Johann Wolfgang von Goethe

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Der edle Mensch kann sich in Momenten vernachlässigen, der vornehme nie.

Der eigentliche Obskurantismus ist nicht, daß man die Ausbreitung des Wahren, Klaren, Nützlichen hindert, sondern daß man das Falsche in den Kurs bringt.

Der einzige Mensch, bei dem die Brille mich nicht geniert, ist Zelter. Bei allen anderen ist sie mir fatal. Es kommt mir immer vor, als sollte ich den Fremden zum Gegenstand genauer Untersuchung dienen und als wollten sie durch ihre gewaffneten Blicke in mein geheimstes Innere dringen und jedes Fältchen meines alten Gesichtes erspähen.

Der Engländer ist Meister, das Entdeckte gleich zu nutzen, bis es wieder zu neuer Entdeckung und frischer Tat führt. Man frage nun, warum sie uns überall voraus sind!

Der entschließt sich doch gleich, / den heiß ich brav und kühn! / Er springt in den Teich, / dem Regen zu entfliehn.

Der erste Grad einer wahren Aufklärung ist, wenn der Mensch über seinen Zustand nachzudenken und ihn dabei wünschenswert zu finden gewöhnt wird.

Der Fehler schwacher Geister ist, dass sie im Reflektieren sogleich vom Einzelnen ins Allgemeine gehen, anstatt dass man nur in der Gesamtheit das Allgemeine suchen kann.

Der Feige droht nur, wo er sicher ist.

Der Frauen Gunst wird nicht so leicht verscherzt.

Der Frauen Zustand ist beklagenswert. / Zu Haus und in dem Kriege herrscht der Mann, / und in der Fremde weiß er sich zu helfen. / Ihn freuet der Besitz; ihn krönt der Sieg! / Ein ehrenvoller Tod ist ihm bereitet. / Wie eng-gebunden ist des Weibes Glück! / Schon einem rauhen Gatten zu gehorchen, / ist Pflicht und Trost.

Der für dichterische und bildnerische Schöpfungen empfängliche Geist fühlt sich dem Altertum gegenüber in den anmutigst-ideellen Naturzustand versetzt, und noch auf den heutigen Tag haben die Homerischen Gesänge die Kraft, uns wenigstens für Augenblicke von der furchtbaren Last zu befreien, welche die Überlieferung von mehreren tausend Jahren auf uns gewälzt hat.

Der Gatte zieht sein Weib unwiderstehlich / in seines Kreises abgeschloßne Bahn. / Dorthin ist sie gebannt, sie kann sich nicht / aus eigner Kraft besondre Wege wählen: / Aus niedrem Zustand führt er sie hervor, / aus höhern Sphären lockt er sie hernieder.

Der gebildete Pariser sieht die klassischen Stücke seiner großen Dichter so oft, daß er sie auswendig weiß und für die Betonung einer jeden Silbe ein geübtes Ohr hat. Hier in Weimar hat man mir wohl die Ehre erzeigt, meine Iphigenie und meinen Tasso zu geben; allein wie oft? Kaum alle drei bis vier Jahre einmal. Das Publikum findet sie langweilig. Sehr begreiflich. Die Schauspieler sind nicht geübt, die Stücke zu spielen, und das Publikum ist nicht geübt, sie zu hören. Würden die Schauspieler durch öftere Wiederholung sich in ihre Rollen so hineinspielen, daß die Darstellung ein Leben gewönne, als wäre es nicht eingelernt, sondern als entquölle alles aus ihrem eigenen Herzen, so würde das Publikum sicher auch nicht ohne Interesse und Empfindung bleiben.

Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen! / Ihr durchstudiert die groß - und kleine Welt, / um es am Ende gehn zu lassen, / wie's Gott gefällt.

Der geringste Mensch kann komplett sein, wenn er sich innerhalb der Grenzen seiner Fähigkeiten und Fertigkeiten bewegt.

Der Glaube ist ein häuslich heimlich Kapital, wie es öffentliche Spar- und Hülfskassen gibt, woraus man in Tagen der Not einzelnen ihr Bedürfnis reicht. Hier nimmt der Gläubige sich seine Zinsen im stillen selbst.

Der Glückliche glaubt nicht, / daß noch Wunder geschehn; denn nur im Elend erkennt man / Gottes Hand und Finger, der gute Menschen zum Guten / leitet.

Der Glückliche nur fühlt sich Wert und Kraft.

Der Glücklichste denke zum Streite / immer gerüstet zu sein, und jeder gleiche dem Krieger, / der von Helios' Blick zu scheiden immer bereit ist.

Der größte Mensch bleibt stets ein Menschenkind

Der Hasser lehrt uns immer wehrhaft bleiben.

Der Hausfrau soll es nicht an Kohl noch an Rüben oder sonst einem Gemüse im Topf ermangeln, damit dem unseligen Kartoffelgenuß nur einigermaßen das Gleichgewicht gehalten werde.

Der Haß ist ein aktives Mißvergnügen, der Neid ein passives; deshalb darf man sich nicht wundern, wenn der Neid so schnell in Haß übergeht.

Der Haß ist eine lästge Bürde. / Er senkt das Herz tief in die Brust hinab / und legt sich wie ein Grabstein schwer auf alle Freuden.

Der Haß ist parteiisch, aber die Liebe ist es noch mehr.

Der Haß schadet niemandem, aber die Verachtung ist es, was den Menschen stürzet. Kotzebue wurde lange gehaßt. Aber damit der Dolch des Studenten sich an ihn wagen konnte, mußten ihn gewisse Journale erst verächtlich machen.

Der Helden Söhne werden Taugenichtse.

Der Himmel führt oft Unglückliche zusammen, daß beider Elend gehoben werde.

Der Humor entsteht, wenn die Vernunft nicht im Gleichgewicht mit den Dingen ist, sondern entweder sie zu beherrschen strebt und nicht damit zu Stande kommen kann: Welches der ärgerliche oder üble Humor ist; oder sich ihnen gewissermaßen unterwirft und mit sich spielen läßt, salvo honore: Welches der heitre Humor oder der gute ist.

Der Hypochonder ist bald kuriert, / wenn euch das Leben recht kujoniert.

Der Irrtum kann nur durch das Irren geheilt werden.

Der Irrtum verhält sich gegen das Wahre wie der Schlaf gegen das Wachen. Ich habe bemerkt, daß man aus dem Irren sich wie erquickt wieder zu dem Wahren hinwende.

Der Irrtum wiederholt sich immerfort in der Tat. Deswegen muß man das Wahre unermüdlich in Worten wiederholen.

Der ist am glücklichsten, er sei / ein König oder ein Geringer, dem / in seinem Hause Wohl bereitet ist.

Der ist der glücklichste Mensch, der das Ende seines Lebens mit dem Anfang in Verbindung setzen kann.

Der ist nicht fremd, wer teilzunehmen weiß.

Der ist schuldig der Tat, der zu strafen Gewalt hat / und nicht strafet.

Der Italiener hat überhaupt ein tieferes Gefühl für die hohe Würde der Kunst als andere Nationen. Jeder, der nur irgend etwas treibt, will Künstler, Meister und Professor heißen.

Der jetzige Franzose will auf dem Throne große Eigenschaften, obgleich er selber gerne mitherrscht und selber gerne ein Wort mitredet.

Der Jugend Kenntnis ist mit Lumpen gefüttert.

Der Jugend Nachtgefährt ist Leidenschaft; / ein wildes Feuer leuchtet ihrem Pfad. / Der Greis hingegen wacht mit hellem Sinn, / und sein Gemüt verschließt das Ewige.

Der junge Tag erhob sich mit Entzücken, / und alles war erquickt, mich zu erquicken.

Der Jüngling reifet zum Manne; / besser im stillen reift er zur Tat oft, als im Geräusche / wilden, schwankenden Lebens.

Der Kampf des Alten, Bestehenden, Beharrenden mit Entwicklung, Aus- und Umbildung ist immer derselbe. Aus aller Ordnung entsteht zuletzt Pedanterie; um diese los zu werden, zerstört man jene, und es geht eine Zeit hin, bis man gewahr wird, daß man wieder Ordnung machen müsse.

Der kann sich manchen Wunsch gewähren, / der kalt sich selbst und seinem Willen lebt; / allein wer andre wohl zu leiten strebt, / muß fähig sein, viel zu entbehren.

Der Kopf faßt kein Kunstprodukt als nur in Gesellschaft mit dem Herzen.

Der Kredit ist eine durch reale Leistungen erzeugte Idee der Zuverlässigkeit.

Der Künstler muß seine Jahre bedenken und danach seine Gegenstände wählen. Meine Iphigenie und mein Tasso sind mir gelungen, weil ich jung genug war, um mit meiner Sinnlichkeit das Ideelle des Stoffes durchdringen und beleben zu können. Jetzt, in meinem Alter, wären so ideelle Gegenstände für mich nicht geeignet, und ich tue vielmehr wohl, solche zu wählen, wo eine gewisse Sinnlichkeit bereits im Stoffe liegt.

Der Künstler will zur Welt durch ein Ganzes sprechen; dieses Ganze aber findet er nicht in der Natur, sondern es ist die Frucht seines eigenen Geistes oder, wenn Sie wollen, des Anwehens eines befruchtenden göttlichen Odems.

Der König will seinen Willen.

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