Verpflichtungen, welche Freundschaft und Liebe auferlegen, sind zu heilig, als daß man, wenn die Gelegenheiten zum Dank sich nicht von selbst darbieten, ihnen nachjagen dürfte.
Vertrauen ist die größte Selbstaufopferung.
Viel besser nie besitzen als verlieren!
Viele Deutsche glauben sich jetzt dadurch patriotisch zu zeigen, daß sie Deutschland als Spucknapf gebrauchen, wenn sie in der Fremde sind.
Viele glauben nichts, aber fürchten alles.
Viele Leute betrachten die poetische Literatur als eine Art Irrenhaus, worin sie alles sagen dürfen, was ihnen anderwärts die Zwangsjacke zuziehen würde.
Warum kann der Mensch / nur töten, nicht die Toten wieder wecken? / Er sollte beides können oder keins.
Was der Mensch auch gewinne, er muß es teuer bezahlen, / wär es auch nur mit der Furcht, ob er's nicht verliert.
Was die Komödie sei? Die höchste und reichste der Formen! / Jede geringere wird ihr ja aufs neue zum Stoff.
Was dir begegnen wird, wie sollte der Traum es dir sagen? / Was du tun wirst, das zeigt er schon eher dir an.
Was du teurer bezahlst, die Lüge oder die Wahrheit? / Jene kostet dein Ich, diese doch höchstens dein Glück.
Was gegen die Natur ist, das ist gegen Gott.
Was ich dir wünsche, mein Freund? Ich wünsche allen dasselbe: / Finde jeglicher den, der ihm im Innersten gleicht! / Bist du ein Guter, so kann dich der Himmel nicht besser belohnen, / bist du ein Schlimmer, so straft ärger die Hölle dich nicht.
Weil mein Vorfahr den deinigen vor tausend Jahren beraubt oder überlistet hat und weil seine Familie die auf solche Weise errungenen Vorteile nun schon 1000 Jahre genießt und weil, wenn sie dieselben nicht noch länger genösse, sie an Fett verlieren würde und weil du nicht leugnen kannst, daß jene Vorteile wirklich Vorteile sind und uns zu etwas Besonderem gemacht haben ... Ich wüßte nicht, was der Adel weiter für sich anführen könnte.
Weißt du, was das heißt, zu lieben und verschmäht zu werden? Das ist nicht wie sonst ein Leid. Nimmt man mir sonst etwas, so lern' ich morgen, daß ich's entbehren kann. Schlägt man mir eine Wunde, so hab' ich Gelegenheit, mich im Heilen zu versuchen. Aber, behandelt man meine Liebe wie eine Torheit, so macht man das Heiligste in meiner Brust zur Lüge. Denn wenn das Gefühl, das mich zu dir hinzieht, mich betrügt, welche Bürgschaft hab' ich, daß das, was mich vor Gott darnieder wirft, Wahrheit ist?
Wen du der Liebe nicht würdigst, den würdige auch nicht des Hasses, / Sache nur sei er für dich, aber mitnichten Person!
Wenn der Körper ausgebildet ist und einen Überfluß enthält, aus dem ein neues Geschöpf sich entwickeln kann, bilden sich die Zeugungsorgane aus. Ebenso erhält die Zeit im Künstler ihr Zeugungsorgan, sobald sie in sich gesättigt ist und Speise für die Nachwelt übrig hat.
Wenn der Mann / sich allzu zärtlich seinem Weibe nähert, / so hat er im geheimen sie gekränkt.
Wenn der Mensch im Schlaf liegt, aufgelöst, nicht mehr zusammengehalten durch das Bewußtsein seiner selbst, dann verdrängt ein Gefühl der Zukunft alle Gedanken und Bilder der Gegenwart, und die Dinge, die kommen sollen, gleiten als Schatten durch die Seele, vorbereitend, warnend, tröstend.
Wenn ein Mensch recht aufrichtig ist, so schadet ihm nicht sowohl das, was er ausspricht, als das, wovon man meint, daß er es verschweigt. Denn niemand glaubt an seine Aufrichtigkeit, und daraus, daß er viel sagt, schließt die verdorbene Menge bloß, daß er noch viel mehr zu sagen hat.
Wenn eine Revolution verunglückt, so verunglückt ein ganzes Jahrhundert; denn dann hat der Philister einen Sachbeweis.
Wenn einer schwört, so macht er sich dadurch nicht anheischig, daß er dich nicht betrügen will, sondern nur, daß er zugleich mit dir auch Gott betrügen will.
Wenn kleine Geister einen guten Gedanken haben, so können sie nicht wieder von ihm loskommen. Der Gedanke hält sie so fest wie ein Magnet; denn er ist größer als sie.
Wenn man etwas recht gründlich haßt, ohne zu wissen warum, so kann man überzeugt sein, daß man davon einen Zug in seiner eigenen Natur hat.
Wenn man montags grüne Blätter zu sich nimmt, dienstags Essig und mittwochs Öl: Kann man dann donnerstags sagen, man habe Salat gegessen?
Wenn sie den Mann nachher zu pflegen und zu erfreuen sucht, so ist das vor dem sittlichen Gesetz durchaus nicht mehr, als wenn sie als Mädchen den Blumenstrauß, der ihr gefiel, mit Wasser begoß. Es geschieht, damit die Blumen ihr umso länger duften.
Wer an Glück glaubt, der hat Glück.
Wer damit anfängt, daß er allen traut, / wird damit enden, daß er Jeden / Für einen Schurken hält.
Wer die Menschen kennen lernen will, der studiere ihre Entschuldigungsgründe.
Wer nach den Sternen reisen will, der sehe sich nicht nach Gesellschaft um.
Wer nie liebte, kann sich leicht einbilden, er liebte stets.
Wer sich aus der Welt wegdenken und seinen Ersatzmann nennen kann, der gehört nicht mehr hinein.
Wer über Nacht zu einer Krone kommt, / der pflegt die besten Perlen schon vor Tag / als Trinkgeld an die Schreier wegzuschenken.
Wie der Schmerz entsteht? Nicht anders, mein Freund, als das Leben: / Tut der Finger dir weh', schied er vom Leibe sich ab, / und die Säfte beginnen, im Gliede gesondert zu kreisen. / Aber so ist auch der Mensch, fürcht' ich, ein Schmerz nur in Gott.
Wie die Verrückte im Hamlet die Blumen verteilt ihr die Kränze / unter die "Männer der Zeit", aber ihr seid bei Verstand.
Wie groß ist der Unterschied zwischen der Barbarei vor der Cultur und der Barbarei nach der Cultur!
Wie oft verwechselt man Einfälle mit Ideen.
Wie viele Lichter verdanken bloß ihrem Leuchter, daß man sie sieht!
Wie, wenn die Leute, die jetzt den Armen hinrichten lassen, weil er sich an ihrem Eigentum vergreift, einmal von den Armen hingerichtet würden, weil sie Eigentum besitzen? Das Recht des Besitzes hat scheußliche Konsequenzen.
Wie? Die Menschheit willst du, der Wichte wegen, verachten? / Bist du denn selbst auch ein Wicht? Oder nicht selbst auch ein Mensch?
Wiederholen alter Lektüre ist der sicherste Probierstein gewonnener weiterer Bildung.
Willst du menschlich mit Menschen in Städten der Menschen verkehren, / stelle die Uhr nach dem Turm, nicht nach der Sonne, mein Freund!
Wir müssen nicht klagen, daß alles vergänglich sei. Das Vergänglichste, wenn es uns wahrhaft berührt, weckt in uns ein Unvergängliches.
Wir sehen oft im Traum den Finger Gottes, / und wenn wir noch im Wachen ängstlich zittern, / wie du es tust, so sahn wir ihn gewiß.
Wir wollen von heut an immer eine Stunde früher anfangen! Niemand weiß, ob er nicht Feierabend machen muß, ehe er müde ist.
Wird ein Stolz, / der es verschmäht, sich zu verteidigen, / es nicht noch mehr verschmähn, sich zu beflecken?
Wo zwei Menschen sich küssen, da schleichen die andern vorüber; / wo sie sich prügeln, da stehn alle als Chorus herum.
Wohl bringt die Liebe uns zuletzt auch Leid; / denn eines muß ja vor dem andern sterben.
Wundern muß ich mich sehr, daß Hunde die Menschen so lieben; / denn ein erbärmlicher Schuft gegen den Hund ist der Mensch.
Wundert's dich, daß er noch immer so faselt? Ich kann es begreifen! / Wenn er sich selbst nicht versteht, glaubt er, ein Genius spricht.