Heinrich von Kleist

108 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Ach der unseelige Ehrgeiz, er ist ein Gift für alle Freuden.

Ach, was ist Menschengröße, Menschenruhm!

Ach, wie erwähltet Ihr heut, Herr Pfarr, so erbauliche Lieder! / Grade die Nummern, seht her, die ich ins Lotto gesetzt.

Auch der Olymp ist öde ohne Liebe.

Auch zu der Liebe schwimmt nicht stets das Glück, / wie zu dem Kaufmann nicht der Indus schwimmt. / Sie muß sich ruhig in des Lebens Schiff / des Schicksals wildem Meere anvertraun, / dem Wind des Zufalls seine Segel öffnen, / es an der Hoffnung Steuerruder lenken / und, stürmt es, vor der Treue Anker gehn; / sie muß des Wankelmutes Sandbank meiden, / geschickt des Mißtrauns spitzen Fels umgehn / und mit des Schicksals wilden Wogen kämpfen, / bis in des Glückes sichern Port sie läuft.

Auf meinem Lebenswege werden mir Menschen aller Art begegnen, und jeden muss ich zu nutzen verstehen.

Bach, als seine Frau starb, sollte zum Begräbnis Anstalt machen. Der arme Mann war aber gewohnt, alles durch seine Frau besorgen zu lassen; dergestalt, daß, da ein alter Bedienter kam und ihm für Trauerflor, den er einkaufen wollte, Geld abforderte, er unter stillen Tränen den Kopf auf einen Tisch gestützt, antwortete: "Sagt's meiner Frau!"

Bequeme Sünd' ist, find' ich, soviel wert / als läst'ge Tugend, und mein Wahlspruch ist: / Nicht so viel Ehr' in Theben und mehr Ruhe!

Bildung scheint mir das einzige Ziel, das des Bestrebens, Wahrheit der einzige Reichtum, der des Besitzes würdig ist.

Das Ersteigen der Berge, wie der Weg zur Tugend, ist besonders wegen der Aussicht, die man eben vor sich hat, beschwerlich.

Das ist der Vorteil / von uns verrufnen hagestolzen Leuten, / daß wir, was andre knapp und kummervoll / mit Weib und Kindern täglich teilen müssen, / mit einem Freunde zur gelegnen Stunde / vollauf genießen.

Das Werk, glaubt mir, das mit Gebet beginnt, / das wird mit Heil und Ruhm und Sieg sich krönen.

Das wäre so erhaben, lieber Ohm, / daß man es fast unmenschlich nennen könnte.

Dein Brief hat mir eine ganz außerordentliche Freude gewährt. Dich so anzuschmiegen an meine Wünsche, so innig einzugreifen in mein Interesse - oh, es soll dir gewiss einst belohnt werden!

Deine Bestimmung, liebe Freundin, oder überhaupt die Bestimmung des Weibes ist wohl unzweifelhaft und unverkennbar; denn welche andere kann es sein als diese, Mutter zu werden und der Erde tugendhafte Menschen zu erziehen?

Den Mann vielmehr beneid' ich, dem ein Freund / den Sold der Ehe vorschießt; alt wird er / und lebt das Leben aller seiner Kinder.

Den Sieg nicht mag ich, der, ein Kind des Zufalls, / mir von der Bank fällt; das Gesetz will ich, / die Mutter meiner Krone, aufrecht halten, / die ein Geschlecht von Siegen mir erzeugt.

Den wir mit unsers Lebens / Gefahr erretteten, der ist uns teuer, / so wie dem Araber der teuer ist, / dem er ein Stück von seinem Brote gab.

Denn das Erworbne, wär's mit einem Tropfen Schweiß / auch nur erworben, ist uns mehr als das Gefundne wert.

Denn der Mensch hat ein unwiderstehliches Bedürfnis, sich aufzuklären. Ohne Aufklärung ist er nicht viel mehr als ein Tier.

Denn festhalten müssen wir, was wir uns selbst erworben haben.

Denn jetzt steig' ich in meinen Busen nieder, / gleich einem Schacht, und grabe, kalt wie Erz, / mir ein vernichtendes Gefühl hervor. / Dies Erz, dies läutr' ich in der Glut des Jammers / hart mir zu Stahl, tränk es mit Gift sodann, / heißätzendem, der Reue durch und durch, / trag es der Hoffnung ew'gem Amboß zu / und schärf' und spitz' es mir zu einem Dolch. / Und diesem Dolch jetzt reich ich meine Brust: / So! So! So! So! Und wieder! - Nun ist's gut.

Denn wenn das Herz ein Bedürfnis hat, so ist es kalt gegen alles, was es nicht befriedigt.

Der Franzose sagt "l'appétit Vient en mangeant", und dieser Erfahrungssatz bleibt wahr, wenn man ihn parodiert und sagt: "l'idée Vient en parlant."

Der ist der wirkliche Amphitryon, / bei dem zu Mittag jetzt gegessen wird.

Der Mensch kann groß, ein Held, im Leiden sein, / doch göttlich ist er, wenn er selig ist!

Der Mensch wirft alles, was er sein nennt, in eine Pfütze, aber kein Gefühl.

Der Postillion ist faul und langsam, ich bin fleißig und schnell. Das ist natürlich, denn er arbeitet für Geld, und ich für den Lohn der Liebe.

Der Sieg ist glänzend dieses Tages, / und Vor dem Altar morgen dank' ich Gott; / doch, wär' er zehnmal größer, das entschuldigt / den nicht, durch den der Zufall mir ihn schenkt. / Mehr Schlachten noch als die hab' ich zu kämpfen / und will, daß dem Gesetz Gehorsam sei. / Wer's immer war, der sie zur Schlacht geführt, / ich wiederhol's, hat seinen Kopf verwirkt.

Der Tugend folgt die Belohnung, dem Laster die Strafe.

Die Oberpriesterin: Unmöglich, da nichts von außen sie, kein Schicksal hält, / nichts als ihr töricht Herz? / Prothoe: Das ist ihr Schicksal! Dir scheinen Eisenbanden unzerreißbar. / nicht wahr? Nun sieh: Sie bräche sie vielleicht / und das Gefühl doch nicht, das du verspottest.

Die Welt, die ganze Masse von Objekten, die auf die Sinne wirken, hält und regiert an tausend Fäden das junge, die Erde begrüßende Kind. Von diesen Fäden, ihm um die Seele gelegt, ist allerdings die Erziehung einer, und sogar der wichtigste und stärkste; verglichen aber mit der ganzen Totalität, mit der ganzen Zusammenfassung der übrigen, verhält er sich wie ein Zwirnsfaden zu einem Ankertau.

Die Überlegung findet ihren Zeitpunkt weit schicklicher nach als vor der Tat. Wenn sie vorher oder in dem Augenblick der Entscheidung selbst ins Spiel tritt, so scheint sie nur die zum Handeln nötige Kraft, die aus dem herrlichen Gefühl quillt, zu verwirren, zu hemmen und zu unterdrücken; dagegen sich nachher, wenn die Handlung abgetan ist, der Gebrauch von ihr machen läßt, zu welchem sie dem Menschen eigentlich gegeben ist, nämlich sich dessen, was in dem Verfahren fehlerhaft und gebrechlich war, bewußt zu werden und das Gefühl für andere künftige Fälle zu regulieren. Das Leben selbst ist ein Kampf mit dem Schicksal, und es verhält sich auch mit dem Handeln wie mit dem Ringen. Der Athlet kann in dem Augenblick, da er seinen Gegner umfaßt hält, schlechthin nach keiner andern Rücksicht als nach bloßen augenblicklichen Eingebungen verfahren, und derjenige, der berechnen wollte, welche Muskeln er anstrengen und welche Glieder er in Bewegung setzen soll, um zu überwinden, würde unfehlbar den kürzern ziehn und unterliegen.

Die zahllosen Krankheiten wundern Dich? Zähle die Ärzte!

Drauf - wie ich übern Lindengang mich nähere, / bei Marthens, wo die Reihen dicht gewölbt / und dunkel wie der Dom zu Utrecht sind, / hör' ich die Gartentüre fernher knarren. / Sieh da, da ist die Eve noch, sag ich / und schicke freudig Euch, von wo die Ohren / mir Kundschaft brachten, meine Augen nach / und schelte sie, da sie mir wiederkommen, / für blind und schicke auf der Stelle sie / zum zweitenmal, sich besser umzusehen, / und schimpfe sie nichtswürdige Verleumder, / Aufhetzer, niederträcht'ge Ohrenbläser / und schicke sie zum drittenmal und denke, / sie werden, weil sie ihre Pflicht getan, / unwillig los sich aus dem Kopf mir reißen / und sich in einen andern Dienst begeben: / Die Eve ist's, am Latz erkenn ich sie.

Du bist, du Heilige, Vor jedem Zutritt / mit diamantnem Gürtel angetan. / Auch selbst der Glückliche, den du empfängst, / entläßt dich schuldlos noch und rein, und alles, / was sich dir nahet, ist Amphitryon.

Ei der Tausend! Wie man doch / die dummen Leute anführen kann!

Ein twatsches Kind - Ihr seht's - gut, aber twatsch, / blutjung, gefirmelt kaum; das schämt sich noch, / wenn's einen Bart von weitem sieht.

Ein Volk, in so viel Häuptern rings versammelt, / bleibt einem Meere gleich, wenn es auch ruht, / und immer rauschet seiner Wellen Schlag.

Ein Weib glaubt gern an ihres Mannes Unschuld.

Elf Ehstandsjahr' erschöpfen das Gespräch.

Entwöhne, Geliebte, von dem Gatten dich / und unterscheide zwischen mir und ihm! / Sie schmerzt mich, diese schmähliche Verwechslung, / und der Gedanke ist mir unerträglich, / daß du den Laffen bloß empfangen hast, / der kalt ein Recht auf dich zu haben wähnt!

Es bricht der Wolf, o Deutschland, / in deine Hürde ein, und deine Hirten streiten / um eine Handvoll Wolle sich.

Es ist der Stümper Sache, nicht die deine, / des Schicksals höchsten Kranz erringen wollen; / du nahmst bist heut noch stets, was es dir bot.

Fasse Mut, sieh mein Bild an, und küsse es.

Frauen stünde gelehrt sein nicht? Die Wahrheit zu sagen, nützlich ist es: Es steht Männern so wenig wie Fraun.

Für Zukunft leben zu wollen - ach, es ist ein Knabentraum, und nur wer für den Augenblick lebt, lebt für die Zukunft.

Gute Nacht, Wilhelmine, meine Braut, einst meine Gattin, einst die Mutter meiner Kinder!

Halt deine Oberlippe fest, Ulyß! / Es steckt mich an, bei den gerechten Göttern, / und bis zur Faust gleich zuckt es mir herab.

Himmel, welch eine Pein sie fühlt! Sie hat so viel Tugend / immer gesprochen, daß ihr nun kein Verführer mehr naht.

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