Ludwig Börne

169 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Alle Narrheit erschöpfen - so gelangt man zum Boden der Weisheit.

Alleinherrschaft kann nur bestehen, solange ein Volk in Stände zerfällt, welche, in einer unabwandelbaren Ordnung übereinandergebaut, die festen Stufen bilden, welche gemählich zum Throne führen.

Als Pythagoras seinen bekannten Lehrsatz entdeckte, brachte er den Göttern eine Hekatombe dar. Seitdem zittern die Ochsen, sooft eine neue Wahrheit an das Licht kommt.

Armut ist eine Sandbank, Reichtum ein Felsen im Meer des Lebens. Die Glücklichen schiffen hindurch.

Aufrichtigkeit ist die Quelle aller Genialität.

Bei Weibern ist die Liebe so oft eine Tochter als die Mutter der Eifersucht.

Beim Beginne einer Unternehmung und unweit des Zieles ist die Gefahr des Mißlingens am größten. Wenn Schiffe scheitern, so geschieht es nahe am Ufer.

Beschränkten Menschen ist es eigen, daß sie die wenigen Ideen, die in dem engen Kreise ihrer Fassungskraft liegen, mit einer Klarheit ergreifen, die uns in der Schätzung ihres Geistes oft irre macht. Sie sind wie Bettler, die das Gepräge und die Jahreszahl jedes ihrer Kreuzer kennen.

Das Geheimnis jeder Macht besteht darin zu wissen, daß andere noch feiger sind als wir.

Das Genie bildet die Welt aus sich heraus, der Held bildet sie in sich hinein.

Das größte häusliche Unglück, das einem Mann begegnen kann, ist, wenn seine Frau einmal gegen ihn Recht hat, nachdem er es ihr abgestritten. Dieses einzige kleine Recht dient ihr wie ein Fläschchen Rosenöl; damit macht sie zwanzig Jahre all ihr Geräte und Gerede wohlriechend.

Das Leben ist allen Tieren gemein, aber sterben kann nur der Mensch.

Das Philosophien ist eine angeerbte Krankheit des menschlichen Geistes, der Fluch des mit Schmerzen Gebärens.

Das Schicksal macht nie einen König matt, ehe es ihm Schach geboten hat.

Das Schmollen der Weiber ist nichts als ein Guerillakrieg, den sie gegen die konzentrierte Macht der Männer führen.

Das Unglück ist der Ballast, der uns auf dem Ozean des Lebens im Gleichgewichte erhält, wenn wir keine Glücksgüter mehr zu tragen haben.

Das Volk kann, einem Kinde gleich, nur weinen oder lachen. Daß es Schmerz hat oder Freude, erkennt man wohl; aber woran es leidet, und wessen es froh sei, ist oft schwer zu erforschen.

Denn der Geist sei König der Welt, und das Recht sein Schwert.

Der Ehrgeiz ist für die Seele, was der Hunger für den Leib ist.

Der Eigensinn einer Frau ist auf eine ganz wunderliche Art befestigt. Der Graben ist hinter dem Wall. Hat man die steilsten Einwendungen erstiegen und glaubt, jetzt wäre alles geschehen, entdeckt man erst, daß das Schwerste noch zu tun sei.

Der Frühling, die Nachtigall, das Morgenroth, des Mädchens holder Blick - es ist Nichts. Alles ist die Jugend.

Der gefährlichste Mensch ist ein furchtsamer; er ist am meisten zu fürchten.

Der Geist des Mannes ist sonnenlichter Tag. Der Geist des Weibes gleicht mondheller Nacht, und der trübste Tag ist heller als die hellste Nacht. Aber der Tag verdunkelt die Sterne und macht das Leben irdisch, und die Nacht ruft alle Welten hervor und macht das Leben himmlisch. Der Tag bringt Glut und Dürre und Haß. Die Nacht aber bringt Milde, Tau und Liebe.

Der Himmel hat tausend Pforten, die Hölle nur eine, und seltener, als man denkt, gelingt es dem Menschen und schwerer als man glaubt, sich verdammen zu sehen.

Der Humor ist keine Gabe des Geistes, er ist eine Gabe des Herzens.

Der Hund heult, wenn er geschlagen wird, und der Mensch soll es nicht dürfen? Aber es gibt Menschen, die hündischer sind als Hunde und nicht heulen, wenn sie geschlagen werden.

Der Leichtsinn ist ein Schwimmgürtel für den Strom des Lebens.

Der Mensch ist wie eine Spieluhr. Ein unmerklicher Ruck – und er gibt eine andere Melodie an.

Der Ruhm glänzt wie die Sonne mit eignem Licht. Die Ehre gleicht der Erde, die mit geborgten Strahlen leuchtet.

Der Sauerteig eines widersprechenden Geistes scheint mir unentbehrlich, damit das Werk gedeihe und genießbar werde.

Der Schmerz ist das Glück der Seligen. Am meisten lebt, wer am meisten leidet.

Der Umstand, daß wir Feinde haben, beweist klar genug, daß wir Verdienste besitzen.

Der Unterschied zwischen Freiheit und Freiheiten ist so groß wie zwischen Gott und Göttern.

Der Verstand, als Blitzableiter des Unglücks, kann es an dem Herzen der Menschen unschädlich herabführen, vermag aber nicht, es abzuwenden.

Der Wahn aller Regierenden, vom Minister bis zum Pedell herab, ist, daß das Regieren ein großes Geheimnis sei, welches dem Volke zu seinem Besten verschwiegen werden müssen.

Der wahre Mut ist nicht bloß ein Luftball der Erhöhung, sondern auch ein Fallschirm des Herabsinkens.

Die Bewunderung preist, die Liebe ist stumm.

Die einzige Art zu betrügen, die zuweilen noch Erfolg hat, ist offenherzig zu sein.

Die Erfahrung gleicht einer unerbittlichen Schönen. Jahre gehen vorüber, bis du sie gewinnst, und ergibt sie sich endlich, seid ihr beide alt geworden, und ihr könnt euch nicht mehr brauchen.

Die Fassung der Edelsteine erhöht ihren Preis, nicht ihren Wert.

Die Frauen haben zuviel Phantasie und Erregbarkeit, um viel Logik zu haben. Frauen sind gründefest.

Die Freiheit, für die man kämpft, ist eine Geliebte, um die man sich bewirbt. Die Freiheit, die man hat, ist eine Gattin, die uns unbestritten bleibt. Glauben Sie, daß ein braver Mann sein Weib nicht liebt, weil sein Herz still und friedlich ist?

Die Fürsten hätten sich und ihren Völkern viel Unglück ersparen können, wenn sie die Hofnarren nicht abgeschafft hätten. Seit die Wahrheit nicht mehr sprechen darf, handelt sie.

Die Geschichte lehrt uns die Tugend; aber die Natur predigt unaufhörlich das Laster.

Die Geschichten der Völker und Staaten haben den Geschichtsschreibern und Buchhändlern, die ihre Werke verlegt, etwas Geld eingebracht. Was sie sonst noch genützt, das weiß ich nicht.

Die Haushaltsbücher der Erfahrung sind darum so schwer zu benutzen, weil die Geschichte nur die einzelnen Posten bemerkt, aber nie Summe und Transport zieht.

Die Hoffnungen guter Menschen sind Prophezeiungen, die Besorgnisse schlechter sind es auch.

Die Lebenskraft eines Zeitalters liegt nicht in seiner Ernte, sondern in seiner Aussaat.

Die Liebe ist jene Flamme, welche die Götter den sterblichen mißgönnen, und die Eifersucht ist der fressende Geier, der den Diebstahl furchtbar rächt.

Die Liebe wird wie die Katze blind geboren, aber die Ehe ist eine Starnadel in der geübtesten Hand.

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