so liegt doch Trost darin, daß wir uns selbst / mit freier Wahl und Gunst an ihn verschenken.

Ist jene Zeit dir noch / erinnerlich, da du der Griechen Führer / in den Trojanerkrieg zu heißen branntest? / Sehr ernstlich wünschtest du, was du in schlauer / Gleichgültigkeit zu bergen dich bemühtest. / Wie demutsvoll, wie kleinlaut warst du da! / Wie wurden alle Hände da gedrücket! / Da hatte, wer es nur verlangte, wer's / auch nicht verlangte, freien Zugang, freies / und offnes Ohr bei Atreus' Sohn! Da standen / geöffnet allen Griechen deine Tore. / So kauftest du mit schmeichlerischem Wesen / den hohen Rang, zu dem man dich erhoben. / Was war dein Dank? Des Wunsches kaum gewährt, / sieht man dich plötzlich dein Betragen ändern. / Der Freunde wird nicht mehr gedacht.

Ist Leben doch des Lebens höchstes Gut!

Jambe nennt man das Tier mit einem kurzen und langen / Fuß, und so nennst du mit Recht Jamben das hinkende Werk.

Je näher dem Gipfel, desto schwerer ist der Fall.

Jede Dichtung ist nichts anderes als eine enthusiastische Freundschaft oder platonische Liebe zu einem Geschöpf unseres Kopfes.

Jedem, auch dem Lasterhaftesten, ist gewissermaßen der Stempel des göttlichen Ebenbildes aufgedrückt, und vielleicht hat der große Bösewicht keinen so weiten Weg zum großen Rechtschaffenen wie der kleine; denn die Moralität hält gleichen Gang mit den Kräften, und je weiter die Fähigkeit, desto weiter und ungeheurer ihre Verirrung.

Jeden anderen Meister erkennt man an dem, was er ausspricht; / was er weise verschweigt, zeigt mir den / Meister des Stils.

Jeder kommende Frühling, der die Sprößlinge der Pflanzen aus dem Schoße der Erde treibt, gibt mir Erläuterung über das bange Rätsel des Todes und widerlegt meine ängstliche Besorgnis eines ewigen Schlafs.

Jeder Mensch erwartet von den Künsten der Einbildungskraft ein gewisse Befreiung von den Schranken des Wirklichen. Er will sich an dem Möglichen ergötzen und seiner Phantasie Raum geben. Der am wenigsten erwartet, will doch sein Geschäft, sein gemeines Leben, sein Individuum vergessen; er will sich in außerordentlichen Lagen fühlen, sich an den seltsamen Kombinationen des Zufalls weiden. Er will, wenn er von ernsthafter Natur ist, die moralische Weltregierung, die er im wirklichen Leben vermißt, auf der Schaubühne finden.

Jedes Lob, auch wenn es noch so verdient ist, ist Schmeichelei, wenn man es an die Großen richtet.

Jedwede Tugend / ist fleckenfrei - bis auf den Augenblick der Probe.

Jetzt fühlt er, daß der angemaßte Purpur / der Majestät so schlotterig und lose / um ihn herumhängt wie des Riesen Rock / um eines Zwerges Schulter.

Jetzt muß / gehandelt werden, schleunig, eh die Glücksgestalt mir wieder wegflieht überm Haupt; / denn stets in Wandlung ist der Himmelsbogen.

Kann ich Armeen aus der Erde stampfen? Wächst mir ein Kornfeld in der flachen Hand?

Kannst du nicht allen gefallen durch deine Tat und dein Kunstwerk, / mach' es wenigen recht; vielen gefallen ist schlimm.

Keine Übereilung, mein Vater! Wenn Sie sich selbst lieben, keine Gewalttätigkeit! Es gibt eine Gegend in meinem Herzen, worin das Wort Vater noch nie gehört worden ist. Dringen Sie nicht bis in diese!

Keiner sei gleich dem andern, doch gleich sei jeder dem Höchsten. / Wie das zu machen? Es sei jeder vollendet in sich.

Kennst du das Bild auf zartem Grunde? / Es gibt sich selber Licht und Glanz. / Ein andres ist's zu jeder Stunde, / und immer ist es frisch und ganz. / Im engsten Raum ist's ausgeführet, / der kleinste Rahmen faßt es ein; / doch alle Größe, die dich rühret, / kennst du durch dieses Bild allein. / Und kannst du den Krystall mir nennen? / Ihm gleicht an Wert kein Edelstein; / er leuchtet, ohne je zu brennen, / das ganze Weltall saugt er ein. / Der Himmel selbst ist abgemalet / in seinem wundervollen Ring; / und doch ist, was er von sich strahlet, / oft schöner, als was er empfing. /

Kleinmut ist die höchste Gefahr.

Kraft erwart' ich vom Mann, des Gesetzes Würde behaupt' er; / aber durch Anmut allein herrschet und herrsche das Weib. / Manche zwar haben geherrscht durch des Geistes Macht und der Taten, / aber dann haben sie dich, höchste der Kronen, entbehrt. / Wahre Königin ist nur des Weibes weibliche Schönheit: / Wo sie sich zeige, sie herrscht, herrschet bloß, weil sie sich zeigt.

Krankheit verstöret das Gehirn und brütet tolle und wunderliche Träume aus.

Krieg führt der Witz auf ewig mit dem Schönen, / er glaubt nicht an den Engel und den Gott. / Dem Herzen will er seine Schätze rauben; / den Wahn bekriegt er und verletzt den Glauben.

Kunst ist die rechte Hand der Natur. / Diese hat nur Geschöpfe, jene hat Menschen gemacht.

Körper und Stimme leiht die Schrift dem stummen Gedanken, / durch der Jahrhunderte Strom trägt ihn das redende Blatt.

Langsam in dem Lauf der Horen / füget sich der Stein zum Stein, / schnell, wie es der Geist geboren, / will das Werk empfunden sein.

Lassen wir die Großen, / der Erde Fürsten um die Erde losen. / Wir können ruhig die Zerstörung schauen; / denn sturmfest steht der Boden, den wir bauen. / Die Flamme brenne unsre Dörfer nieder, / die Saat zerstampfe ihrer Rosse Tritt, / der neue Lenz bringt neue Saaten mit, / und schnell erstehn die leichten Hütten wieder.

Laß die Sprache dir sein, was der Körper der Liebenden: Er nur / ist's, der die Wesen trennt und der die Wesen vereint.

Laß mich ein Kind sein, sei es mit.

Lebe mit deinem Jahrhundert, aber sei nicht sein Geschöpf.

Leben atme die bildende Kunst, Geist fordr' ich vom Dichter; / aber die Seele spricht nur Polyhymnia aus.

Leben heißt träumen; weise sein heißt angenehm träumen.

Lebt wohl ihr Berge, / ihr geliebten Triften, / Ihr traulich stillen Täler / lebet wohl.

Leicht aufzuritzen ist das Reich der Geister. / Sie liegen wartend unter dünner Decke.

Leicht gezimmert nur ist Thephis' Wagen, / und er ist gleich dem acheront'schen Kahn: / Nur Schatten und Idole kann er tragen, / und drängt das rohe Leben sich heran, / so droht das leichte Fahrzeug umzuschlagen, / das nur die flücht'gen Geister fassen kann. / Der Schein soll nie Wirklichkeit erreichen, / und siegt die Natur, so muß die Kunst entweichen.

Leicht verschwindet der Taten Spur / von der sonnenbeleuchteten Erde / wie aus dem Antlitz die leichte Gebärde - / aber nichts ist verloren und verschwunden, / was die geheimnisvoll waltenden Stunden / in den dunkel schaffenden Schoß aufnahmen - / die Zeit ist eine blühende Flur, / ein großes Lebendiges ist die Natur, / und alles ist Furcht, und alles ist Samen.

Leidenschaften mißhandeln die Lebenskraft.

Leutselig macht das Mißgeschick, die Schuld, / und schmeichelnd zum geringeren Manne pflegt / gefallner Stolz herunter sich zu beugen.

Liebe greift auch in die Ferne, / Liebe fesselt ja kein Ort.

Liebe kennt der allein, der ohne Hoffnung liebt.

Liebe macht den Himmel himmlischer / - die Erde zu dem Himmelreich.

Lobt ihn, er schmiert ein Buch, euch zu loben; verfolgt ihn, er schmiert eins, / euch zu schelten. Er schmiert, was ihr auch treibet, ein Buch.

Loslassen / kann der Gewaltige den Krieg; doch nicht / gelehrig, wie der Falk sich aus den Lüften / zurückschwingt auf des Jägers Hand, gehorcht / der wilde Gott dem Ruf der Menschenstimme.

Lykurg schuf nicht nur Gesetze für seine Bürger, sondern er schuf auch Bürger für seine Gesetze.

Macbeth ist reif zum Schneiden, und die Mächte / dort oben setzen schon die Sichel an.

Majestät der Menschennatur! Dich soll ich beim Haufen / suchen? Bei wenigen nur hast du von jeher gewohnt! / Einzelne wenige zählen, die übrigen alle sind blinde / Nieten: ihr leeres Gewühl hüllet die Treffer nur ein.

Man hat Exempel, / daß man den Mord liebt und den Mörder straft.

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