Friedrich Hölderlin

57 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Ach! wir kennen uns wenig; / denn es waltet ein Gott in uns.

Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen, / daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern / und verstehe die Freiheit / aufzubrechen, wohin er will.

Alt zu werden / unter jugendlichen Völkern, / scheint mir eine Lust, / doch alt zu werden da, / wo alles alt ist, / scheint mir schlimmer denn alles.

An das Göttliche glauben / die allein, die es selber sind.

Da, wo die Nüchternheit dich verlässt, da ist die Grenze deiner Begeisterung.

Das Angenehme dieser Welt hab ich genossen, / die Jugendstunden sind, wie lang! Wie lang! verflossen, / April und Mai und Junius sind ferne, / ich bin nichts mehr, ich lebe nicht mehr gerne.

Das Briefeschreiben ist zwar immer nur ein Notbehelf; aber doch etwas. Deswegen sollten wir es doch nicht ganz unterlassen.

Das ist ewige Jugend, dass immer Kräfte genug im Spiele sind und wir uns ganz erhalten in Lust und Arbeit.

Das macht uns arm bei allem Reichtum, dass wir nicht allein sein können, dass die Liebe in uns, solange wir leben, nicht erstirbt.

Das Schönste ist auch das Heiligste.

Das, das gibt erst dem Menschen seine ganze Jugend, dass er Fesseln zerreißt.

Der echte Schmerz begeistert.

Der Liebe Leid, dies heilet so bald mir nicht, / dies singt kein Wiegensang, den tröstend / Sterbliche singen, mir aus dem Busen.

Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht / nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht; / doch ist mir einst das Heilige, das am / Herzen mir liegt, das Gedicht, gelungen, / willkommen dann, o Stille der Schattenwelt! / Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel / mich nicht hinabgeleitet. Einmal / lebt ich wie Götter, und mehr bedarf's nicht.

Doch uns gebührt es, unter Gottes Gewittern, / ihr Dichter! mit entblößtem Haupte zu stehen, / des Vaters Strahl, ihn selbst, mit eigner Hand / zu fassen und dem Volk, ins Lied / gehüllt, die himmlische Gabe zu reichen.

Ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt, ein Bettler, wenn er nachdenkt.

Eines zu sein mit allem, das ist Leben der Gottheit, das ist der Himmel des Menschen. Eines zu sein mit allem, was lebt, in seliger Selbstvergessenheit wiederzukehren ins All der Natur, das ist der Gipfel der Gedanken und Freuden.

Es gibt Grade der Begeisterung. Von der Lustigkeit an, die wohl der unterste ist, bis zur Begeisterung des Feldherrn, der mitten in der Schlacht unter Besonnenheit den Genius mächtig erhält, gibt es eine unendliche Stufenleiter. Auf dieser auf- und abzusteigen, ist Beruf und Wonne des Dichters.

Es wird uns leicht, etwas durchzusetzen, sobald wir nur nicht ans Ziel getragen sein, sondern mit eigenen Füßen gehen wollen und es nicht achten, wenn zuweilen ein hartes Steinchen die Sohle drückt.

Großer Schmerz und große Lust bildet den Menschen am besten.

Hast du Verstand und ein Herz, so zeige nur eines von beiden! / Beides verdammen sie dir, zeigest du beides zugleich.

Ich hatt' es nie so ganz erfahren, jenes alte, feste Schicksalswort, daß eine neue Seligkeit dem Herzen aufgeht, wenn es aushält und die Mitternacht des Grams durchduldet, und daß, wie Nachtigallgesang im Dunkeln, göttlich erst in tiefem Leid das Lebenslied der Welt uns tönt.

Ihr guten Götter! Arm ist, wer euch nicht kennt, / im rohen Busen ruhet der Zwist ihm nie, / und Nacht ist ihm die Welt, und keine / Freude gedeihet und kein Gesang ihm.

In jüngeren Tagen war ich des Morgens froh, / des Abends weint' ich; jetzt, da ich älter bin, / beginn' ich zweifelnd meinen Tag, doch / heilig und heiter ist mir sein Ende.

Lass uns vergessen, / dass es eine Zeit gibt, / und zähle die Lebenstage nicht! / Was sind Jahrhunderte / gegen den Augenblick, / wo zwei Wesen so / sich ahnen und nahn.

Lern im Leben die Kunst, im Kunstwerk lerne das Leben! / Siehst du das eine recht, siehst du das andere auch.

Mein ganzes Wesen verstummt und lauscht, wenn der leise geheimnisvolle Hauch des Abends mich anweht.

Menschen ist die große Lust gegeben, daß sie selber sich verjüngen, und unbesiegbar groß, wie aus dem Styx / der Götterheld, gehn Völker aus dem Tode, / den sie zur rechten Zeit sich selbst bereitet.

Nah ist / und schwer zu fassen der Gott. / Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.

Noch ahnd ich, ohne zu finden. / Ich frage die Sterne, / und sie verstummen, / ich frage den Tag und die Nacht, / aber sie antworten nicht. / Aus mir selbst, wenn ich mich frage, / tönen mystische Sprüche, / Träume ohne Deutung.

Nur einen Sommer gönnt, Ihr Gewaltigen, / und einen Herbst zu reifem Gesange mir, / daß williger mein Herz, vom süßen / Spiele gesättigt, dann mir sterbe! / Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht / nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht. / Doch ist mir einst das Heilge, das am / Herzen mir liegt, das Gedicht, gelungen, / / / willkommen dann, o Stille der Schattenwelt! / Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel / mich nicht hinabgeleitet. Einmal / lebt ich wie Götter, und mehr bedarf's nicht.

O ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt, ein Bettler, wenn er nachdenkt.

O Hoffnung, holde, gütig geschäftige, / die du das Haus der Trauernden nicht verschmähst / und gerne dienend, Edle, zwischen / Sterblichen waltest und Himmelsmächten!

O, der Menschenkenner! Er stellt sich kindisch mit Kindern, / aber der Baum und das Kind suchet, was über ihm ist.

Reines Herzens zu sein, / das ist das Höchste, / was Weise ersannen, / Weisere taten.

Religion ist Liebe der Schönheit.

Schwer ist zu tragen / das Unglück, aber schwerer das Glück.

Sind denn dir nicht verwandt alle Lebendigen? / Nährt zum Dienste denn nicht selber die Parze dich? / Drum! so wandle nur wehrlos / fort durchs Leben und sorge nicht!

Tief im Herzen veracht' ich die Rotte der Herren und Pfaffen, / aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit.

Tot ist nun, die mich erzog und stillte, / tot ist nun die jugendliche Welt, / diese Brust, die einst ein Himmel füllte, / tot und dürftig wie ein Stoppelfeld.

Trauert nicht, wenn eines Herzens Melodie verstummt! Bald findet eine Hand sich, wieder es zu stimmen.

Uns ist gegeben / auf keiner Stätte zu ruhen. / Es schwinden, es fallen / die leidenden Menschen / blindlings von einer / Stunde zur andern / wie Wasser, von Klippe zu Klippe geworfen, / jahrlang ins Ungewisse hinab.

Vor den Alpen, die in der Entfernung von einigen Stunden hieherum sind, stehe ich immer noch betroffen, ich habe wirklich einen solchen Eindruck nie erfahren, sie sind wie eine wunderbare Sage aus der Heldenjugend unserer Mutter Erde und mahnen an das alte bildende Chaos, indes sie niedersehn in ihrer Ruhe, und über ihrem Schnee in hellerem Blau die Sonne und die Sterne bei Tag und Nacht erglänzen.

Was bleibet aber, stiften die Dichter.

Was kümmert mich der Schiffbruch der Welt, ich weiß von nichts als meiner seligen Insel.

Was mir nicht Alles, / und ewig Alles ist, / ist mir Nichts.

Was wäre das Leben ohne Hoffnung!

Wenn der Baum zu welken anfängt, / tragen nicht alle seine Blätter / die Farbe des Morgenrots?

Wenn ihr Freunde vergeßt, wenn ihr den Künstler höhnt / und den tieferen Fleiß klein und gemein versteht, / Gott vergibt es. Doch stört nur / nie den Frieden der Liebenden!

Wer auf sein Elend tritt, steht höher.

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