Lucius Annaeus Seneca

207 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Abgehärtet werden muss die Seele und von den Verführungen der Genüsse weit fern gehalten.

Alle Stunden umfasse mit beiden Armen. So wirst du weniger vom Morgen abhängen, wenn auf das Heute du die Hand legst.

Alle Verbrechen sind auch vor dem Erfolg der Tat, soweit genug Schuld besteht, ausgeführt.

Allen zu verzeihen, ist ebensowohl Grausamkeit, wie keinem zu verzeihen.

Aller Besitz ist vom Schicksal geborgt.

Anführerin bei den Übeltaten aber ist die Frau; in Verbrechen ist sie Künstlerin.

Anspruchslosigkeit fordert die Philosophie, nicht Selbstbestrafung: Es braucht nicht ungepflegt zu sein die Anspruchslosigkeit.

Anspruchslosigkeit ist freiwillige Armut.

Anstrengung ist für edle Geister eine Stärkung.

Auch das, was man das hohe Alter nennt, ist nur eine Spanne sehr weniger Jahre.

Auch wenn du mit deiner Wohltat übel angekommen bist, freue dich über sie. Der andere wird sich immer ärgern, wenn du deine Wohltat selbst in einem solchen Falle nicht bereust.

Beharrlich muss man sein und in unablässiger Bemühung Festigkeit gewinnen, bis gute Verfassung der Seele wird, was guter Wille ist.

Bei einer Beleidigung besteht die Absicht, ein Übel zuzufügen. Ein Übel aber kann die Weisheit nicht treffen. Für die Weisheit gibt's nur ein Übel, die Schande. Diese aber kann da nicht Zutritt gewinnen, wo Tugend und Ehre schon sind. Beleidigung reicht also nicht an den Weisen heran.

Beim Schlafengehen sollten wir uns sagen: Ich habe gelebt und den mir vom Schicksal bestimmten Weg zurückgelegt. Wenn Gott uns noch einen Morgen schenkt, werden wir ihn mit dem Gefühl, daß uns unerwarteter Gewinn zufällt, freudig entgegennehmen.

Bereite Dich auf den Tod vor. Das will sagen: Bereite Dich auf die Freiheit vor!

Besser kannst du wohl diesen oder jenen machen, wenn du dich in ihn schickst. Durch Vorwürfe wird er in jedem Falle schlechter.

Bevor ich ein alter Mann wurde, war ich darauf bedacht, würdig zu leben. Jetzt, im Alter, richtet sich mein Streben darauf, würdig zu sterben.

Dann erst hat die Größe eines Menschen Bestand und Grund, wenn alle von ihm überzeugt sind, er sei nicht sowohl über ihnen als für sie.

Das beste Maß des Geldes ist, ohne zur Armut herabzusinken, sich nicht weit von ihr zu entfernen. Dieses Maß wird uns gefallen, wenn wir zuvor an der Sparsamkeit Gefallen finden.

Das einzige Gut ist die Jugend, die zwischen Glück und Unglück einherwandelt und beide verachtet.

Das größte Gegenmittel gegen den Zorn ist der Aufschub.

Das ist das höchste Verdienst, das sich die Natur um uns erworben hat: Daß die Tugend in alle Herzen ihr Licht hineinsendet. Auch wer ihr nicht nachgehen will, sieht sie doch.

Das meiste Unheil richtet Leichtgläubigkeit an.

Das Schicksal nimmt nichts, was es nicht gegeben hat.

Den größten Reichtum hat, wer arm ist an Begierden.

Den guten Steuermann lernt man erst im Sturme kennen.

Den Platon hat die Philosophie nicht als Adligen aufgenommen, sondern dazu gemacht.

Den Schlechten mißfallen heißt gelobt werden.

Den Undank ans Licht ziehen geht nicht ohne Beschämung ab; denn die Klage über eine verlorene Wohltat ist ein Beweis, daß es beim Geben gefehlt hat. Soviel wie möglich müssen wir den Undankbaren bei uns selbst verteidigen.

Denn Besitz an allem, was von außen zufließt, ist schlüpfrig und ungewiss.

Denn der Weg zu einem guten Charakter ist niemals zu spät.

Der Armut fehlt vieles, dem Geiz alles.

Der Einsichtige beherrscht sich selbst. Wer sich selbst beherrscht, bleibt charakterfest. Wer charakterfest ist, läßt sich nicht aus der Ruhe bringen. Wer sich nicht aus der Ruhe bringen läßt, kennt keine Traurigkeit. Wer keine Traurigkeit kennt, ist glücklich. Mithin ist der Einsichtige glücklich.

Der Gier ist nichts genug.

Der Gladiator faßt es als Schande auf, wenn man ihm einen schlechten Partner zuteilt. Er weiß, daß ein Sieg ohne Gefahr auch ein Sieg ohne Ruhm ist. Das Schicksal verfährt ebenso: Es sucht sich die Tapfersten als Partner aus.

Der Gottheit zu gehorchen, ist Freiheit.

Der hat die Weisheit erfaßt, der ebenso sorglos stirbt, wie er geboren wurde.

Der lebte gewiß schlecht, der nicht gut zu sterben weiß.

Der Lohn einer guten Handlung liegt darin, daß man sie vollbracht hat.

Der Lohn eines Amtes ist das Amt selbst.

Der Mut wächst mit jedem Blick auf die Größe des Unternehmens.

Der Ruhm ist der Schatten der Tugend; er folgt ihr auch ungeheißen.

Der Tod muss dem alten Mann so vor Augen sein wie dem jungen: Nicht nämlich werden wir aufgerufen nach der Altersliste.

Der Tod versetzt uns wieder in den Zustand der Ruhe, in dem wir uns befanden, ehe wir geboren wurden. Bedauert jemand die Gestorbenen, so muß er auch die Ungeborenen bedauern.

Der Weise tut nichts wider Willen. Er entflieht der Notwendigkeit, weil er dasselbe will, wozu sie ihn zwingen würde.

Derartiges, mein Lucilius, musst du bergen in deinem Herzen: Gering zu achten die Genugtuung, aus der Menge Anerkennung stammend.

Die Anfänge stehen in unserer Macht: Über den Ausgang urteilt das Schicksal.

Die Anstrengung fordert die Besten.

Die Begehrlichkeit kenn keine Schranke, nur Steigerung.

Die Begierden vornehmlich vertreibe und sieh in ihnen die hassenwertesten Feinde: Wie die Banditen, die die Ägypter Phileten nennen, umarmen sie uns, um uns zu erwürgen.

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