Gönne dem Knaben, zu spielen, in wilder Begierde zu toben! / Nur die gesättigte Kraft kehret zur Anmut zurück.
Hart kann die Tugend sein, doch grausam nie, / unmenschlich nie.
Hast du die Mutter gesehn, wenn sie süßen Schlummer dem Liebling / kauft mit dem eigenen Schlaf und für das träumende sorgt, / mit dem eigenen Leben ernährt die zitternde Flamme / und mit der Sorge selbst sich für die Sorge belohnt?
Hast du etwas, so teile mir's mit, und ich zahle, was recht ist! / bist du etwas, o dann tauschen die Seelen wir aus.
Hat unsre Seele nur einmal Entsetzen genug in sich getrunken, so wird das Auge in jedem Winkel Gespenster sehen.
Heilge Ordnung, segenreiche / Himmelstochter, die das Gleiche / Frei und leicht und freudig bindet, / Die der Städte Bau begründet, / Die herein von den Gefilden / Rief den ungesell’gen Wilden, / Eintrat in der Menschen Hütten, / Sie gewöhnt zu sanften Sitten / Und das theuerste der Bande / Wob, den Trieb zum Vaterlande!
Herrenlos ist auch der Freiste nicht. / Ein Oberhaupt muß sein, ein höchster Richter, / wo man das Recht mag schöpfen in dem Streit.
Herzlich ist mir das Laster zuwider, und doppelt zuwider / ist mir's, weil es soviel Schwatzen von Tugend gemacht. / "Wie hassest du die Tugend?" - Ich wollte wir übten sie alle, / und so spräche, will's Gott, ferner kein Mensch mehr davon.
Hochmut ist's, wodurch die Engel fielen, / woran der Höllengeist den Menschen faßt.
Hoffnungslos / Weicht der Mensch der Götterstärke, / Müßig sieht er seine Werke / Und bewundernd untergehen.
Hoheit, selbst wenn ein gewisser Grad von Schönheit sie schmückt, ist ohne Anmut nicht sicher, zu gefallen.
Homerus singt sein Hochgedicht, / der Held besteht Gefahren; / der brave Mann tut seine Pflicht / und tat sie, ich verhehl' es nicht, / eh noch Weltweise waren. / Doch hat Genie und Herz vollbracht, / was Lock' und Descartes nie gedacht, / sogleich wird auch von diesen / die Möglichkeit bewiesen.
Hängt nicht das Dasein der meisten Menschen mehrenteils an der Hitze eines Juliusmittags oder am anziehenden Anblick eines Bettuchs oder an der waagerechten Lage einer schlafenden Küchengrazie oder an einem ausgelöschten Licht?
Höhere Geister sehen die zarten Spinneweben einer Tat durch die ganze Dehnung des Weltsystems laufen und vielleicht an die entlegensten Grenzen der Zukunft und Vergangenheit anhängen - wo der Mensch nichts als das in freien Lüften schwebende Faktum sieht.
Ich brauche Wahrheit. Ihre stille Quelle / im dunklen Schutt des Irrtums aufzugraben, / ist nicht das Los der Könige. Gib mir / den seltnen Mann mit reinem, offnem Herzen, / mit hellem Geist und unbefangnen Augen, / der mir sie finden helfen kann!
Ich fürchte nichts – nichts – als die Grenzen deiner Liebe.
Ich habe in einem langen, schweren Traum gelegen. Ich liebte – jetzt bin ich erwacht.
Ich hab` hier bloß ein Amt und keine Meinung.
Ich herrschen, ich ein Reich mir unterwerfen / und bin nicht Meister meiner selbst? /
Ich kann nicht Fürstendiener sein. Ich will / den Käufer nicht betrügen, Sire. Wenn Sie / mich anzustellen würdigen, so wollen / Sie nur die vorgewogne Tat. Sie wollen / nur meinen Arm und meinen Mut im Felde, / nur meinen Kopf im Rat. Nicht meine Taten. / Der Beifall, den sie finden an dem Thron, / soll meiner Taten Endzweck sein. Mir aber, / mir hat die Tugend eignen Wert. Das Glück, / das der Monarch mit meinen Händen pflanzte, / erschüf' ich selbst, und Freude wäre mir / und eigne Wahl, was mir nur Pflicht sein sollte. / Und ist das Ihre Meinung? Können Sie / in Ihrer Schöpfung fremde Schöpfer dulden? / Ich aber soll zum Meißel mich erniedern, / wo ich der Künstler könnte sein? - Ich liebe / die Menschheit, und in Monarchieen darf / ich niemand lieben als mich selbst.
Ich liebe dich. Wärst du die ärmste Hirtin, / ich als der größte Fürst der Welt geboren, / zu deinem Stand würd` ich heruntersteigen, / mein Diadem zu deinen Füßen legen.
Ich mag es gerne leiden, / Wenn auch der Becher überschäumt.
Ich sah ihn, ich errötete, erblaßte / bei seinem Anblick, meinen Geist ergriff / unendliche Verwirrung; finster ward's / vor meinen Augen, mir versagt' die Stimme. / Ich fühlte mich durchschauert und durchflammt, / der Venus furchtbare Gewalt erkannt' ich / und alle Qualen, die sie zürnend sendet. / Durch fromme Opfer hofft' ich sie zu wenden; / ich baut, ihr einen Tempel, schmückt' ihn reich. / Ich ließ der Göttin Hekatomben fallen; / im Blut der Tiere sucht' ich die Vernunft, / die mir ein Gott geraubt.
Ich sah in seine Augen - halte mir / en Rückfall in die Sterblichkeit zu gut.
Ich sei, gewährt mir die Bitte, / In eurem Bunde der Dritte!
Ich weiß ja nicht, was Vater heißt - ich bin / ein Königssohn.
Ich weiß wohl, daß derjenige auf Ewigkeit hofft, der hier zu kurz gekommen ist.
Ich weiß, daß alle Männer treulos sind, / nichts lieben können als sich selbst; hinweg / geworfen ist an dies verrätrische Geschlecht / die schöne Neigung.
Ich will nun einmal von dem Mann nichts wissen, / ich haß' ihn, ich verachte seinen Stolz / und Übermut. Nach allem Köstlichen / streckt er begehrlich seine Hände aus; / was seinem Sinn gefällt, will er besitzen. / Hat die Natur mit Reizen mich geschmückt, / mit Geist begabt - warum ist's denn das Los / des Edlen in der Welt, daß es allein / des Jägers wilde Jagd nur reizt, wenn das Gemeine / in seinem Unwert ruhig sich verbirgt? / Muß denn die Schönheit eine Beute sein / für einen? Sie ist frei so wie die Sonne, / die allbeglückend herrliche am Himmel.
Ihm ruhen noch im Zeitenschooße / Die schwarzen und die heitern Loose; / Der Mutterliebe zarte Sorgen / Bewachen seinen goldnen Morgen
Ihr Könige und Herrscher, / fürchtet die Zwietracht! Wecket nicht den Streit / aus seiner Höhle, wo er schläft; denn, einmal / erwacht, bezähmt er spät sich wieder! Enkel / erzeugt er sich, ein eisernes Geschlecht.
Ihr seid auch Männer, wisset eure Axt zu führen, und dem Mutigen hilft Gott!
Ihr standet / vor Eurem Herrn und habt nichts für Euch selbst / erbeten - nichts. Das ist mir neu - Ihr werdet / gerecht sein.
Im dem Gürtel bewahrt Aphrodite der Reize Geheimnis: / Was ihr den Zauber verleiht ist, was sie bindet, die Scham
Im engen Kreis verengert sich der Sinn, / es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken.
Im Fleiß kann dich die Biene meistern, / in der Geschicklichkeit der Wurm dein Lehrer sein, / dein Wissen teilest du mit vorgezognen Geistern, / die Kunst, o Mensch, hast du allein.
Im Hexameter steigt des Springquells flüssige Säule, / im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab.
Im Krieg gilt jeder Vorteil.
Immer strebe zum Ganzen und, kannst du selber kein Ganzes / werden, als dienendes Glied schließ an ein Ganzes dich an!
Immer treibe die Furcht den Sklaven mit eisernem Stabe; / Freude, führe du mich immer an rosichtem Band!
In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne.
In den heitern Regionen, / wo die reinen Formen wohnen, / rauscht des Jammers trüber Sturm nicht mehr. / Hier darf Schmerz die Seele nicht durchschneiden, / keine Träne fließt hier mehr dem Leiden, / nur des Geistes tapfrer Gegenwehr.
In den Ozean schifft mit tausend Masten der Jüngling; / still, auf gerettetem Boot, treibt in den Hafen der Greis.
In der Not allein / Bewährt sich der Adel großer Seelen.
In dieser stürmischen Zone des Throns verdorret das zarte Pflänzchen der Liebe. Das Herz eines Menschen ist zu enge für zwei allmächtige Götter - Götter, die sich so gram sind. Liebe hat Tränen und kann Tränen verstehen; Herrschsucht hat eherne Augen, worin ewig nie die Empfindung perlt. Liebe hat nur ein Gut, tut Verzicht auf die ganze übrige Schöpfung; Herrschsucht hungert beim Raube der ganzen Natur. Herrschsucht zertrümmert die Welt in ein rasselndes Kettenhaus; Liebe träumt sich in jede Wüste Elysium.
In einer Stunde rinnen viel tausend Körner Sandes; schnell wie sie / bewegen sich im Menschen die Gedanken. / Nur eine Stunde! Euer Herz kann sich, das seinige sich wenden - eine Nachricht / kann kommen - ein beglückendes Ereignis / entscheidend, rettend, schnell vom Himmel fallen - / o, was vermag nicht eine Stunde!
In einer Stunde rinnen / viel tausend Körner Sandes. Schnell wie sie / bewegen sich im Menschen die Gedanken.
In gärend Drachengift hast du / die Milch der frommen Denkart mir verwandelt.
In meiner Brust war meine Tat noch mein. / Einmal entlassen aus dem sichern Winkel / des Herzens, ihrem mütterlichen Boden, / hinausgegeben in des Lebens Fremde, / gehört sie jenen tück'schen Mächten an, / die keines Menschen Kunst vertraulich macht.
In Rom ist keine Débauche mit ledigen Frauenzimmern, aber desto hergebrachter mit verheirateten. Umgekehrt ist es in Neapel.