Gotthold Ephraim Lessing

226 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Die Freude ist schwatzhaft.

Die fürchtende Liebe sieht weit.

Die Gabe zu beten ist nicht immer in unserer Gewalt. Dem Himmel ist beten wollen auch beten.

Die Gabe, sich widersprechen zu lassen, ist wohl überhaupt eine Gabe, die unter den Gelehrten nur die Toten haben.

Die Großmut muß eine beständige Eigenschaft der Seele sein und ihr nicht bloß ruckweise entfahren.

Die größte Deutlichkeit war mir immer die größte Schönheit.

Die gute Galatee! Man sagt, sie schwärz' ihr Haar, / da doch ihr Haar schon schwarz, als sie es kaufte, war.

Die Komödie will durch Lachen bessern, aber nicht eben durch Verlachen.

Die Kunst geht nach Brot.

Die Kunst muß malen, wie sich die plastische Natur - wenn es eine gibt das Bild dachte: Ohne den Abfall, welchen der widerstrebende Stoff unvermeidlich macht; ohne das Verderb, mit welchem die Zeit dagegen ankämpft.

Die Menge auf etwas aufmerksam machen heißt: dem gesunden Menschenverstand auf die Spur zu helfen.

Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen.

Die Neugier eines ehrlichen Mannes steht da gern stille, wo Wahrheitsliebe sie nicht weiter treibt und Liebe des Nächsten sie stillzustehen bittet.

Die Poesie geht mehr auf das Allgemeine und die Geschichte auf das Besondere.

Die Prügel, die ein Bedienter von seinem Herrn bekommt, gehören nicht in das Recht der Natur, sondern in das bürgerliche Recht. Wenn sich ein Bedienter vermietet, so vermietet er auch seinen Buckel mit.

Die Ruinen des einen braucht die allzeit wirksame Natur zu dem Leben des andern.

Die Sprache der Natur, die in den Geschöpfen Gottes redet, nebst Vernunft und Gewissen ist allein die allgemeine Sprache, dadurch sich Gott allen Menschen und Völkern offenbaren kann.

Die Unglücklichen ketten sich so gern aneinander.

Die Verstellung bleibt immer kalt. /

Die Waage gleicht der großen Welt: / Das Leichte steigt, das Schwere fällt.

Die Wunder, die Christus und seine Jünger taten, waren das Gerüst und nicht der Bau. Das Gerüst wird abgerissen, sobald der Bau vollendet ist.

Du bist die unbedeutende Sprache der Galanterie zu wenig gewohnt. Eine Höflichkeit wird in ihr zur Empfindung, eine Schmeichelei zur Beteuerung, ein Einfall zum Wunsche, ein Wunsch zum Vorsatz.

Du magst so oft, so fein, als dir nur möglich, lügen, / mich sollst du dennoch nicht betrügen. / Ein einzigmal nur hast du mich betrogen: / Das kam daher, du hattest nicht gelogen.

Du schmähst mich hinterrücks? Das soll mich wenig kränken. / Du lobst mich ins Gesicht? Das will ich dir gedenken.

Ei was! - Es wär nicht Geckerei, / bei Hunderttausenden die Menschen drücken, / ausmergeln, plündern, martern, würgen und / ein Menschenfreund an Einzeln scheinen wollen?

Ein anderes ist: Auf etwas antworten; ein anderes: Etwas beantworten.

Ein einzig böses Weib lebt höchsrens in der Welt. / Nur schlimm, daß jeder seins für dieses einz'ge hält.

Ein einziger dankbarer Gedanke gen Himmel ist das vollkommenste Gebet!

Ein Preservatif ist auch eine schätzbare Arzeney; und die ganze Moral hat kein kräftigers, wirksamers, als das Lächerliche.

Ein Titel muß kein Küchenzettel sein. Je weniger er von dem Inhalte verrät, desto besser ist er.

Ein Vergnügen erwarten ist auch ein Vergnügen.

Ein volles Herz kann die Worte nicht wägen.

Eine heilige Handlung wird durch das Feierliche nicht kräftiger.

Eine Schwalbe flog auf ein Schaf, ihm ein wenig Wolle für ihr Nest auszurupfen. Das Schaf sprang unwillig hin und wider. "Wie bist du denn nur gegen mich so karg?" sagte die Schwalbe. "Dem Hirten erlaubst du, daß er dich deiner Wolle über und über entblößen darf, und mir verweigerst du eine kleine Flocke. Woher kömmt das?" - "Das kömmt daher", antwortete das Schaft, "weil du mir meine Wolle nicht mit ebenso guter Art zu nehmen weiß als der Hirte."

Einem ehrlichen Manne, der es sich in der Welt hat sauer werden lassen, ist die Vorstellung des Grabes nicht so marternd als die Vorstellung eines lachenden Erben.

Einen Betrüger betrügt man nicht, sondern den hintergeht man nur.

Eines Fehlers wegen entsagt man keinem Manne.

Entweder ist nichts verloren oder alles. Ruhig sein können und ruhig sein müssen - kömmt es nicht auf eines?

Erröten macht die Häßlichen so schön / und sollte Schöne nicht noch schöner machen?

Erziehung gibt dem Menschen nichts, was er nicht auch aus sich selbst haben könnte, nur geschwinder und leichter.

Es hat mich oft / geärgert, hat mir Tränen genug gekostet, / wenn Christen gar so sehr vergessen konnten, / daß unser Herr ja selbst ein Jude war.

Es ist Arznei, nicht Gift, was ich dir reiche.

Es ist der Fehler des Jünglings, sich immer für glücklicher oder unglücklicher zu halten, als er ist.

Es ist ein Beweis für die wahre, für die richtig verstandene wahre Religion, wenn sie uns überall auf das Schöne zurückbringt.

Es ist einem jeden vergönnt, seinen eigenen Geschmack zu haben, und es ist rühmlich, sich von seinem eigenen Geschmack Rechenschaft zu geben suchen. Aber den Gründen, durch die man ihn rechtfertigen will, eine Allgemeinheit erteilen, die, wenn es seine Richtigkeit damit hätte, ihn zu dem einzigen wahren Geschmacke machen müßte, heißt aus den Grenzen des forschenden Liebhabers herausgehen und sich zu einem eigensinnigen Gesetzgeber aufwerfen.

Es ist so traurig, sich allein zu freuen.

Es sei, daß noch durch keinen Streit die Wahrheit ausgemacht worden, so hat dennoch die Wahrheit bei jedem Streit gewonnen. Der Streit hat den Geist der Prüfung genährt, hat Vorurteil und Ansehen in einer beständigen Erschütterung erhalten; kurz. hat die geschminkte Unwahrheit verhindert, sich an die Stelle der Wahrheit zu setzen.

Es sind nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten.

Es wäre wenig in der Welt unternommen worden, wenn man nur immer auf den Ausgang gesehen hätte.

Geschichte muß doch wohl allein auf Treu / und Glauben angenommen werden? Nicht?

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