Johann Gottfried von Herder

77 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

"Tanzt, ich die Niobe nicht und die Daphne recht nach dem Leben?" / Wahrlich! Jene wie Stein, diese wie starrendes Holz.

Alle Aufklärung ist nie Zweck, sondern immer Mittel; wird sie jenes, so ist's Zeichen, dass sie aufgehört hat, dieses zu sein.

Alle wissen wir, dass die Echo uns nur den Schall unsrer Worte zurückgibt, dass, wie wir fragen, sie uns antworte.

Arbeit ist des Blutes Balsam, / Arbeit ist der Tugend Quell.

Auch den vertrautesten Freund verschone mit deinem Geheimnis! / Forderst du Treue von ihm, die du dir selber versagst?

Auch die Angrenzung der Menschen an die Affen wünschte ich nie so weit getrieben, dass, indem man eine Leiter der Dinge sucht, man die wirklichen Sprossen und Zwischenräume verkenne, ohne die keine Leiter stattfindet.

Auf dem vergifteten Baume der Welt voll bitterer Früchte / blühn zwei Blüten, vom Tau himmlischer Güte betaut: / Dichtung die eine, sie labet den Geist mit Wasser des Lebens. / Freundschaft die andre, sie stärkt, heilt und erquicket das Herz.

Auf dieser Erde ist alles mit Bedürfnis umringt, und wir sehnen uns mit aller Kreatur, davon frei zu werden.

Barbaren kommen herzu, nordische Riesen, denen die entnervten Römer wie Zwerge erscheinen: Sie verwüsten Rom und geben dem ermatteten Italien neue Kräfte. Ein fürchterlich-gütiger Erweis, dass alle Ausschweifung in der Natur sich selbst räche und verzehre!

Bei euch Menschen ist der immer willkommen, der sich unentbehrlich zu machen weiß.

Das Menschengeschlecht, wie es jetzt ist und wahrscheinlich noch lange sein wird, hat seinem größesten Teil nach keine Würde. Man darf es eher bemitleiden als verehren.

Dein Schicksal ist der Nachklang, das Resultat deines Charakters.

Denken, was wahr, und fühlen, was schön, und wollen, was gut ist, darin erkennt der Geist das Ziel des vernünftigen Lebens.

Der Barbar beherrscht; der gebildete Überwinder bildet.

Der kluge Mann sucht alles zu seinem Vorteil anzuwenden.

Der Liebe ist treu sein die schönste Pflicht.

Der Mensch gaffet so lange Bilder und Farben, bis er spricht, bis er, inwendig in seiner Seele, brennet.

Der Tor schmeichelt sich selbst und der Kluge dem Toren.

Der Weise geht auf seinem Wege fort, die menschliche Vernunft aufzuklären, und zuckt nur denn die Achseln, wenn andre Narren von dieser Aufklärung als einem letzten Zwecke, als einer Ewigkeit reden.

Des gliederlösenden Bacchus, der glielösenden Venus / gliederlösendes Kind - Podagra nennen sie mich.

Die menschliche Seele hat ihre Lebensalter wie der Körper.

Die Schönheit der Welt ist nur für den ruhigen Genuß geschaffen.

Die Seele eines Kindes ist heilig, und was vor sie gebracht wird, muß wenigstens den Wert der Reinheit haben.

Drücke den Pfeil zu schnell nicht ab, der nimmer zurückkehrt! / Glück zu zerstören, ist leicht, wiederzugeben so schwer.

Ein Buch hat oft auf eine ganze Lebenszeit einen Menschen gebildet oder verdorben.

Ein Mensch in verschiedenen Lebenszeiten ist sich nicht gleich, denkt anders, nachdem er anders empfindet.

Ein Wunsch, der still für uns und andre fleht, / ein Seufzer, der dem Herzen leis entweht, / den keine Lippe spricht, ist ein Gebet.

Eine schöne Menschenseele finden / ist Gewinn. Ein schönerer Gewinn ist / sie erhalten und der schönst' und schwerste, / sie, die schon verloren war, zu retten.

Einen Menschen unter Scharen Affen und politischer Larven - wie viel kann er weiterbilden durch stille, göttliche Beispiele!

Einen verdienten Mann im Alter seinem Schicksal zu überlassen, ist eine Undankbarkeit, von der auch die Wilden nichts wissen, bei denen das Alter geehrt ist und der Jugend mit seinem geprüften Rate dienet.

Fache den Funken nicht an, der zwischen Freunden erglimmt ist. / Leicht versöhnen sie sich, und du bist beiden verhaßt.

Gebt mir eine große Idee, daß ich an ihr gesunde!

Geld in des Armen Hand und Geduld in des Liebenden Seele / und das Wasser im Sieb eilen und fließen davon.

Grenzen- und gesetzlose Gewalt ist die furchtbarste Schwäche.

Holde Vergessenheit du und du, des Guten Erinnerung, / liebliche Schwestern, o macht beide das Leben mir süß! / Du verdunkle das Böse mit deinem umhüllenden Schleier, / du erneure das Glück mir mit verdoppelter Lust!

Je reiner die Gedanken der Menschen sind, desto mehr stimmen sie zusammen.

Je weniger Vernunft, desto mehr hat und liebt man Willkür.

Jede vermehrte sittliche Aufklärung erleichtert den bürgerlichen Regierungen die Sorge für die öffentliche Glückseligkeit.

Jeder Abschied ist betäubend.

Jeder Abschied ist betäubend. Man denkt und empfindet weniger, als man glaubte: Die Tätigkeit, in der unsre Seele sich auf ihre eigne weitere Laufbahn wirft, überwindet die Empfindbarkeit über das, was man verläßt.

Jeder Mensch hat ein Bild in sich, was er sein und werden soll. Solange er das noch nicht ist, ist noch Unfrieden in seinen Gebeinen.

Jedes Lebendige freut sich seines Lebens. Es fragt und grübelt nicht, wozu es da sei. Sein Dasein ist ihm Zweck und sein Zweck das Dasein.

Jedes Weibes Fehler ist des Mannes Schuld.

Keine zwei Dinge konnten einander an sich fremder sein, als das römische Papsttum und der Geist deutscher Sitten.

König, ist wohl nicht das Hauptwerk. / Das Eroberte behalten, / dieses ist das Schwere.

Liebe schwärmt auf allen Wegen, / Treue wohnt für sich allein; / Liebe kommt euch rasch entgegen, / aufgesucht will Treue sein.

Mehr als die Schönheit selbst bezaubert die liebliche Stimmen. / Jene zieret den Leib sie ist der Seele Gewalt.

Mäßigkeit des sinnlichen Genusses ist ohne Zweifel eine kräftigere Methode zur Philosophie der Humanität, als tausend gelernte künstliche Abstraktionen.

Nichts hat der Mensch in sich so sehr zu bezähmen wie seine Einbildungskraft, die beweglichste und zugleich die gefährlichste aller menschlichen Gemütsgaben.

Nur die Bedeutung innerer Vollkommenheit ist Schönheit.

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