Franz Grillparzer

308 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Der erste Zorn spricht manches sprudelnd aus, / was, reifer überdacht, er nimmer übt.

Der Fortschritt schreitet fort vom Ort; / Doch liegt oft seitwärts Hier und Dort - / Der Vorschritt wäre das rechte Wort.

Der Fürst verklärt die Gattin, die er wählt, / die Königin erniedrigt den als Mann, / den wählend sie als Untertan erhöht.

Der Geist der Poesie ist zusammengesetzt aus dem Tiefsinn des Philosophen und der Freude des Kindes an bunten Bildern.

Der ist kein Bürger, der die eigne Sorge vergißt nicht in der Not des Allgemeinen.

Der ist wahrlich zu beklagen, / der zum Diener ward verdammt: / Mag man noch so Kluges sagen, / hat der Herr allein Verstand.

Der Mann mag das Geliebte laut begrüßen, / geschäftig für sein Wohl liebt still das Weib.

Der Mann tut durch Untreue seiner Frau ein Unrecht, die Frau, indem sie untreu ist, dem Mann einen Schimpf. Die Frau eines untreuen Mannes bedauert man; über den Mann einer untreuen Frau spottet man.

Der Mensch ist gut, er hat nur viel zu schaffen, / und wie er einzeln dies und das besorgt, / entgeht ihm der Zusammenhang des Ganzen.

Der Minister des Äußern kann sich nicht äußern; / der Minister des Innern kann sich nicht erinnern; / der Minister des Krieges ist nicht des Sieges; / nach dem Minister für Finanzen muß alles tanzen!

Der Minister des Äußern / kann sich nicht äußern, / der Minister des Innern / ist schwach im Erinnern, / der Kriegsminister / trägt Scepter und Kron' im Tornister, / der Minister der Finanzen / muß nach jedes Pfeife tanzen, / der Minister des Handels / ist unsichtbaren Wandels, / der Minister der Justiz / hat nicht Stimme, nur Sitz, / der Minister des Kultus / ändert Kultus in stultus, / der Chef der Polizei / schüttelt den Kopf dabei.

Der Rausch des Zorns ist wie ein andrer Rausch: / Das beste Mittel ist die frische Luft.

Der Staat ist eine Anstalt zum Schutz, nicht zur Versorgung. Helfen sollen die Einzelnen.

Der Tüchtige sieht in jedem Soll ein Muß.

Der Ungebildete sieht überall nur einzelnes, der Halbgebildete die Regel, der Gebildete die Ausnahme.

Der Ungläubige glaubt mehr, als er meint, / der Gläub'ge weniger, als ihm scheint.

Der Verstand und die Fähigkeit, ihn zu gebrauchen, sind zwei verschiedene Gaben.

Der Vorzug ist's der Worte vor den Taten, / sie schäd'gen nur, wenn man sich ihnen leiht.

Der Weg der neuern Bildung geht / Von Humanität / Durch Nationalität / Zur Bestialität.

Der Zweck des Staates bei Errichtung und Erhaltung der Universitäten ist nicht die Bildung von Gelehrten.

Der Zweifel zeugt den Zweifel an sich selbst.

Des Menschen Leib ist schwächer als sein Geist.

Des Menschen Recht heißt hungern, Freund, und leiden.

Des reifen Mannes Fehltritt ist Verbrechen, / des Jünglings Fehltritt ein verfehlter Tritt.

Deut' mir eins der Liebe Werke, / ob Verlust sie, ob Gewinn? / Gibt dem Weibe Männerstärke / und dem Manne Weibersinn.

Deutschland, wo die Kräftigen ohne Geist und die Geistigen ohne Kraft sind.

Die Absicht, Freund, ist ein vorsicht'ger Reiter / auf einem Renner feurig, der die Tat, / den spornt er an zu hastigem Vollzug. / Hat er das Ziel erreicht, zieht er die Zügel / und meint, nun wär's genug. Allein das Tier, / Von seiner edlen Art dahingerissen / und Von dem Wurf des Laufes und der Kraft, / es stürmt noch fort durch Feld und / Busch und Korn.

Die Ahnung trügt nicht, wenn vom Wunsch erzeugt.

Die aktiven Faktoren der Menschennatur sind die Neigungen und Leidenschaften

Die aktiven Faktoren der Menschennatur sind die Neigungen und Leidenschaften; ihr Übermaß zu hemmen, ist die Aufgabe des Sittlichen. Letzteres ist daher negativ und kann als solches nicht der Zweck des Menschen sein.

Die auf dem Ozean des menschlichen Wissens rudern wollen, kommen nicht weit, und die die Segel aufziehen, verschlägt der Sturm.

Die Darstellung unserer Empfindung in und mittels der Natur ist die Poesie oder vielmehr die Kunst im allgemeinen.

Die Derbheit ist nicht immer Redlichkeit.

Die Eifersucht ist Demut.

Die Empfindungen sind die Vokale, die Gedanken die Konsonanten der Sprache des Innern.

Die Engländer sind roh bei allen öffentlichen Gelegenheiten, wenn sie sich als Teil der Masse fühlen, einzeln gibt es keine gefälligeren, keine herzlicheren Menschen

Die falschen Theorien verderben eigentlich die Kunst nicht; sie kommen erst, wenn sie bereits verdorben ist. Die Produktion hat eine so überwältigende Macht, daß ästhetisches Gefasel dagegen unwirksam bleibt.

Die Frömmelei des einen Teils der vornehmen Weiber fließt aus derselben Quelle wie die Koketterie des andern Teils: Müßiggang und Langeweile. Sie vertrödeln den Tag an der geistlichen Toilette wie die andern an der leiblichen. Der Beichtvater ist ihre Marchande de modes, die Beichte ihr Ankleidspiegel, Kirchgänge sind ihre Rendezvous, Haß und Verfolgung Andersdenkender ihre Eifersüchteleien und dépits amoureux.

Die gescheiten und die dummen Leute erkennt man unter andern auch daraus, daß die Dummen das verehren, was in ihrer eigenen Richtung liegt, die Gescheiten aber, was sie fühlen, daß ihnen abgeht.

Die Gewohnheit ist das Band der Schwäche.

Die Großen hindre nicht, weis ab die Kleinen, / sei derb, wenn einer höflich zu dir spricht, / und höflich, wenn er derb! Das ist im kurzen / die Weisheit jedes Amts.

Die Götter, / sie sind dem Festen, dem Entschiednen hold.

Die Hilfe Gottes, muß ich vermuten, / liegt für uns heute ein wenig im weiten; / denn nach diesem Leben hilft er den Guten, / in diesem Leben den Gescheiten.

Die Irreligiösen sind religiöser, als sie selbst wissen, und die Religiösen sind es weniger, als sie meinen.

Die Klugheit gibt nur Rat, die Tat entscheidet.

Die Konsequenz der Leidenschaften ist das Höchste, was gewöhnliche Dramatiker zu schildern und gewöhnliche Kunstrichter zu würdigen wissen, aber erst die aus der Natur gegriffenen Inkonsequenzen bringen Leben in das Bild.

Die Kraft des Stils liegt in der Überzeugung, und oft werden Unbehilflichkeiten des Ausdrucks zu Schönheiten, weil man merkt, daß der Verfasser den Inhalt lebhaft gefühlt.

Die Kranken heilt man, doch die Mißgestimmten / vertraut man hoffnungsvoll der Welt und Zeit.

Die Kunst verhält sich zur Natur wie der Wein zur Traube.

Die Lust hat ihren Tag, so wie die Sonne, / doch auch wie jene einen Abend: Reue.

 Top