Karl Julius Weber

127 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Ein Regent ohne besondere Geistesgaben, der zum Thron erzogen worden ist, ist besser als ein Volkssenat.

Eine ausgewählte Büchersammlung ist und bleibt der Brautschatz des Geistes und Gemütes.

Eine einzige Art der Furcht hat etwas Edles die Schamhaftigkeit.

Einst war die Seltenheit der Bücher den Fortschritten der Wissenschaft nachteilig. Jetzt ist es deren Überzahl, die verwirrt und eigenes Denken verhindert.

Erfinder sind die wahren Wohltäter der Menschheit und verdienen größere Ehre als die, welche beweinenswerte Schlachten lieferten und große Länder eroberten.

Erholung besteht weder in Untätigkeit noch in bloßem Sinnengenuß, sondern im Wechselgebrauch unserer Körperund Geisteskräfte.

Es gibt Menschen, die sich in Ränken gefallen, ohne gerade einen gewissen Zweck erreichen zu wollen: Weil sie darin eine gewisse Geistesüberlegenheit erblicken.

Es gibt Männer, welche die Beredsamkeit weiblicher Zungen übertreffen. Aber kein Mann übertrifft die Beredsamkeit weiblicher Augen.

Es gibt nichts Demütigenderes für den Menschenstolz als die Tatsache, daß nichts so Unsinniges und Lächerliches erträumt werden kann, das nicht irgendwo und zu irgendeiner Zeit für wahr, ernst, groß, edel, ehrwürdig und heilig gehalten worden wäre.

Es ist ein Unglück, nie Unglück gehabt zu haben.

Es ist traurig, daß Fehler und böse Neigungen der Eltern wie Physiognomien sich forterben auf Kinder - die wahre Erbsünde, die heimgesucht wird oft bis ins dritte und vierte Glied, wenn nicht Erziehung dazwischentritt.

Fröhliche Menschen sind nicht bloß glückliche, sondern in der Regel auch gute Menschen.

Geiz ist die regelmäßigste Leidenschaft und daher leichter zu betrachten als Ehrgeiz, Liebe, Wollust und andere.

Genies gehen ihren eigenen Gang wie Ziegen. Daher nennt sie auch der Italiener capricciosi (Sonderlinge, eigentlich Sprüngemacher, von capra = Ziege). Sie klettern über Höhen und Abgründe leicht hinweg, während Schafe ruhig dem Leithammel folgen.

Gott braucht weder Weihrauch noch Myrrhen, weder Kerzen noch Gebet, Gesang und Musik, weder Messen noch Predigten noch Tempel, und daher bleibt das Wort Gottesdienst ein dummes Wort.

Gott ist in den Schwachen mächtig.

Gott wird mich bewahren vor der Schwäche oder dem Stolz vieler Alter, die jeden für einen Esel halten, der nicht grau ist.

Gott, der Vater, bewahre jeden um der Menschenliebe willen vor dem feinen Gehöre, die leisesten Töne der Menschenherzen deutlich zu vernehmen. Wer den Menschen lieben will, muß nicht in seine Tasche sehen.

Große Männer haben die Pressefreiheit nie gefürchtet; denn wo kein Pulver liegt, kann man die Leute rauchen lassen.

Große, starke Seelen sind selten ärgerlich, desto mehr aber schwache.

Größe zerstörend oder heilsam, zieht stets an.

Gute Schriftsteller, die nur schreiben, wenn sie der Geist treibt, sind die wahren Advokaten und Lehrer des Menschengeschlechts.

Hohe Ämter scheinen einmal nicht für Philosophen gemacht, und auf Thronen waren Genies meist ein Unglück.

Ich gedenke oft solcher Politiker, wenn ich im Dorfe von einem Hund angebellt werde, der zweite nachbellt, und alle bellen, und keiner kann sagen warum.

In der Jugend sind wir in der Regel sanguinisch, in späteren Jahren cholerisch, nach der Ernte der Erfahrungen mehr oder weniger melancholisch und im hohen Alter stumpf wie das Phlegma.

In der Kindheit beschränkt sich unsere Liebe auf Eltern, Geschwister und Schulkameraden, in der Jugend aufs Geschlecht. Im mittleren Alter lieben wir Vaterland, Ehren, Studien, im Alter die Menschheit.

In der Regel fängt man mit fünfzig an, der Welt satt zu werden. Mit sechzig ist die Welt müde an uns.

Ist es nicht lächerlich, unsere Schulen noch heute Gymnasien zu nennen, wo sich Knaben eher krumm sitzen und blaß und bleich lernen, während der Körper vergessen und Verkrüppelt wird? Selbst das Wort Schule, das von griechisch scholé (Rast, Ruhe, Muße) herkommt, kann als Widerspruch angesehen werden.

Ist Roheit oder verfeinerte Schurkerei das Schlechtere?

Je verbreiteter die Geselligkeit, desto frostiger die Herzen.

Komisch ist, daß man das Gefühl für das Gerechte, Gute und Schöne mit dem Wort Geschmack, dem tierischsten aller Sinne, bezeichnet hat, das in die Küche gehörte, so komisch, als daß weite deutsche Länder die Blumen nicht riechen, sondern schmecken. Indessen trieben die Römer diesen Tropus noch weiter und leiteten von sapor (Geschmack) selbst sapientia (Weisheit) ab.

Leidenschaft ist der Strom, Vernunft das Ufer, aber verdammt holländisch flach.

Leidenschaft ist in der moralischen Welt, was in der physischen die Bewegung.

Leidenschaften sind die Pferde am Wagen des Lebens; aber wir fahren nur gut, wenn der Fuhrmann Vernunft die Zügel lenkt.

Leute von Witz und Phantasie werden Lügner, ohne es zu wollen.

Liebe hat die Natur, Ehe die Vernunft gestiftet.

Liebe ist ein wahrer Fieber-Paroxysmus, nur daß dieser mit Kälte anfängt und mit Hitze endigt, die Liebe aber den umgekehrten Weg geht.

Man hat beobachtet, daß bei der Pest und anderen Ansteckungskrankheiten diejenigen am ersten angesteckt werden, die sich am meisten fürchten.

Man muß ein Kind manchmal schreien lassen, ohne darauf zu hören, sonst wird sein Geschrei, das anfangs Bitte war, Befehl, und es entstehen daraus die grands enfants, petits hommes.

Man versteht unter Gott die verständige Ursache der Welt; also ist nur der ein Gottesleugner, der behauptet, daß die Welt keine Ursache oder diese Ursache keinen Verstand habe.

Mit einem Dutzend ausgezeichneter Köpfe ist Staat und Wissenschaft mehr gedient als mit tausend gelehrten Handwerkern.

Männer von großem Geist sind selten große Lacher und mehr zur Melancholie geneigt, wie schon Aristoteles wußte.

Nie habe ich gefunden, daß der Mann, der das Spiel der Ebbe und Flut seiner Launen war, ein Mann von großem Geiste gewesen wäre.

Nur ein höherer Richter kennt die Schwere der Gewichte, die in weich organisierten Seelen so gerne nach unten ziehen.

Orpheus' Leier hat mehr getan als Herkules, Keule. Sie machte Unmenschen zu Menschen, und daher steht sie auch unter den Sternen.

Petrus soll sogar Franklin, der ihm offen beichtete, daß er keine andere Religion habe als das Naturgesetz und die Menschenliebe, zugeflüstert haben: "Komm herein und nimm Platz, wo du willst!"

Preßzwang ist eine moralische Stallfütterung, wo allenfalls etwas mehr Mist gewonnen, das Vieh aber ungesunder wird.

Reisen sind das beste Mittel zur Selbstbildung.

Religion ist ein Prisma, von dessen sieben Farben sich jeder seine Lieblingsfarbe wählen mag. Alle aber rühren nur von einem Sonnenstrahl.

Religion ist reine Sache des Gemüts und der Phantasie wie die Poesie, und man zerstört das Wesen beider, wenn man sie unter Vernunftregeln bringen will.

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