Johann Wolfgang von Goethe

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An der Braut, die der Mann sich erwählt, läßt gleich sich erkennen, / welches Geistes er ist.

An der Farbe läßt sich die Sinnesweise, an dem Schnitt die Lebensweise des Menschen erkennen.

An Zerstreuung läßt es uns die Welt nicht fehlen. Wenn ich lese, will ich mich sammeln.

Anatomie leistet am organisierten Wesen, was Chemie am unorganisierten.

Angedenken an das Gute / Hält uns immer frisch bei Mute.

Angedenken an das Liebe, / Glücklich! wenn's lebendig bliebe.

Angedenken an das Schöne / Ist das Heil der Erdensöhne.

Anmaßlich find ich, / dass zur schlechtsten Frist / Man etwas sein will, / wo man nichts mehr ist.

Anstatt daß ihr bedächtig steht / versucht's zusammen eine Strecke! / Wißt ihr auch nicht, wohin es geht, / so kommt ihr wenigstens vom Flecke.

Antike Tempel konzentrieren den Gott im Menschen; des Mittelalters Kirchen streben nach Gott in Höhe.

Arm am Beutel, krank am Herzen.

Armut gibt Verwegenheit.

Armut ist die größte Plage, / Reichtum ist das höchste Gut.

Armut selbst macht stolz, die unverdiente.

Auch Bücher haben ihr Erlebtes, das ihnen nicht entzogen werden kann.

Auch das hohe Alter hat seine Blüte.

Auch der Aufschub hat seine Freuden.

Auch die gelesene Wahrheit muß man hinterher erst selber erfinden. Die Gehirnhöhlen sind voll Samen, für welche das Gefühl erst die Blumenerde und die Treibscherben bildet.

Auch ein gelehrter Mann / studiert so fort, weil er nicht anders kann.

Auch ein gelehrter Mann / Studiert so fort, weil er nicht anders kann. / So baut man sich ein mäßig Kartenhaus, / Der größte Geist baut's doch nicht völlig aus.

Auch eine schädliche Wahrheit ist nützlich, weil sie nur Augenblicke schädlich sein kann und alsdann zu andern Wahrheiten führt, die immer nützlich und sehr nützlich werden müssen. Umgekehrt ist ein nützlicher Irrtum schädlich, weil er es nur augenblicklich sein kann und in andre Irrtümer verleitet, die immer schädlicher werden.

Auch ich verharre meiner Pflicht; / Der Schatten weicht der Sonne nicht.

Auch in Wissenschaften kann man eigentlich nichts wissen. Es will immer getan sein.

Auch mich hat ein liebes Abenteuer erwartet. Abenteuer? Warum brauche ich das alberne Wort? Es ist nichts Abenteuerliches in einem sanften Zuge, der Menschen zu Menschen hinzieht. Unser bürgerliches Leben, unsere falschen Verhältnisse, das sind die Abenteuer, das sind die Ungeheuer!

Auch muß ich selbst sagen, halt ich es für wahr, daß die Humanität endlich siegen wird, nur fürcht ich, daß zu gleicher Zeit die Welt ein großes Hospital und einer des andern humaner Krankenwärter werden wird.

Auch war ich vollkommen überzeugt, daß irgendeine große Revolution nie Schuld des Volkes ist, sondern der Regierung. Revolutionen sind ganz unmöglich, sobald die Regierungen fortwährend gerecht und fortwährend wach sind, so daß sie ihnen durch zeitgemäße Verbesserungen entgegenkommen.

Auf alle Fälle, versetzte Ottilie, wäre es nicht übel, wenn man künftig in das Büchlein von guten Sitten, nach den Kapiteln, wie man sich in Gesellschaft beim Essen und Trinken benehmen soll, ein recht umständliches einschöbe, wie man sich in Kunstsammlungen und Museen zu betragen habe.

Auf Bergen, in der reinsten Höhe, / Tief Rötlichblau ist Himmelsnähe. / Du staunest über die Königspracht, / Und gleich ist sammetschwarz die Nacht.

Auf das Mäuerchen setzten / beide sich nieder des Quells. Sie beugte sich über, zu schöpfen; / und er faßte den anderen Krug und beugte sich über. / Und sie sahen gespiegelt ihr Bild in der Bläue des Himmels / schwanken und nickten sich zu und / grüßten sich freundlich im Spiegel.

Auf dem Glück der Fabel beruht freilich alles, man ist wegen des Hauptaufwandes sicher, die meisten Leser und Zuschauer nehmen denn doch nichts weiter mit davon, und dem Dichter bleibt doch das ganze Verdienst einer lebendigen Ausführung.

Auf der recht- und linken Seite, / auf dem Berg und in der Mitten / sitzen, stehen sie zum Streite, / all einander ungelitten. / Wenn du dich ans Ganze wendest / und votierest, wie du sinnest, / merke, welchen du entfremdest, / fühle, wen du dir gewinnest.

Auf des Glückes großer Waage / steht die Zunge selten ein: / Du mußt steigen oder sinken, / du mußt herrschen und gewinnen / oder dienen und verlieren, / leiden oder triumphieren, / Amboß oder Hammer sein.

Auf ebnem Boden straucheln ist ein Scherz, / ein Fehltritt stürzt' vom Gipfel dich herab.

Aufmerksamkeit ist das Leben.

Aufrichtig währt am längsten und wirkt am sichersten.

Aufrichtig zu sein, kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht.

Aus dem Palast ins enge Haus, / So dumm läuft es am Ende doch hinaus.

Aus den Ärzten ist nichts zu bringen. Man weiß niemals, ob sie etwas geheimhalten oder ob sie selbst nicht wissen, woran sie sind.

Aus einer großen Gesellschaft heraus / ging einst ein stiller Gelehrter zu Haus. / Man fragte: Wie seid Ihr zufrieden gewesen? / "Wären's Bücher", sagt' er, "ich würd sie nicht lesen."

Autorität: Ohne sie kann der Mensch nicht existieren, und doch bringt sie ebenso viel Irrtum als Wahrheit mit sich. Sie verewigt im Einzelnen, was einzeln vorübergehen sollte, lehnt ab und lässt vorübergehen, was festgehalten werden sollte, und ist hauptsächlich Ursache, dass die Menschheit nicht vom Flecke kommt.

Außerordentliche Menschen, wie Napoleon, treten aus der Moralität heraus. Sie wirken zuletzt wie physische Ursachen, wie Feuer und Wasser.

Bedenkt: Der Teufel, der ist alt; / So werdet alt, ihn zu verstehn.

Bedeutend fand ich stets / die sanften Träume, die der Morgen uns / ums Haupt bewegt.

Begegnet uns jemand, der uns Dank schuldig ist, gleich fällt es uns ein. Wie oft können wir jemand begegnen, dem wir Dank schuldig sind, ohne daran zu denken.

Begreiflich ist jedes Besondere, das sich auf irgendeine Weise anwenden lässt. Auf diese Weise kann das Unbegreifliche nützlich werden.

Begriff ist Summe, Idee Resultat der Erfahrung; jene zu ziehen, wird Verstand, dieses zu erfassen, Vernunft erfordert.

Behandelt die Frau mit Nachsicht! / Aus krummer Rippe ward sie erschaffen, / Gott konnte sie nicht ganz gerade machen. / Willst du sie biegen, sie bricht.

Beharre, wo du stehst! - Maxime, notwendiger als je, indem einerseits die Menschen in große Parteien gerissen werden, sodann aber auch jeder Einzelne nach individueller Einsicht und Vermögen sich geltend machen will.

Bei den Anstalten zu einem Feste vergisst man oft den einzuladen, dem zu Ehren es angestellt wird.

Bei den Griechen, deren Poesie und Rhetorik einfach und positiv war, erscheint die Billigung öfter als die Mißbilligung. Bei den Lateinern hingegen ist es umgekehrt, und je mehr sich Poesie und Redekunst verdirbt, desto mehr wird der Tadel wachsen und das Lob sich zusammenziehen.

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